M A S H 02 - in der Heimat
erhielt ein Einzelzimmer in Stelzfuß Wilcox’ Lagerhaus, und der Dussel, der keinen anderen Zeitvertreib kannte, wanderte ins Café zur schönen Aussicht. Hawkeye verständigte inzwischen seinen Onkel, Lew den Juden Pierce, daß der Dussel sich über Gesellschaft freuen würde. Der Dussel und Lew waren alte Freunde. Lew kletterte also in seinen Cadillac und fuhr nach Spruce Harbor.
Gegen Abend hatten der Dussel und Lew der Jude schon beträchtliche Fortschritte gemacht. Sie schwelgten in Erinnerungen an die guten alten Zeiten des Alkoholschmuggels. Langsam erschöpfte sich dieses Thema, und sie begannen zu politisieren. Das war bei Lew Pierce immer gewagt. Als überzeugter Republikaner vertrat er selbst 1960 die Ansicht, daß Demokraten die gleiche Gefahr für die menschliche Gesellschaft darstellten wie tollwütige Hunde. Obwohl Lew seinen alten Freund Dussel als unberechenbar kannte, traf es ihn doch unvorbereitet, als der Dussel sagte: »Jetzt wirst du staunen, Jud. Zum ersten Mal im Leben hab’ ich die Demokraten gewählt. Sohn eina Huah.«
»Sohn eina Huah«, bekräftigte Lew der Jud. Einer treffenderen Bemerkung war er in seiner Verdutztheit nicht fähig.
In dieser Phase der politischen Auseinandersetzung erschien Flocki Moore im Café, um sich mit Schnellfeuer–Bette, Matratzen–Mary und der gebauten Marion über einen besonders resistenten Stamm des Neisseria gonococcus zu unterhalten. Dieser Erreger hatte das Geschäft der Mädchen derart gestört, daß sie seit drei Tagen nur mehr einen einzigen Kunden hatten, nämlich die halbe Portion Timberlane. Und selbst er – der laut Dr. Moore immun gegen venerische Erkrankungen war – zeigte nun gewisse Ermüdungserscheinungen. »Himmel, Flocki«, hatte Stelzfuß Wilcox vor zwei Tagen gesagt, »wenn Sie die Mädels nicht bald sauber kriegen, ruft der Präsident Spruce Harbor zum Notstandsgebiet aus.«
Während Dr. Moore Bette, Mary und Marion genaue Anweisungen erteilte, standen Lew der Jud und Dussel Yeaton an der Bar und setzten ihre politische Diskussion fort. Binnen kurzem artete sie in eine Schimpftirade aus. Mr. Lewis Pierce zum Beispiel behauptete: »Demokraten schlafen mit Schlangen, hetzen Kaninchen, verbellen den Mond und werden dabei so fürchterlich müde, daß sie jemanden bezahlen müssen, der für sie die Arbeitslosenunterstützung abholt. Jesus, Dussel, ich könnte dir den Schädel einschlagen.«
»Hast gar keinen Grund, so gehässig zu sein«, beschwerte sich der Dussel. »Und laß bloß die Finger von mir, wenn du weißt, was dir gut tut.«
»Wenn ich dich verdreschen will, hält mich keiner davon ab«, erklärte Mr. Lewis Pierce.
Der Barkellner Ace Kimball hatte sich die große Pierce–Yeaton–Debatte angehört. Jetzt fühlte er, daß dicke Luft herrsche, und griff nach seiner 45er Pistole, die zur Aufrechterhaltung der Ordnung immer unter der Theke bereit lag. Er wollte damit in ein halb Meter großes Viereck in der Decke schießen, das eigens für diesen Zweck verstärkt war. Bisher hatte noch jedesmal ein einziger Schuß genügt, um Handgreiflichkeiten zu ersticken.
Dann ging alles blitzartig. Lew der Jud stürzte sich auf den Dussel. Flocki Moore wollte den Streit schlichten und stand zu spät aus der Loge auf, in der er mit seinen Patientinnen gesessen hatte. Ace Kimball wollte gegen die Decke ballern, aber im gleichen Augenblick stieß Dussel Yeaton gegen seine Schulter. Ace schoß daneben und traf Flocki Moore in die Brust.
Flocki fiel zu Boden. Sekundenschnell jedoch war er wieder Herr der Lage. »Rufen Sie Trapper John an«, befahl er Ace. »Er wird Hawkeye und Duke verständigen. Tun Sie es sofort, damit sie sich in Bewegung setzen. Dann bestellen Sie den Krankenwagen. Dann rufen Sie die Unfallstation an und verbinden mich mit dem diensthabenden Arzt.«
»Nachdem Ace Trapper und den Krankenwagen alarmiert hatte, rief er das Krankenhaus an und streckte Flocki den Hörer entgegen. »Hier spricht Flocki«, sagte Dr. Moore. »Ich habe eine Schußverletzung. Bereiten Sie Blutkonserven vor. Ich muß noch heute abend operiert werden. Verständigen Sie Me Lay. Die anderen sind bereits unterwegs.«
Die Polizisten erschienen, als Flocki von den Rettungsleuten auf die Bahre gelegt wurde. Die Besatzung des Krankenhauses war viel nervöser und erschrockener als gewöhnlich, weil jeder einzelne von ihnen mit Flockis Hilfe das Licht der Welt erblickt hatte.
»Was ist denn geschehen, Flocki? Können Sie eine Aussage machen?« fragte
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