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Lyra: Roman

Lyra: Roman

Titel: Lyra: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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In Arkadien. Und nie konnten wir unsere Kräfte frei entfalten. Wir hoffen noch immer, in den Besitz der Lyra zu gelangen.«
    Madame Cacaelias grüne Smaragdaugen leuchteten auf. »Und jetzt kommen Sie ins Spiel, Mr. Darcy.«
    Fuck!
    Er hatte es geahnt. »Ich soll die Lyra finden?« Beide nickten. Sagten unisono: »Genau!« »Denn das ist der Preis.«
    Danny zuckte ratlos die Schultern. »Aber wie?«
    »Die Legende besagt, dass nur ein junger Mann, der aus Liebe zu seiner Frau jedes Opfer zu bringen bereit ist, die Lyra in Händen halten kann.«
    Und Madame Cal betonte: »Es muss jemand sein, der singen kann.«
    »Danny hört sich an wie Johnny Cash«, gab Sunny zu bedenken.
    »Ja, ich bin Songwriter.«
    »Keiner von denen kann richtig singen,«
    Die Damen sahen einander an.
    Danny verkniff es sich, auf diese Kritik einzugehen.
    »Wie soll ich sie finden?« Er war ratlos.
    »Sherazaden können an entfernte Orte vordringen. Sie können sich kleine Welten erschaffen.« Er dachte an seinen Trip mit Sunny nach Casablanca während des Flugs nach New Orleans. »Sherazaden sind richtige Schöpfer.«
    »Sie können das nicht?« Das leuchtete ihm nicht ein, waren die Sirenen doch angeblich viel mächtiger als die Sherazaden.
    »Nein, wir können das nicht. Es ist, als hätten die Götter uns damit gestraft.« Madame Cacaelia seufzte tief. »Sie gaben unseren Kindern viele Eigenschaften, die wir nicht besitzen.« Sie lächelte. »Aber ist es nicht immer so, wenn man Kinder hat?«
    Danny musste an die Kleine denken. Daran, wie sie wohl sein würde, was sie im Leben tun würde. »Sie müssen einen Weg finden. Sie müssen die Lyra für uns beschaffen.« »Das ist der Preis,«
    »Wenn Sie uns die Lyra bringen«, sagte Madame Cal, »dann werden wir die Lüge, die Sie bedrückt, vertilgen.« »Dann werden Sie nach Hause fahren.« »Und ein glückliches Leben haben.«
    Was Danny zu einer anderen Frage führte. »Und wenn ich es nicht schaffe?« »Daran«, sagte Madame Cacaelia leise, »wollen wir jetzt doch gar nicht denken.« »Bei diesem feinen Mahl.«
    »Denn wenn es Ihnen gelingt«, sagte Madame Cacaelia, »dann sind Sie eine Geschichte, die immerzu weiterlebt.«
    »Ein Lied, das wir gern singen.«
    »Und dem wir die Freiheit schenken.«
    »Doch wenn Sie scheitern«, begann Madame Cal.
    »Wird sich schnell niemand mehr an Ihre Geschichte erinnern.«
    Danny schluckte. Er wusste jetzt, wie der Tod aussah, wenn er eine Geschichte ereilte. Er hatte es im Sumpf gesehen.
    »Doch nun sollten Sie sich ausruhen, alle beide«, schlug Madame Cal säuselnd vor. »Oben habe ich ein Zimmer für Sie hergerichtet.« Sie wartete die Reaktion der beiden gar nicht erst ab, erhob sich würdevoll und schritt voran.
    »Folgen Sie ihr nur.« Madame Cacaelia lächelte, und die Smaragdaugen entfalteten einen Sog, der immer weiter in dunkle Abgründe führte und weder Widerspruch duldete noch möglich machte.
    Das Zimmer, das sie ihnen gaben, befand sich im zweiten Stock. Eine Tür führte direkt auf den Balkon hinaus.
    Als Madame Cacaelia gegangen war, standen sie dort draußen und lauschten den Geräuschen des Sumpfes. Zikaden zirpten laut, Frösche quakten, ferne Vögel schnatterten.
    Schwärme von Moskitos schwirrten umher, immer von dem unheilvollen Summen begleitet, das einen nicht schlafen »Was tun wir hier?«, fragte Sunny.
    »Wir warten.«
    »Ich habe Angst.«
    Blitze zuckten in der Ferne über dem Bayou. Meilenweit sahen sie nur die Wipfel der Bäume, schimmernde dunkle Wasser, die schweigend ruhten, wie sie es seit Jahrhunderten schon taten. Durchsichtige Fantasien schwebten an den Ästen der Eichen entlang und wisperten wilde Lügen, die in allen Sprachen der Welt zu schlimmen Träumen werden konnten, Danny spürte es.
    Er nahm Sonny in den Arm, legte beide Hände auf ihren Bauch. »Arkadien«, mormelte er, »was für eine verrückte Geschichte.«
    »Ja.«
    »Ich wünschte, ich hätte die Gibson dabei.«
    »Warum?«
    »Ich würde ein Lied darauf spielen. Und dir was vorsingen.«
    »Das Lied, das du schon so lange schreiben möchtest?«
    The Ballad of Sailor and Sunny.
    »Ja.«
    »Kennst du es jetzt?«
    Er küsste sie. »Ich kenne den Text. Ja, fast den ganzen Text. Nur das Ende fehlt noch.«
    »Es gibt nur ein einziges Ende, das ich hören will.«
    »Ich weiß.«
    Sie schauten in die Sümpfe hinaus.
    Einen Augenblick lang fragte sich Danny, ob sie einfach das Boot nehmen und verschwinden sollten. Aber dann verwarf er den Gedanken schnell

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