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Lyra: Roman

Lyra: Roman

Titel: Lyra: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Schläuche, Schliisselanhänger, Eimer und vieles mehr.
    »Ja«, erklang eine Stimme, so tief wie ein Bass, der den Rhythmus bestimmt. »Wir haben wirklich fast alles.« Sie gehörte einem großen Mann, der hinter einem Vorhang hinter der Kasse hervorkam, »In der guten alten Zeit nannte man so was wie das hier einen Trödelladen. Schöner alter Begriff, den heute leider keiner mehr benutzt.«
    »Trödelladen«, wiederholte Sunny, »klingt schön.«
    Der Mann trat auf sie zu. Grüne Cargo-Hose, Unterhemd, Sandalen. »Ich bin Lafitte«, stellte er sich vor. »Henri Lafitte.« Dunkle Haut, wache Augen, kurzes Haar. »Sie beide sind fremd hier. Hab Sie noch nie gesehen.«
    Danny nickte.
    »Zugezogen?«
    Sunny schüttelte den Kopf. »Nein, einfach nur fremd.«
    Lafitte zeigte ein strahlend weißes Lächeln. »Touristen«, grinste er. »Also, womit kann ich Ihnen dienen?« Er ging zu einem Kühlschrank, der bei den Nägeln und Bohrmaschinen stand. »Es gibt Shrimps. Herb Natchez hat sie heute Morgen erst vorbeigebracht. Sind frisch aus dem Golf.«
    Danny sah sich um.
    »Wir haben gehört, dass man mit Ihnen in die Bayous fahren kann.«
    »Stimmt.« Er wurde neugierig, und die Aussicht auf etwas zusätzliches Geld ließ seine Augen aufleuchten. »Sie können mit vielen hier in die Bayous fahren, aber wenn Sie sich für mich entscheiden, dann haben Sie eine gute Wahl getroffen.«
    Danny schaute in die ruhigen dunklen Augen und fand dort nichts, was ihn hätte misstrauisch werden lassen. »Wir suchen jemanden.«
    »In den Bayous?« Lafitte wirkte wie jemand, der geradeheraus sagte, was er dachte. Er war keiner, der falsche Freundlichkeit zeigte.
    »Naja, klingt vielleicht komisch, aber...«
    Sunny schaltete sich ein. »Ja. Wir suchen jemanden in den Bayous.«
    Lafittes Augen wurden zu schmalcn Schlitzen. »Es kommen nicht oft Fremde in meinen Laden, die etwas in den Bayous suchen.« Er musterte sie jetzt genauer. »Die Leute, die herkommen, wollen normalerweise ein paar Alligatoren sehen, vielleicht 'ne Bisamratte, aber das war's dann auch schon.«
    »Haben Sie schon einmal vom Maison Rouge gehört?«
    Lafitte grinste. »Draußen, wo die Brashear Road endet, da gibt's *nen Trailer, den manche so nennen.« Er schien die Anspielung amüsant zu finden. »Ist immer was los, wenn's dunkel wird.«
    »Nein«, sagte Sunny, »den suchen wir bestimmt nicht.«
    »Na ja, dachte ich mir eigentlich. Den suchen normalerweise keine Paare.« Sein Blick wurde ernst. »Dachte, ich versuch's erstmal damit.«
    »Das Maison Rouge in den Sümpfen. Dorthin wollen wir.«
    »Oh, rnerde.« Lafitte schaute sich um. »Das suchen nicht viele.« Leiser, kaum hörbar, fügte er hinzu: »Und andere, die's gefunden haben, konnten keinem davon erzählen.« Er tat geheimnisvoll. »Gibt viele Geschichten darüber, wissen Sie?!«
    »Ja, wir haben davon gehört.«
    »Können Sie uns fahren?«, fragte Danny.
    Der große Mann schüttelte den Kopf. »Keiner weiß, wo es ist. Ist vielleicht auch nur eine Geschichte.«
    »Vielleicht gibt es jemanden, der sich besser in den Sümpfen auskennt?«, mutmaßte Sunny.
    Lafitte holte tief Luft, wirkte in seiner Eitelkeit gekränkt. »Sagen Sie mir erstmal, was Sie dort wollen.«
    »Wir suchen jemanden, der uns helfen kann.«
    »Helfen?«
    Sunny sagte: »Es geht mir nicht gut.« Sie zog ein Gesicht. »Naja, und wir haben gehört, dass die Frauen, die dort leben, einen... gesund machen können.«
    Lafitte starrte sie an. Er ließ sich nicht hinters Licht führen, ging aber nicht weiter darauf ein. »Schon gut, Lady, es geht mich nichts an. Ist nur so, dass man nicht leichten Herzens dorthin geht.«
    »Dann wissen Sie, wo es ist?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich kenne jemanden, der les viperes öfter sieht.« Er lehnte sich auf die Kasse, ein altes, rostiges Ding, das mit den allerersten Ölsuchern in diese Gegend gekommen sein musste.
    »Les viperes?«, hakte Danny nach.
    »So nennen wir sie, Les viperes. Es sind drei Schwestern, soweit ich weiß. Sie sind alt, und sie leben seit Ewigkeiten da draußen in den Sümpfen. Keine Ahnung, ob das Haus, in dem sie leben, das Maison Rouge genannt wird. Aber da ist auf jeden Fall ein großes Anwesen, das bewohnt ist.« Er lachte laut auf. »Sie leben einfach irgendwo da draußen. Gibt'ne Menge Leute, die verstreut in den Bayous leben.«
    »Aha.«
    Danny war sich nicht sicher, ob Lafitte ihnen wirklich helfen konnte. »Es sind also gewöhnliche Frauen.«
    Der Ladenbesitzer

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