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M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

Titel: M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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notwendigen Adressen gebe ich dir gleich durch. Patrizia?«
    »Ja?« Sie stand neben dem Schreibtisch und sprach in den Hörer, den Kreutzer ihr hinhielt.
    »Vielleicht musst du auch noch einspringen.«
    »Immer und gleich. Weißt du was Neues von Healthy-Welthy?«
    »Nur seine Handynummer. Der meldet sich wieder, da bin ich sicher.«
    »Tu mir einen Gefallen«, sagte Kreutzer. »Lass dein Handy an.«
    Patrizia meldete sich noch einmal. »Sollen wir die Chefin informieren? Brauchst du ihre Hilfe?«
    »Warten wir ab. Jetzt schalten wir erst einmal den Tauchsieder ein und heizen die Sache auf.«
    »Gesprochen wie ein alter Kommissar«, sagte Kreutzer.
    Süden beendete das Gespräch und schaltete das Handy aus, wie es seiner Gewohnheit entsprach.

    Die Kerzen brannten, alle vierzehn. Edith Liebergesell saß auf der schwarzen Ledercouch und trank Rotwein und wartete. Sie wartete, dass das Telefon klingelte und ein Polizist ihr mitteilte, Ingmar sei wohlbehalten aufgefunden worden. Sie stellte das leere Glas auf den Boden und blickte zum Telefon auf dem niedrigen Bücherschrank. Ein ganzer Tag war wieder ohne sie vergangen. Jemand hatte vergessen, ihr Bescheid zu sagen.
    Als es jetzt an der Tür klingelte, ging sie nicht hin. Sie wusste ja, wer draußen war. Ein Toter, der seinen Schmuselöwen vergessen hatte.

8
    D er Besuch eines aus dem Dienst ausgeschiedenen Fahnders im Dezernat 11 sorgte vorübergehend für Aufregung. Allerdings nicht, weil Tabor Süden unangenehme oder rätselhafte Fragen gestellt hätte, sondern weil der Anruf einer seiner Ex-Kollegen im Landeskriminalamt mit der Bitte um eine bestimmte Information eine Lawine von Gegenfragen auslöste. Eine knappe halbe Stunde lang standen zwei Hauptkommissare und ein ehemaliger Hauptkommissar vor der Telefonanlage des Kommissariatsleiters und hörten der Stimme im Lautsprecher zu. Der Mann am anderen Ende bemühte sich um einen höflichen und ruhigen Ton, seine Anspannung und Übellaunigkeit waren jedoch nicht zu überhören.
    Dabei lautete der gleichbleibende Tenor seiner Ausführungen, dass es nichts zu sagen gäbe und weitere Auskünfte von seiner Behörde nicht erteilt würden, auch nicht an die eigenen Leute und schon gar nicht an »dienstferne Ex-Kollegen«.
    Als der Erste Kriminalhauptkommissar Vollmar und Leiter des Kommissariats 114 zum dritten Mal wissen wollte, ob die Probleme tatsächlich nicht mit der Person jenes Siegfried Denning zusammenhängen würden, nach dem der Ex-Kollege Süden sich erkundigt habe, machte der LKA-Kommissar eine längere Pause. Die drei Männer im Chefbüro warfen sich einen Blick zu, wobei Süden wirkte, als würde ihn die erneute Erwiderung schon nicht mehr interessieren. Vollmar glaubte ein leichtes, spöttisches Lächeln wahrzunehmen. Aber Süden lächelte nicht. Seine Mundwinkel zuckten ein wenig, weil er an die Begegnung im Ramersdorfer Supermarkt und seinen ersten Eindruck von dem untersetzten Mann mit der Brille denken musste. Offensichtlich hatte er sich nicht getäuscht. Alles, was LKA-Kommissar Hutter am Telefon sagte, und alles, was er nicht sagte, bestätigte Südens Verdacht, dass am Verhalten von Ralph Welthe, das ihm auf irritierende Weise bekannt vorgekommen war, etwas nicht stimmte.
    Die Frage, die ihm auf der Zunge brannte, amüsierte ihn beinahe.
    »Ich wiederhole mich ungern, Kollege«, sagte Luis Hutter. »Wir unterhalten uns seit ungefähr zwanzig Minuten, ich habe Ihnen mitgeteilt, was der Stand der Dinge ist und auf welche Weise wir im Moment die rechte Szene beobachten. Und ich habe Ihnen auch gesagt, dass mir die Person eines Siegfried Denning vollkommen unbekannt ist. Warum fragen Sie mich also schon wieder nach ihm? Diese Frage geht an Sie drei. Ich fände es, offen gesagt, an der Zeit, dass Sie aufhören, so zu tun, als müssten Sie mir gegenüber misstrauisch sein. Wir verzetteln uns hier bitte nicht in Kompetenzen. Ich habe mich auch nicht so verhalten, als wäre ich nicht auskunftsbereit. Was ich, wie Sie wissen, auch Sie, Herr Süden, nicht sein müsste. Wir sprechen hier unter Kollegen, und ich hoffe sehr, dass nichts von dem, was ich Ihnen mitteile, nach draußen dringt. Die Observationen bestimmter Leute aus rechten Kameradschaften und anderen Gruppen erfolgt unter höchster Geheimhaltung. Das ist Ihnen bekannt. Jedenfalls: Ein Taxifahrer namens Denning ist uns nicht bekannt.«
    »Keine Sorge, Kollege«, sagte Vollmar. »Dies ist ein Gespräch unter Vertrauten, und da möchte ich den Herrn

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