Lyra: Roman
dem Finger gegen den Kopfhörer.
»Funktioniert«, hörte er sie sagen.
Sunny saß da und wirkte verlegen.
»Du wirst jetzt Daddy«, sagte sie.
Woosh!
Noch einmal.
Danny starrte sie an.
Seine Hände zitterten.
Und all seine Gefühle, all die Ängste, Erwartungen, Lieder; all die Gedanken, die kunterbunter nicht hätten sein können; all die Jahre, die noch vor ihnen lagen; alle Freude, alle Unsicherheit, alle Schreie und alle Worte, die geordnet zu sagen ihm nicht mehr möglich war; all die Dinge, die er in diesem Augenblick tun wollte; all die Szenen aus Filmen, an die er sich zu erinnern versuchte; all die Songtexte, die jetzt geeignet gewesen wären, kunstvoll und cool zitiert zu werden; all die Lässigkeit, die er so gern zur Schau stellte; alle Momente, die er mit Sunny, oh, mit dieser wundervollen Frau verband - dies alles manifestierte sich in nur einem einzigen Wort.
»Wow!«
Sunny stutzte. »Wow?« Er sah ihr Lachen, es wirkte nervös. Er nickte. »Ja, wow!«
Dann stand er auf, spürte, wie seine Beine bebten, öffnete die Tür, ging zu ihr hin, hob sie behutsam hoch. Wow«, wiederholte er, definitiv uncool, absolut hemmungslos.
»Wow«, echote sie.
»Wow«, sagte er erneut.
Sie musste lachen, ein wenig erleichtert. »Ich hoffe, dass unser Baby einmal einen größeren Wortschatz haben wird.« Er küsste sie. »Wow«, sagte er.
»Ehrlich, Danny, wie fühlst du dich?« »Wow.«
»Das weiß ich jetzt.« Er ließ sie wieder zu Boden.
»Wow, wow, wow!« Er wurde ernst: »Ich habe Schiss.« So, jetzt war es raus. Sie berührte seine Lippen. Küsste ihn.
Flüsterte: »Und ich erst.«
Er starrte an ihr vorbei auf das Mischpult. Auf den Zettel mit der Set-Liste. All die Songs, die sie erst noch einspielen mussten. All die Songs, die noch gar nicht geschrieben waren und von denen sie nicht wussten, ob sie jemand hören wollte.
»Wir schaffen das«, versprach er ihr. Manchmal musste man die Zuversicht beim Schöpfe packen, auch wenn sie sich wehrte.
»Klar«, war ihre Antwort.
»Ich meine es ernst.«
Ihre Antwort kam zögerlich. »Wirklich?«
»Wir schaffen das.«
Sie sagte laut: »Wow!«
Die Erleichterung darüber, wie er die Neuigkeit aufgenommen hatte, brach nun hervor. Eine Fülle von Lauten, die alle Lieder gleichzeitig in sich vereinten, so klar wie das Lachen, aus dem Feen geboren werden.
»Sunny, wir schaffen das.«
Tränen flössen ihr übers Gesicht. »Wir können alles schaffen.« Sein Blick auf die Set-Liste war ihr nicht entgangen. Er drückte sie an sich und murmelte noch einmal nur ein einziges Wort in ihr Haar. »Wow.« Das war alles, was er sagen konnte. Nur: »Wow!«
So oft, bis ihm der Atem stocken würde.
Denn das war es, was in ihm vorging. Das Leben war Rock 'n' Roll, gleich hier und jetzt, in diesem Moment, und er spürte es, wie er es nie zuvor im Leben gespürt hatte.
Er umarmte Sunny und fühlte ihren Herzschlag, und es gab nichts mehr zu sagen an diesem sonnigen Nachmittag, an dem alles, was sie beide stammeln konnten, sowieso nur zu fassungslosen Wiederholungen einsilbiger Worte der Begeisterung wurde.
Und jetzt?
Er musste ebenfalls lächeln.
Doch anders als bei dem Lächeln, das ihn damals im Tonstudio hatte erstrahlen lassen, flössen jetzt Schatten darin herum, unruhige Geister, die Zweifel flüsterten und Ängste fütterten.
Er bemerkte, dass Sunny ihn beobachtete.
»Du bist wach?«, fragte er.
»Seit einigen Minuten.«
»Hm.«
»Du siehst so ernst aus.« Sie berührte seine Schläfe. »Da ist eine kleine Falte, die vorher nicht da war.«
»Ich habe an die Kleine gedacht.«
»Jenny.«
Er nickte. »Ja, das ist sie jetzt wohl... eine Jenny.« »Unsere Jenny.«
Er legte eine Hand auf ihren Bauch. »Hey, Jenny.« Einen Moment schwiegen sie. Im Radio sangen Pearl Jam. Man ot'the Hour.
Wenn nicht jetzt, wann dann? »Ich muss dir etwas sagen.«
Sunny horchte auf. »Ein Geheimnis?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, eigentlich nicht. Na ja, nicht wirklich. Ich habe es dir bloß noch nicht erzählt, das ist alles.«
»Jetzt bin ich aber neugierig.«
Er seufzte. »Ich war in Schottland, um einige Dinge zu klären.« »Ich weiß.«
»Meine Mutter ist verschwunden«, sagte er. Es klang so banal. »Sie wird uns nicht mehr behelligen.«
»Dein Bruder hat mich kurz angerufen, als du dort warst.«
»Ich weiß.«
»Klang sehr britisch.«
»Ja, das ist er.«
Sie schaute nach vorn. »Wo ist deine Mutter jetzt?«
Er kicherte, und es klang wie ein
Weitere Kostenlose Bücher