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Lyra: Roman

Lyra: Roman

Titel: Lyra: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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schwarz-weißen Welt der Filmkulisse.
    Mit einem Mal setzte Musik ein, wummernde Orchesterklänge, dramatisch und wild. Musik, die ein Deutscher namens Max Steiner vor mehr als sechzig Jahren komponiert hatte. Die Gerüche waren da, die Geräusche und natürlich die Hitze.
    Es wirkte alles so echt, dass es das doch nur sein konnte.
    Sunny schrie.
    Der Wagen wurde angelassen.
    Danny befand sich jetzt auf der Straße. Traumwandlerisch veränderte sich die Umgebung.
    Der Wagen, in den sie Sunny gesetzt hatten, fuhr los. Ihre Häscher zückten ihre Waffen und eröffneten das Feuer auf Danny.
    Der duckte sich. Hinter Fässer, die an einer Hauswand standen. Die Schüsse pfiffen ihm um die Ohren, schlugen in die Hauswand ein, die aus Holz war und keinen wirklichen Schutz bot.
    Danny stürmte auf Sunny zu, doch die Menschenmenge floh vor den Schüssen, die aus den Gewehren der Soldaten abgegeben wurden.
    Danny rannte.
    Eine Straßenecke weiter befand er sich in Paris. Alles war durcheinander. Der Schwarzmarkt, Senor Ferraris Etablissement Blauer Papagei, das kleine Apartment in Paris. Ein Bahnhof im Regen, eine Lokomotive, die pfiff. Dampf auf dem Bahnsteig, alles ging zu Ende.
    Danny rannte.
    Er hatte keine Wahl.
    The fundamental things...
    Als er den Flughafen erreichte, blieb er stehen. Das Flugzeug startete gerade.
    Major Strasser lebte noch.
    »Sie werden Suzanna nie wiedersehen«, schrie er ihm über den Lärm der Maschine hinweg zu. »Bringen Sie mir Victor Läszlö, dann reden wir weiter.« Er hatte einen starken deutschen Akzent, wie im Film. »Das ist Ihre einzige Chance.«
    Fuck!
    Was sollte das?
    Ein Gendarm trat von hinten auf Danny zu und schlug ihm eine Flasche Vichy-Wasser über den Kopf.
    Danny taumelte, stürzte, verlor für einen Augenblick das Bewusstsein.
    As time goes by.
    Als er die Augen öffnete, war die Welt um ihn herum bunt geworden.
    Treat ine like a fool.
    Er trug eine Schlangcnlcderjacke, ja, er erinnerte sich wieder, seine Jacke, die ein Symbol für seinen Glauben an die Freiheit und Individualität war. Die Musik, die in der Luft lag, hatte sich auch verändert. Es waren jetzt Elvis Presley und Chris Isaaks, die irgendwo aus dem Off heraus sangen.
    Wicked Game.
    Oh, verdammt.
    Luve me Tender.
    Klangteppiche von Angelo Badalamenti.
    Er befand sich in einer Gasse, Feuerleitern klammerten sich an die dreckigen Häuserwände. Pfützen auf dem Boden, überall Schmutz und Unrat, Papier, das der Wind vor sich her trieb.
    When the Sailor saw Sunny.
    Verdammt.
    Er lag mit dem Rücken auf dem Boden.
    Eine Gruppe von Schlägern umringte ihn. Sie trugen schwarze und braune Lederjacken und weiße und schwarze T-Shirts, Kippen im Mundwinkel, Ärger im Blick.
    Sie traten mit ihren Stiefeln auf ihn ein. Prügelten das Leben aus ihm heraus. Sie hörten nicht auf, selbst dann nicht, als er sich nicht mehr bewegen konnte. Die Luft blieb ihm weg.
    Seit er als Kind von den Lügen seiner Mutter gequält worden war, hatte er so etwas nicht mehr erlebt.
    Dunkelste Kindheitserinnerungen bestürmten ihn.
    Geschichten, die er hatte erleben müssen.
    Einmal hatte er sich in eine Spinnenkreatur verwandelt und...
    Nein, daran durfte er jetzt nicht denken.
    Sunny war wichtig, alles andere nicht.
    Er Öffnete den Mund und rief ihren Namen.
    Aber die Stimme, die er hörte, war gar nicht seine, und sie schrie: »Lula!« Sein wildes Herz pochte. »Lula!«
    Er schloss die Augen. Konnte sich noch an den Tag erinnern, an dem er mit Sunny gemeinsam den Film gesehen hatte.
    Wild atHeart.
    Sie waren in ein Autokino gefahren, oben an der Küste. Sunny hatte gelacht, klingend wie die Songs im Film.
    Doch nun?
    Nur Schmerzen.
    Rostrot.
    Explosionen.
    Dann erschien ihm die Fee. »Sailor«, sagte sie gütig.
    Sie sah aus wie die gute Fee aus dem Film mit Judy Garland: Der Zauberer von Oz. Ihr Zauberstab, glitzernd und kitschig bunt, glänzte im Sonnenlicht. »Du wirst erst dann wieder nach Kansas zurückkehren können«, sagte sie, »wenn du den Zauberer getroffen hast.«
    »Leck mich«, fauchte Danny sie an.
    Er wusste nicht genau, was hier gespielt wurde, aber er konnte sich denken, wer dahintersteckte. Bloß konnte er sich keinen Reim darauf machen, warum die Damen das taten.
    Die gute Fee konnte ihr Lächeln nicht abstellen. »Du musst nur dem Weg folgen«, säuselte sie. »Ja, folge nur dem...«
    Danny griff nach einer zerdrückten Cola-Dose, die vor ihm lag, und warf sie der Fee an den Kopf.
    »Ach, halt doch die Klappe.«
    Mühsam

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