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Lyra: Roman

Lyra: Roman

Titel: Lyra: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Jittcrbug. »Sie lebt jetzt im Mond.«
    »Muss ich das verstehen?«
    Er wurde ernst. »Nein, musst du nicht«, antwortete er schnell und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Sie ist fort. Verschwunden, einfach weg. Das ist alles, was wichtig ist.«
    »Dein Bruder und du, ihr habt nicht...« Sie machte ein Hitchcock-Gesicht.
    »Herrje, Sunny, nein. Wir hätten zwar allen Grund dazu gehabt, denn unsere Mutter war ein böser Mensch, wirklich. Und was sie dir angetan hat, das hat sie absichtlich getan. Aber ihr Verschwinden war einzig und allein ihre Sache.«
    Sunny zog die Schuhe aus und legte die Füße hoch.
    Sie legte den Kopf schräg, sah Danny an und nickte.
    »Und trotzdem«, sagte er, »müssen wir jetzt einen Ausweg suchen. Bis es uns gelingt, ihre Macht über dich und unsere Kleine zu brechen.«
    Sie erreichten Morgan City, Louisiana, am späten Nachmittag. Die Schilder an der Straße priesen die kleine Stadt, die sich an die Ufer des Atchafalaya River schmiegte, als So ziemlich in der Mitte von allem an, was den nicht geringen Stolz der Einwohner, hier leben zu dürfen, erahnen ließ.
    Plakate kündigten für den nächsten Monat das große Louisiana Shrimp and Petrolium Festival an.
    »Nette Gegend«, murmelte Danny.
    »Du sagst es.«
    Sie fuhren die Hauptstraße entlang. Geschäfte, Supermärkte, Parkanlagen, Menschen, die ruhig ihrem Tagwerk nachgingen. Fahnen hingen müde an Stangen, in den Scheiben der parkenden Autos drifteten dünne Wolken wie Schiffe am Himmel entlang.
    Es roch nach den Küstenmarschen, ein Geruch, den Danny aus seiner Heimat kannte, der hier aber warm und schwer war. Schlick und Morast, darüber ein Echo von Ebbe, wie Regen, der aus der Ferne die Spitzen der Gräser berührt, an einem Sommertag voller Gewitterwolken.
    Sie suchten den Laden, den Mr. Jones ihnen empfohlen hatte. Keine leichte Aufgabe, denn der Ort war größer, als sie ursprünglich gedacht hatten.
    L 'Acadie.
    Danny parkte den Wagen am Rathaus.
    Sie stiegen aus und gingen langsam die Hauptstraße entlang, betrachteten die Schaufensterauslagen der Geschäfte. Klamotten, Bücher, Angelzeug, das waren die Sachen, die hier verkauft wurden. Es gab Postkarten, auf denen man den breiten Atchafalaya River und die Ölbohrtürme erkennen konnte, die meisten der Aufnahmen stammten allerdings aus den 50er Jahren, waren schwarz-weiß oder schrill koloriert. Es gab helle Hüte, karierte Hemden, traditionelle Cajun-Kleidung. Dazu Alligatoren aus grünem Plastik, Zypressenstückchen mit dem Namen des Ortes, Wasserschildkröten, noch so klein, dass man fünf von ihnen in einer Handfläche tragen konnte. Alles für die Touristen. Auf den Speisekarten der Restaurants standen Jambalaya, Crawfish, Raison d'être of Oysters Bienville oder Rockefeller, Po- Boys uncí Red Beans and Rice. Die Buden, die überall aus dem Boden wuchsen, verkauften Gumbo, Muffulettas, Plantain sowie Andouille und Boudin. Café au lait wurde hier serviert, und beignets gab es in allen Variationen.
    »Wo finden wir jetzt den Laden?«, fragte Sunny. Sie war müde.
    »Wir fragen irgendwen.«
    Die einfachste Lösung.
    Ein alter Mann, der auf der Bank vor einem Store saß, konnte ihnen weiterhelfen. Er sah aus wie ein Monument für die Menschen, die hier lebten, das faltige Gesicht wettergegerbt von den Fahrten mit dem Kutter hinaus aufs Meer.
    »Ah, américains«., sagte er in einem gedehnten Dialekt. Cajun.
    Keine fünf Minuten später hatten sie den Laden gefunden.
    L 'Acadie.
    Es war ein kleiner Laden, nicht weit vom Turn-of-the-Century House entfernt.
    An der Tür, die offen stand, hingen Zettel und Notizen, Zeitungsausschnitte, Anzeigen, Verkaufswünsche, Kaufgesuche. Es ging um alles Mögliche: um Autos, gebrauchte Boote, diverse Gerätschaften aller Art. Jobgesuche, Kontaktanzeigen, Tipps fürs Wochenende.
    »Hey, Zettel«, sagte Sunny. Sie mochte Zettel.
    Sie betraten den Laden.
    Drinnen war es angenehm kühl.
    Der enge Raum war mit langen Regalreihen zugestellt. Überall standen Säcke und Kisten herum, halb geöffnet, so dass man einen kurzen Blick auf den Inhalt erhaschen konnte.
    »Hier gibt es ja fast alles«, staunte Danny.
    In der Tat, die Regale quollen über vor Waren.
    Neben Konservendosen, Fleisch, Gemüse, Brot und Bier, gab es Schrauben, alle möglichen Werkzeuge, Taschenbücher, vergilbte Postkarten von der Gegend, Tüten mit Saatgut, Zeitschriften, Blumentöpfe, Toaster, Wasserkocher, Kescher, Gummistiefel, Anglerhosen, The Times Picayune,

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