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Lyra: Roman

Lyra: Roman

Titel: Lyra: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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lachte. »Die viperes sind normale Frauen.« Er verbesserte sich schnell: »Damen.« Schmunzelte. »Vielleicht ein wenig seltsam, aber nichts, wovor man sich fürchten müsste.«
    »Und eine von ihnen kommt hierher?«, fragte Sunny.
    »Warum sollte sie nicht herkommen?« Laveau deutete zu den Kisten. »Sie holt ihre Lieferung ab. Und meistens lädt sie bei der Gelegenheit ihr Handy-Guthaben auf.«
    Danny starrte ihn an, als habe er etwas durch und durch Verrücktes gesagt. »Ihr Handy-Guthaben?«
    »Sie mögen keine Verträge«, meinte Laveau nur.
    Danny wusste nicht, was er darauf erwidern sollte.
    »Sie?«, fragte Sunny.
    »Drei alte Ladys. Schwestern. Wohnen draußen in einem alten Haus am Bayou Cheniere. Die Leute nennen sie les viperes. weil sie allem, was anders ist, einen Namen geben, der nicht schmeichelhaft ist.« »Was hat es mit den Geschichten auf sich?«, fragte Sunny.
    »Welchen Geschichten?«
    Beide warfen Henri Lafitte einen Blick zu.
    Laveau sagte nur: »Es gibt so viele Geschichten wie Flussarme. Die meisten davon sind Lügen.«
    »Hm.«
    Laveau seufzte langgezogen. »Wir hatten gerade erst St. John's Eve. Das ist der Tag, an dem die Voodoo-Königin mit der großen Schlange tanzt. Früher versetzten sich die Gläubigen in Trance, tranken Blut von schwarzen Katzen, aßen lebendige Hühner, und manche leckten sogar einander das Blut vom Leib. Die Touristen haben immer gut für diese Spektakel gezahlt. Und heute? Viele Sumpfleute sind noch immer abergläubisch.« Er grinste breit. »Sie fürchten sich vor der Dunkelheit und dem, was sich darin verbergen könnte.« Er deutete zu all dem Gris-Gris-Zeug hinüber. »Gut für mich, würde ich sagen.«
    Sunny verzog das Gesicht. »Was ist L 'Orient?«, hakte sie nach.
    »Der Tag der Erneuerung. Ist schon morgen. Warum wollen Sie das wissen?«
    »Man hat uns gewarnt.«
    »wovor?«
    »Dorthin zu gehen. Zum Maison Rouge. An L'Orient.«
    »Unsinn«, murmelte Laveau augenblicklich. »L'Orient ist ein Tag der Wiedergeburt, an dem alles, was alt ist, Erneuerung erfährt.«
    Sunny stand auf, streckte sich, betrachtete eine große Spinne, die in einem Glas steckte.
    »Man verbringt eine Nacht des Jahres damit, den Atem der Pythonschlange zu fühlen. Bis zum nächsten Morgen harrt man aus und versinkt ganz im Sonnenaufgang. Die Energien fließen in einen zurück, begleitet vom Schlagen der Trommeln, den Tänzen, der Musik.«
    »Das ist alles?«
    »Was haben Sie erwartet? Ein blutrünstiges Ritual? Meine Güte, die Leute denken sich wirklich die schlimmsten Sachen selbst aus.«
    »Aber was soll so gefährlich sein?«
    »Gar nichts«, sagte Laveau.
    »Und diese Frau?«
    »Madame Cacaelia Fontaine?«
    Sie nickte. Wenn das ihr Name war...
    »Die Fontaines leben schon lange in den Sümpfen. Länger als ich. Sie kennen sich hier bestens aus. Wenn Sie mit Madame Cacaelia reden wollen, dann müssen Sie nur ein wenig warten, das ist alles. Ich denke, dass sie in einer Stunde hier sein wird.«
    Danny zögerte.
    Konnte es wirklich so einfach sein? Nach all der Sucherei? Ging das alles nicht ein wenig zu glatt?
    »Das Haus der Fontaine-Ladys liegt, wie gesagt, draußen im Bayou Cheniere, gut versteckt im Yoknapatawpha- Gebiet. Ob sie etwas über das Maison Rouge wissen, kann ich nicht sagen, aber wenn Ihnen jemand helfen kann, dann sind es die Fontaines.« Laveau durchquerte die Kajüte, öffnete eine Schublade und kehrte mit zwei Amuletten zurück. Das eine hängte er Sunny um den Hals, das andere reichte er ihrem Mann.
    »Die behüten Sie«, sagte er mit großer Bestimmtheit.
    Danny sah beide an. Es waren zwei Steine, die an Lederbändern hingen.
    »Ein Mondstein für Sie«, sagte Laveau zu Sunny. »Und ein Amethyst für Ihren Mann.«
    »Wovor sollen sie uns schützen?«
    »Der Mondstein hier macht aufgeschlossen gegenüber plötzlich auftretenden irrationalen Dingen«, erklärte er. »Er macht Sie empfänglich für die Rhythmen der Natur.« Und Danny zugewandt sagte er: »Der Amethyst macht Sie geistig wach. Er hilft Ihnen, die innere Weisheit zu entdecken.«
    »Danke«, sagte Danny. »Klingt, als könnte ich ihn brauchen.« »Sie sollten das ernst nehmen.« Laveau nickte bedeutungsschwer. »Was sind wir Menschen schon, hm? Doch nichts anderes als Perlen, gereiht auf einen Faden.« Er kehrte zu seinem Kaffee zurück. »Die Steine werden Sie schützen. Vor Wegen, auf denen man in die Irre geführt wird. Vor Worten, die nur Lügen sind. Vor allem, was nicht gut ist.« Er

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