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M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

Titel: M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Süden auch dazuzählen. Er war lange genug bei uns und kennt die Regeln. Ich betone noch mal: Die Dinge, die Herr Süden uns erzählt hat, haben uns dazu gebracht, Auskünfte im Dezernat einzuholen und uns bei Ihnen zu melden, als wir damit nicht weiterkamen. Ich danke Ihnen noch mal, dass Sie sich die Zeit nehmen. Das Thema ist heikel, natürlich wollen wir hinterher nicht wieder mal dastehen und von nichts gewusst haben, noch dazu, wenn womöglich Menschen zu Schaden gekommen sind.«
    »In diesem Fall wird es kein Hinterher geben«, sagte Hutter. »Ob dieser Taxifahrer etwas mit der rechten Szene zu tun hat, das kann ich Ihnen nicht sagen. Sie sind noch da, Herr Süden? Also, wir wissen es nicht. Jemand hat Ihnen gegenüber Andeutungen gemacht, das passiert, und diese Andeutungen muss man auch ernst nehmen. Aber im Moment versickern die Informationen. Keine konkreten Hinweise auf derartige Aktivitäten, keine handfesten Aussagen von brauchbaren Zeugen. Wachsamkeit ist oberstes Gebot, aber wir dürfen auch nicht leichtfertig Unterstellungen in die Welt setzen. Der Mann ist verschwunden, das ist alles, was Sie konkret wissen. Wenn er wieder auftaucht oder Sie ihn finden, wird sich alles klären, so oder so. Wollen wir es vorerst dabei belassen, Kollegen?«
    Vollmar nickte seinem Kollegen Stuck zu, der noch kein Wort gesagt hatte, und wartete auf eine Reaktion von Süden. Sekunden vergingen, ehe der Detektiv sich zur Sprechanlage beugte. »Arbeitet ein Fahnder mit dem Namen Welthe in einer Ihrer Abteilungen?« Am liebsten hätte er gelächelt, aber er wollte sich nicht verraten. Er wusste plötzlich genau, was folgen würde.
    »Ich sehe nach, einen Moment.«
    Eine Warteschleife aus Stille. Dann: »Nein. Wie kommen Sie auf den Namen?«
    Süden, seit jeher unfähig zu schmunzeln, verzog so eigenartig den Mund, dass Hauptkommissar Vollmar sich keinen Reim darauf machen konnte. »Tauchte bei meinen Ermittlungen auf«, sagte Süden. Er stand wieder aufrecht da, die Hände hinter dem Rücken, und glaubte kein Wort mehr.
    Er war zu lange bei der Polizei gewesen. Er kannte ihre Codes und Verhaltensweisen zu gut, auch wenn er bis zu dieser Stunde überzeugt gewesen war, das meiste inzwischen vergessen zu haben. Seine Einschätzung von Ralph Welthe war durch die Äußerungen und ausweichenden Sätze des LKA-Kommissars indirekt bestätigt worden, und das bedeutete, die Begegnung im Supermarkt war alles andere als zufällig gewesen. Vermutlich hatte Welthe ihn die ganze Zeit beobachtet, und er, Süden, hatte nur das Gespür für solche Situationen verloren. Obwohl er inzwischen Detektiv war und mit Beschattungen vertraut sein müsste. Er hatte nichts bemerkt, und das wiederum wies ihn nicht gerade als Profi aus, eher als Dilettanten – noch dazu in einem Umfeld, in dem jede Unachtsamkeit üble Konsequenzen haben konnte.
    Wenn Staatsschützer des Landeskriminalamtes mit dem verschwundenen Taxifahrer Denning in Verbindung standen, wussten sie auch über Mia Bischof und deren Umfeld Bescheid und damit über die Arbeit der Detektei Liebergesell. Aber welche Rolle spielte Siegfried Denning? War er ein Agitator der rechten Szene, oder agierte er als verdeckter Ermittler? Falls er Polizist war, dachte Süden, ergab sein Verschwinden keinen Sinn. Welchen Grund hätte er unterzutauchen, ohne seine Vorgesetzten zu informieren? War er einem Verbrechen zum Opfer gefallen?
    »Ist unser Gespräch damit beendet?«, fragte Luis Hutter.
    Gerade, als Vollmar etwas erwidern wollte, sagte Süden in die Sprechanlage: »Sie bleiben dabei: Den Namen Mia Bischof haben Sie noch nie gehört?«
    Hutter räusperte sich. »Herr Süden. Ich habe Ihnen am Anfang unseres Gesprächs gesagt, dass wir beim LKA nichts über diese Frau vorliegen haben. Und Ihre Ex-Kollegen im Dezernat 11 ebenso wenig. Warum fragen Sie mich noch mal dasselbe?«
    »Danke für Ihre Offenheit«, sagte Süden.
    Hutter sagte nichts mehr. Hauptkommissar Vollmar verabschiedete sich und legte den Hörer auf. Er stöhnte, lehnte sich in seinem Stuhl zurück, sah die beiden vor seinem Schreibtisch stehenden Männer an. »Das war alles etwas randständig, was die Kollegialität angeht, Süden. Normalerweise zeigen wir doch etwas mehr Respekt, auch wenn wir vielleicht anderer Meinung sind als der jeweilige Kollege.«
    »Ich bin nicht vielleicht anderer Meinung«, sagte Süden. »Ich bin vollkommen anderer Meinung als der Kollege.«
    »Und wieso?« Oberkommissar Ludwig Stuck schüttelte den

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