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Lyra: Roman

Lyra: Roman

Titel: Lyra: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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geschlossen.«
    »Ich weiß.«
    »Hier ist jetzt sonst keiner.«
    »Aber Sie könnten mir trotzdem helfen«, stellte Danny fest. Krämer schüttelte den Kopf. »Kennen wir uns?« »Bin schon mal hier gewesen. Hab 'ne Sunburst gekauft.« Die Augen des Geschäftsmannes leuchteten auf. »Die J-45er.« Okay, er erinnerte sich also. »Letzten Monat«, präzisierte Danny.
    »Ja, gut.« Kramer nuschelte etwas, fragte dann: »Wie kann ich Ihnen helfen?« In den Äuglein blitzten Dollarzeichen »Ich suche jemanden«, versuchte Danny es erneut.
    Willi Kramer ließ sich nichts anmerken. Fragte: »Wen denn?«
    »Den Zimmermann.«
    Stille.
    Willi Kramer kratzte sich am Kopf, der auf einmal eine ungesunde Farbe angenommen hatte. »Ich kennen keinen Zimmermann.«
    »Er kauft hier seine Gitarren, da bin ich mir sicher.«
    »Hab ihn nie gesehen.«
    »Manchmal gibt er auch eine alte ab. Eine, die er nicht mehr braucht.« Danny zog einen Zettel aus seiner Jackentasche. Er kritzelte etwas darauf. »Das hier ist meine Nummer.« Er schenkte Kramer einen eindringlichen Blick. »Rufen Sie mich an, wenn Sie mit ihm gesprochen haben.«
    Willi Kramer starrte den Zettel an, streckte instinktiv die Hand danach aus, schüttelte aber den Kopf, ohne Danny aus den Augen zu lassen. »Hey, ich kenne keinen Zimmermann.«
    Danny seufzte. »Hören Sie, das ist der einzige Laden im Umkreis von hundert Meilen, der eine gebrauchte Gibson Nick Lucas Special verkauft.« Er deutete auf das gerahmte Schild im Schaufenster. »Der einzige Musiker, der eine Gibson Nick Lucas Special gespielt hat, war der Zimmermann.«
    Willi Kramer, der bemerkte, dass es keinen Zweck hatte, zu leugnen, sagte: »Von '63 bis '66.«
    Danny nickte. »Genau. Er hatte die J-50 verloren und sich die Gibson Nick Lucas zugelegt.«
    Willi Kramer überlegte, rang mit sich selbst. »Nehmen wir an«, sagte er nach einigen Augenblicken, die wie Stunden, so lang, gewesen waren, »nehmen wir also nur an, ich hätte wirklich einen Kunden wie den Zimmermann.« Er rieb sich nervös die Augen. »Sie können verstehen, dass er bestimmt nicht erfreut wäre, wenn ich ihm die Fans auf den Hals hetze.«
    »Ich bin Musiker«, sagte Danny. »Und ich muss mit dem Zimmermann reden. Es ist wirklich wichtig.«
    Willi Kramer nickte.
    Danny versuchte es anders. Ruhig und bestimmt sagte er mit Bedacht: »Wenn Sie die Telefonnummer von jemandem haben, Mr. Kramer, von jemandem, den man den Zimmermann nennt, dann bitte ich Sie nur, ihn anzurufen. Sagen Sie ihm, dass ich ihn sprechen muss.«
    »Warum sollte ich das tun?«
    »Wenn der Zimmermann ein guter Kunde ist, dann werden Sie alles tun, um ihm nicht zu schaden oder ihn zu verärgern.«
    Kramer wurde ernst. »Wollen Sie mir drohen?«
    Danny schüttelte den Kopf. »Nein, will ich nicht.«
    »Hm.«
    »Wenn Sie den Zimmermann anrufen«, kam Danny jetzt schnell zur Sache, »dann teilen Sie ihm nur ein einziges Wort mit, sonst verlange ich nichts von Ihnen.«
    »Nur ein einziges Wort?«
    »Nicht mehr.«
    »Was ist das für ein Wort?«
    Danny beugte sich zu ihm vor und flüsterte: »Sherazade.«
    Krämer blinzelte. »Das ist alles? Sheherazade? Die Lady aus Tausendundeiner Nacht?«
    »Nein, nicht Sheherazade.« Danny betonte es richtig: »Sherazade.«
    Krämer zuckte die Achseln. »Und dann?«
    »Sagen Sie ihm, dass ich ihn sprechen muss. Wo immer es ihm recht ist.«
    Kramer wand sich noch ein wenig. »Und wenn ich das nicht tue?«
    »Dann«, pokerte Danny, »wird die Welt erfahren, was eine Sherazade ist.« Er lächelte wissend und überheblich. »Glauben Sie mir, niemand will, dass es so weit kommt, am allerwenigsten der Zimmermann.« Danny wartete eine Antwort gar nicht erst ab. »Und wenn er erfährt, dass Sie es vermasselt haben...« Er deutete auf den Zettel, den Kramer in der Hand hielt. »Sherazade«, wiederholte er. »Sagen Sie ihm, dass jemand da war, der sich damit auskennt.«
    Kramer nickte.
    Danny Darcy lächelte freundlich. »Danke«, sagte er von ganzem Herzen, »Sie haben mir wirklich weitergeholfen.« Er drehte dem kleinen Laden namens The Rolling Thunder den Rücken zu, ging zu seinem Pick-up, stieg ein und fuhr zurück zum Leuchtturm.
    Im Radio lief Chris Isaak. Wicked Game.
    Das Spiel hatte begonnen.
    Der Abend kam schnell, als er zu Hause war.
    Das Telefon klingelte nicht.
    Er lief unruhig im Leuchtturm auf und ab, erledigte Arbeiten, die zu erledigen waren, auch wenn sie noch Wochen hätten warten können. Er sortierte alte Demo-Tapes, kritzelte

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