Lyra: Roman
unfertige Songtexte in sein Notizbuch, räumte die Küche auf, lungerte im Internet herum.
Nichts.
Kein Anruf von Kramer.
Stattdessen nur Erinnerungen an das, was ihn dies alles tun ließ.
Er seufzte.
Danny Darcy wusste, dass man eine Lüge niemals mit einer Lüge bekämpfen konnte. Er wusste jetzt, wie ein zerrissenes Herz sich anfühlte. Doch auch das half ihm nicht weiter.
Es war vorbei.
»Du bist so ein Arschloch!« Sunny hatte schon immer die Fähigkeit besessen, die Dinge auf den Punkt zu bringen.
Der Tag, an dem es geendet hatte, war ein heißer Sommertag gewesen.
Danny kam mit dem Flieger aus New York, wo er Interviews gegeben und anschließend mit Wayne Detering gesprochen hatte, einem der Produzenten von Telegraph Records, dem Label, das Dylan's Dogs seit ihren Anfängen betreute.
Am Flughafen mietete er sich einen Buick. Er wollte im Tonstudio vorbeischauen, danach Sunny in der Innenstadt abholen und mit ihr gemeinsam die fast dreihundert Kilometer nach Hause fahren, zum Leuchtturm am Lake Superior.
Er traf Alex und Mike wie geplant im Studio in der Cleveland Avenue, ging mit ihnen einige Takes durch, die beide mit Sunny am Vortag schon abgemischt hatten, und fuhr danach zum vereinbarten Treffpunkt.
Er gabelte Sunny vor dem Walker Art Center auf. Sie sprang in den Wagen, knallte die Tür zu.
Als er sie küssen wollte, drehte sie den Kopf weg.
»Daniel Darcy!« Er wusste, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war, wenn sie ihn so ansprach.
»Du bist sauer.«
Sie funkelte ihn mit ihren blauen Augen an. »Ich bin sauer.« Sie sagte es so leise, dass es der bedrohlichste Satz der Welt wurde.
Danny fuhr los, konzentrierte sich auf den dichten Verkehr.
Langsam fuhr er nordwärts. Mit ein wenig Glück würden sie aus der Stadt sein, bevor die Straßen vollends verstopft wären.
Er warf Sunny einen Blick von der Seite zu. Sie trug die Haare offen und wirkte müde.
»Ist alles okay?«
Sie funkelte ihn böse an.
»Warum bist du sauer?«, hakte er vorsichtig nach. Eine Menge Gründe gingen ihm durch den Sinn, keiner davon wirklich schlimm. Es gab Tage, da war Sunny eben sauer. Draußen war es heiß, sie war am Anfang ihrer ersten Schwangerschaft, und sie wollte vermutlich einfach nach Hause.
»Du warst im Going going.« Es war eine Feststellung, die die Stille wie ein Messer zerschnitt.
Er hatte keine Ahnung, wovon sie redete. »Ich war im Studio.«
»Das Going going ist ein Cafe.«
»Hm.« Er runzelte die Stirn.
»Ich habe dich gesehen.«
Jetzt warf er ihr einen besorgten Blick zu. Dies schien kein gutes Gespräch zu werden. Noch immer hatte er keine Ahnung, worauf sie hinauswollte. Er kannte kein Cafe namens Going going.
»Mit der Lady in Black«, sagte sie.
»Mit wem?«
»Dem Flittchen, Anfang zwanzig, Tits on sticks und geschminkt wie Morticia Addams.«
Danny starrte sie an und gab sich Mühe, trotzdem noch auf den Verkehr zu achten. Ein großer BMW schob sich vor ihm in die Schlange.
»Eine total verfickte Groupie-Schlampe, die absolut jeden, der ein Mikro halten kann, eben mal ranlässt.«
Ein außerordentlich ungutes Gefühl machte sich in Dannys Magen breit. Er fühlte sich hilflos und durcheinander. »Sunny...«
»Nenn mich nicht Sunny. Ich habe euch gesehen.«
»Blödsinn.« Das war genau das, was es war.
»Stell dich bloß nicht dumm, Daniel Darcy!«, schrie sie ihn an. »Ihr seid Arm in Arm die Straße entlanggegangen.«
Beinah wäre er auf den Wagen vor ihm aufgefahren.
»Was redest du da?«
Sie hatte Tränen in den Augen. »Ich habe euch gesehen. Du Arschloch! Es ist keine Stunde her, und du willst mir jetzt sagen, dass du dich nicht erinnern kannst? Klein und geil, mit frisch gemachten Titten.«
Danny ahnte, dass etwas nicht stimmte.
»Sunny!«
Sie stampfte mit dem Fuß auf den Boden. »Nenn mich nicht so, wenn ich sauer bin.« Dann sprudelten die Worte nur so aus ihr heraus. »Du hast sie geküsst, du Scheißkerl.«
»Ich habe niemanden...«
»Ach, halt doch die Klappe!«
»Sunny!«
Sie schlug ihm mit der Faust aufs Bein. »Du sollst die Klappe halten. Ich habe euch beide gesehen, Daniel Darcy. Mit meinen eigenen Augen. Was, glaubst du, kannst du mir jetzt noch erzählen?«
»Ich...« Seine Hände begannen zu zittern.
»Du hast sie geküsst, und es sah nicht so aus, als würdest du es das erste Mal tun.«
Danny begann zu schwitzen. Er wusste, dass er sich nichts zuschulden hatte kommen lassen. Aber wenn Sunny behauptete, dass sie ihn mit dieser
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