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Lyra: Roman

Lyra: Roman

Titel: Lyra: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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an dieses Zeugs.«
    »Es ist Tradition«, ergänzte Henri.
    Laveau sah sie ernst an. »Seine Ursprünge, müssen Sie wissen, hatte Voodoo im Königreich Dahome.« Er ging zu einem Herd und ließ Wasser aufkochen. »Kaffee?«
    Sunny verzog das Gesicht.
    Danny nicht. Er schaute sich wachsam um.
    »Zombie «, fuhr Laveau fort, »war einer der wichtigsten Götter und wurde oft als eine riesige Pythonschlange dargestellt. Die Dahome glaubten, dass die Menschen am Anfang aller Existenz blind waren und erst durch die große Schlange und ihre Geschichten die Sehkraft erhielten.«
    »Daher also der Schlangenkult.« Sunny begutachtete all die ausgestopften Schlangen, die an Schnüren von der Decke hingen.
    Laveau nickte. »Das Kino hat seinen Teil dazu beigetragen, dass die alten Zeremonien von einst als blutrünstige heidnische Rituale wahrgenommen werden. Pah! Alles dummes Zeug.« Er mahlte die Kaffeebohnen, während das Wasser kochte. »Die Dahome«, erklärte er und drehte die Kaffeemühle, »verkauften die Sklaven an die Franzosen, und diese verschleppten sie dann in die amerikanischen Kolonien. So erreichte der Voodoo-Kult die Zuckerrohrplantagen. « Er senkte die Stimme. »Jeder Mensch braucht etwas, woran er glauben kann, (st wie das Geschichtenerzählen. Wenn man daran glaubt, dann funktioniert es.«
    Danny bewunderte eine riesige Sumpfnatter, die in einem Glaskasten auf dem Regal über dem Herd lebte und gerade eine lebendige Maus vertilgte.
    Laveau goss den Kaffee auf und reichte jedem von ihnen eine Blech tasse.
    »Für mich nicht«, sagte Sunny.
    Laveau zuckte die Achseln.
    »Schwanger«, erklärte Henri.
    Sie warf ihm einen leicht entnervten Blick zu, sagte aber nichts.
    Laveau nahm es zur Kenntnis, das war alles.
    »Damals«, erklärte er, »als meine Mama noch lebte, versammelten sich die Anhänger des Voodoo drüben am Lake Pontchartrain.« Ein dunkles Leuchten funkelte in seinen Augen auf. »Richtige Orgien wurden da abgehalten. Aber aus Angst vor einer Revolte der Sklaven wurden diese Treffen schließlich von der Obrigkeit verboten.« Er schlürfte den Kaffee. »Na ja, später dann, als man merkte, dass weiterhin heimliche Treffen abgehalten wurden, erlaubte man an Sonntagen eine Versammlung auf dem Congo Square,« Er schüttelte den Kopf. »Doch diese Veranstaltungen zogen natürlich nur weitere Menschen an, die sich von den Tänzen, den Kostümen und der Trommelmusik begeistert zeigten.« Er lachte. »Sie sehen, etwas, was Gutes bewirkt, setzt sich immer durch.«
    »Verkaufen Sie viel von diesen Dingen?«
    »Die meisten Sumpfleute legen sich das eine oder andere zu.« Er grinste breit und wirkte in diesem Moment wie ein Gauner, der etwas zu verbergen hat. »Sie haben Angst vor bösen Geistern, dem Rougarou und anderen Dingen, die in den Bayous leben,«
    »Und Sie?«, fragte Sunny.
    »Meine Mutter lehrte mich die alten Riten. Ich mochte die Sümpfe schon als Kind, Hier sind die Dinge, wie sie sein sollen. Man ist dem wahren Leben viel näher verbunden.«
    Danny fand, dass es an der Zeit war, zur Sache zu kommen. »Kennen Sie einen Ort, den man Maison Rouge nennt?«
    Laveau starrte ihn an. »Das geheimnisvolle Haus?«
    »Ja.«
    »Woher kommen Sie?«, wollte er plötzlich wissen, »Minnesota«, antwortete Sunny.
    »Sie sind den ganzen Weg hierhergekommen, um das Maison Rouge zu suchen?«
    Beide nickten unisono.
    »Ich dachte, dass du ihnen vielleicht weiterhelfen kannst«, meinte Henri.
    Laveau schenkte erstmal neuen Kaffee ein.
    »Keiner weiß, wo das Maison Rouge liegt. Manche sagen, man muss den Namen nur dreimal laut aussprechen und dann sei man schon dort.« Seine weißen Zähne blitzten auf. »Andere sagen, dass es ein Geheimnis ist.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ha! Alles Blödsinn. Das Maison Rouge ist eine Geschichte, die so alt ist wie der Sumpf. Eine Geschichte, die hier in den Sümpfen bewahrt wird. Manche glauben daran, andere nicht, so ist das.« Er rieb sich die Augen, wirkte nachdenklich. »Aber Sie haben Glück«, sagte er schließlich. »Denn ich kenne jemanden, der Ihnen vielleicht weiterhelfen kann. Sie müsste heute Nachmittag herkommen.«
    »Sie?«
    »Madame Fontaine«, sagte er. »Vielleicht kann sie Ihnen helfen.«
    »Wer ist sie?«
    »Eine der viperes.«
    Danny dachte an Margery Lafittes Geschichte. »Leben die viperes nicht im Maison Rouge?«.
    »Erzählt man sich das in Morgan City, hm?« Er zwinkerte Henri zu.
    »Meine Schwester tut's«, antwortete der.
    Laveau

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