M A S H 02 - in der Heimat
haben.«
»Wer von unseren Chirurgen hat denn einen Blauen auf der Bank?«
»Der lange Pierce Hawkeye. Den hat er mir im letzten Monat beim Wetten um seine eigenen Patienten abgeknöpft. Wenn wir den Hurensohn nicht bald los werden, bin ich pleite.«
»Sie meinen, ich soll ihn entlassen, Mr. Allcock?«
»Tja, Boß, er ist Ihr bester Mann, aber ihm fehlt nur mehr ein Monat, bis er die nötige Spitalpraxis beisammen hat. Lange bleibt er Ihnen dann bestimmt nicht erhalten, also schnappen Sie sich lieber den Neuen und bauen Sie Hawkeye ab.«
»Da haben Sie recht, Mr. Allcock. Es fragt sich bloß: Wie soll ich ihn entlassen? Ich habe keinen Anlaß, selbst wenn ich weiß, daß er öfter auf dem Golfplatz zu finden ist als hier.«
»Keine Bange, Boß. Das überlassen Sie nur mir.«
»Auf diese Antwort hatte ich gehofft, Mr. Allcock.«
Jocko war erfreut, daß er Dr. Pierce hinauswerfen sollte. Er mochte ihn nämlich nicht und war überzeugt, daß Dr. Pierce seine Zeit nicht länger im Dienst der Fürsorgeverwaltung für Kriegsteilnehmer verschwenden sollte, sobald er die erforderliche Spitalpraxis abgedient hatte, die von der Kammer amerikanischer Chirurgen verlangt wurde. Jocko begab sich unverzüglich in den Country Club von Spruce Harbor. Er wußte, daß er Dr. Pierce dort beim Golfen antreffen würde.
Er stellte seinen kleinen Lieferwagen auf den Parkplatz, der für den Golf–Pro Benny Scrubs reserviert war, und ging auf Dr. Pierce zu.
»Hallo, Hawkeye«, sagte Jocko, während Dr. Pierce sich bemühte, seinen Schläger richtig in die Hand zu bekommen.
»Was willst denn du schon wieder?«
»Gar nichts. Dir bloß schonend mitteilen, daß du entlassen bist.«
»Super. Der Ball läuft wie Butter. Vielleicht sollte ich zum Turnier antreten.«
»Ich verstehe nichts von Golf«, meinte Jocko. Er hatte sich von seiner Eröffnung eine größere Wirkung versprochen.
Hawkeye Pierce, groß, mager, blond und der geborene Mittelstürmer, bespielte noch drei Holes, während Jocko von einem Fuß auf den anderen trat. Dann lud er Jocko zum Lunch im Klubhaus ein.
»Schätze, ich werde mir zwei Martinis vergönnen, nachdem ich jetzt arbeitslos bin«, sagte Hawkeye. »Und wie steht’s mit dir, Jocko?«
»Wenn du bezahlst, ist mir nichts zu teuer. Dr. Black hat mich für den Rest des Tages beurlaubt, damit ich dir sage, daß du geflogen bist.«
»Es macht mir ja nichts aus, aber von Rechts wegen sollte ich mich vermutlich erkundigen. Warum bin ich geflogen?«
»Unser Spital hat keinen Platz mehr für dich, Hawkeye. Ich mußte dich gehen lassen.«
»Du mußtest mich gehen lassen?«
»Tja, Boy. Ich bin vielleicht kein Doktor, aber ich weiß, was für alle am besten ist, und Dr. Black hört auf mich. Außerdem hab’ ich an dir Geld verloren und überlege, ob ich mich nicht auch lieber in die Privatpraxis zurückziehen soll.«
»Wovon redest du eigentlich?«
»Boy, du machst deine Privatpraxis auf und ich setze auf Operationen, die nicht im VA gemacht werden. Ich erfahre schon, wer unters Messer muß. Dann setze ich auf dich statt gegen dich. Wenn sich das rumspricht, bist du bald der reichste Sohn einer Huah in ganz Maine und ich komme mit dir zu Geld. Ich kann nur verlieren, wenn du jemanden verpfuschst.
»Bleib mir vom Leib, blöder Hund«, sagte Dr. Pierce. »Du hast meine Entlassung auf dem Gewissen. Wenn ich wirklich hier eine Praxis eröffne, brauche ich keinen Spinner wie dich, der mir die Patienten verscheucht. Am Anfang wird es mir schwer genug fallen, mit den ansässigen Quacksalbern zu konkurrieren.«
»Boy, du hast keine Ahnung. Aber es wird dir schon noch ein Licht aufgehen«, sagte Jocko.
Hawkeye war inzwischen bei seinem zweiten Martini angelangt und lachte. Ihm war Jockos unvergleichlicher Auftritt beim Jahrmarkt eingefallen. Jocko und ein zweiter Spitalsgehilfe hatten ein Zelt aufgestellt, sich als Spezialisten des amerikanischen Gesundheitsamtes ausgegeben und kostenlose Rektaluntersuchungen angeboten (Spesenbeitrag für Gummihandschuhe: fünfzig Cents). Dreihundert Dollar hatten sie verdient, bis man sie wegjagte. Daran dachte Hawkeye nun. »Vielleicht hast du recht, Jocko. Wir werden ja sehen.«
»Was wirst du jetzt tun, Hawk?«
»Einen dritten Martini auf meine Entlassung trinken. Anschließend esse ich ein großes Hamburger. Und dann fahre ich nach Port Waldo zu Dr. Ralph Young und will ihn mal fragen, ob mir der alte Gauner Patienten schicken würde, wenn ich in die Privatpraxis
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