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Lyra: Roman

Lyra: Roman

Titel: Lyra: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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bedachte beide mit einem eindringlichen Blick. »Sie müssen vorsichtig sein. Tragen Sie die Amulette, solange Sie hier sind, hier bei uns, in den Sümpfen. Sie werden es nicht bereuen.«
    Sie dankten ihm beide.
    »Sie kosten vierzig Dollar«, sagte er.
    Danny und Sunny tauschten Blicke. Dann zogen sie die Amulette aus und gaben sie zurück.
    »Vielleicht brauchen wir sie doch nicht«, meinte Danny.
    »Alles«, sagte Laveau, »ist ein Geschäft, nicht wahr?« Er überlegte kurz, dann meinte er lächelnd: »Na, was soll's. Behalten Sie die Steine, als ein Geschenk.«
    »Oh, danke.« Sunny zog ihren wieder um den Hals.
    Danny tat es ihr gleich. »Wir werden hier warten«, hatte er sich entschieden. »Auf Madame Fontaine.«
    »Ja«, sagte auch Sunny, »deswegen sind wir schließlich hier.«
    Und genau das taten sie.
    Während Henri Lafitte allein den Heimweg nach Morgan City antrat, nachdem er ihnen beteuert hatte, er würde sie wieder abholen, sobald sie sich bei ihm meldeten.
    Das war jedenfalls der Deal.
    Madame Cacaelia Fontaine kam in einem Motorboot am späten Nachmittag, genauso wie Laveau es prophezeit hatte.
    Mit laut knatterndem Motor setzte sie ihr Gefährt auf Grund. Schwungvoll kam es im Ufergras zum Stehen.
    Madame Cacaelia Fontaine, elegant, blond, entstieg ihrem Motorboot wie eine Grace Kelly des Südens, der Inbegriff der Southern Belle. Ihr Alter konnte man nicht schätzen, sie war wie ein teures Gemälde, unwirklich und elegisch. Sie war wunderschön auf eine Art, die einer Frau die Furcht nimmt, älter zu werden. Sie sprang auf den morastigen Boden und ging auf den Baum mit seinem Schiff zu.
    Unten begrüßte sie Jean Laveau mit einem Kuss, der freundschaftlich und aristokratisch zugleich war.
    Er sagte etwas zu ihr.
    Sie schaute nach oben zum Fenster.
    Dann erklomm sie die Strickleiter ohne Probleme, schwebte aufs Deck und begrüßte die Darcys.
    »Es haben sich Gäste in unseren Bayou verirrt, schau an, schau an«, säuselte sie. Ihre Stimme war wie Rauch, ein Lied ohne Noten, mitreißend und urtümlich wie der Gesang eines Wasserfalls.
    Danny trat vor. »Ich bin Danny Darcy, und dies hier ist meine Frau.«
    »Soozie.«
    »Madame Fontaine«, stellte sie sich vor. »Cacaelia Fontaine. Aber das hat Laveau Ihnen bestimmt schon gesagt.« Neugierig musterte sie die beiden. »Und Sie zwei sind hier und suchen das Maison Rouge?«
    »Wissen Sie, wo es ist?«
    Sie lachte. »Vielleicht.«
    »Können Sie uns hinbringen?«
    »Kennen Sie die Gerüchte, die hier über das Haus kursieren?«
    »Darauf können Sie wetten«, sagte Danny.
    »Was wollen Sie dort? Es ist ein langweiliger Ort.« Ihre wachen Augen funkelten belustigt. »Alt und kaputt und feucht. Niemand wohnt dort mehr.« Sie starrte ihn herausfordernd an.
    Ja, das war ein Spiel, ganz klar. Sie wusste etwas, oder sie wusste nichts.
    Danny beschloss, ganz einfach auf den Punkt zu kommen.
    »Meine Mutter ist eine Slierazade.«
    Und Sunny sagte: »Wir haben ein Problem.« Das war's.
    Das Blätterwerk raschelte leise, sonst war kein Laut zu hören. Irgendwo in der Ferne schrie ein Vogel.
    Madame Fontaine stand unbeweglich da.
    »Soso, eine Sherazade«, flüsterte sie und fixierte Danny.
    »Wir suchen die Sirenen«, wurde Sunny konkreter.
    Madame Fontaine echote süffisant: »Die Sirenen?«
    »Man sagte uns, dass wir sie im Maison Rouge finden würden.«
    »Soso.« Sie schien darüber nachzudenken, was sie den beiden Fremden jetzt verraten durfte. »Sagt man das.« Danny beschloss, ehrlich zu bleiben. »Wir haben einen gewissen Mr. Jones getroffen.« »In New Orleans.«
    Die Erwähnung des Namens zauberte ein Lächeln auf die Lippen der Dame. »Hat er es bis dorthin geschafft? Das ist erstaunlich. Ist ein weiter Weg bis dorthin, wenn man aus Riddle kommt.«
    »Seinetwegen sind wir hier.«
    Sie seufzte. »Ja, der gute alte Mr. Jones. Seine Geschichte war wirklich sehr... mysteriös.«
    »Sagen Sie mir jetzt nicht, dass er uns übers Ohr gehauen hat.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, hat er nicht.«
    »Dann stimmt es.«
    »Was?«
    »Dass es das Maison Rouge wirklich gibt.«
    Sie lächelte. »Das Haus, in dem ich lebe, wurde früher so genannt.«
    Danny hatte es geahnt! Irgendwie hatte er die Lieder und Geschichten, die ihr anhafteten, gespürt.
    »Dann sind Sie eine von ihnen?«
    »Sehe ich aus wie eine Sirene?«, fragte sie zurück.
    Sunny ergriff das Wort, sagte einfach: »Ja.«
    »Aber nennt man uns nicht les viperes?« Sie wirkte amüsiert.
    »Haben wir

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