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M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

Titel: M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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keinen Grund, einen Detektiv zu rufen. Hier passiert nichts Illegales. Herr Denning ist einige Zeit verreist, und wir kümmern uns um die Wohnung. Kein Grund zur Sorge, Frau Weisflog.« Er sah Süden an, der reglos in der Tür stand. »Und Sie verzichten bitte auf Einzelaktionen. Es ist Ihnen und Ihrer Detektei unbenommen, weiter Ihrem Auftrag nachzugehen und nach Herrn Denning zu suchen, wir können Ihnen das nicht verbieten, auch wenn es uns besser gefallen würde, Sie würden den Auftrag ruhen lassen.«
    »Wir ist das LKA«, sagte Süden.
    »Wir sind das LKA. Wir ermitteln, wir haben unsere Gründe dafür und eine richterliche Genehmigung für jeden Schritt, den wir unternehmen. Als ehemaliger Kollege sollten Sie nicht querschießen. Ich weiß, dass Sie Fragen haben, Sie beide, aber diese Fragen kann ich Ihnen zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantworten. Falls Sie unser Gespräch weitergeben, haben Sie mit rechtlichen Konsequenzen zu rechnen, den Hinweis kann ich Ihnen leider nicht ersparen. Ich vertraue auf Ihr Vertrauen.«
    Jetzt, dachte Rosa Weisflog, wusste sie, woher ihr ungutes Gefühl rührte: Sie traute dem polizeilichen Einbrecher nicht. Außerdem trug er einen Lodenmantel, der modrig roch, und er hatte diese verdruckste, aufdringliche Art von Vertretern, die früher hier in der Gegend von Haus zu Haus gezogen waren. Wieso Süden dem Mann nicht schon längst über den Mund gefahren war, wunderte sie allerdings. Dann fiel ihr ein, dass, wie sie gerade erfahren hatte, Süden ein ehemaliger Polizist war, und damit war auch von ihm keine Unterstützung zu erwarten. Also, dachte sie und trat einen Schritt zurück in die Küche, hätte sie ihn erst gar nicht anzurufen brauchen. Jetzt hatte sie zwei Polizisten im Haus. Ihr Mann hätte für ihr Verhalten nur Hohn und Spott übrig gehabt. Er war vielleicht nicht der cleverste Einbrecher unter der Sonne gewesen, aber er hatte immer für sie gesorgt, auch aus dem Gefängnis heraus, und Polizisten waren die Feinde, grundsätzlich und für alle Zeit.
    »Wenn Sie möchten, gehen wir einen Kaffee trinken«, sagte Welthe zu Süden.
    »Gehen wir.«
    Sie fuhren in eine Kneipe in der Balanstraße, fünf Minuten von Dennings Wohnung entfernt, in der Nähe einer Bahnunterführung. Das Lokal lag im Erdgeschoss eines mehrstöckigen Wohnblocks. An einem Tisch gegenüber der Theke saßen drei ältere Männer, am Rand des Tresens las eine Frau in Jeansrock und Jeansjacke in einer Zeitung. Als Süden und Welthe eine Weile am Fenstertisch gesessen hatten, stand die Frau auf und kam zu ihnen. Der Kommissar bestellte einen Kaffee, der Detektiv ein Bier. Dann schwiegen sie, bis die Bedienung die Getränke brachte und an ihren Platz am Tresen zurückgekehrt war.
    Ein Radiosender spielte alte Hits, deren Lautstärke die Stimmen der Männer am Stammtisch übertönte. Auf den Regalen an der Wand reihte sich ein silberner Pokal an den nächsten, dazwischen hingen Urkunden und Fotos von Teams. Die fünf Tische aus hellem Holz waren blank poliert, neben der Tür zu den Toiletten stand ein Blechnapf mit Wasser für Hunde. Wenn Süden sich nicht getäuscht hatte, hatte einer der Männer Welthe beim Hereinkommen zugenickt, ohne dass der Kommissar darauf reagiert hätte. In Welthes Auto hatte Süden keinen Hinweis auf dessen Arbeit entdeckt, ein aufgeräumter, kaum verstaubter Innenraum eines gewöhnlichen Mittelklassewagens, dessen Besitzer seinen Mantel an einen Haken hinter dem Fahrersitz hängte.
    Welthe rührte in seinem Kaffee und klopfte mit dem Löffel an die Tasse, als bitte er um Ruhe. »Ich gestehe«, sagte er und legte den Löffel auf den Unterteller, »ich habe Sie ein wenig angelogen. Aber das war notwendig.« Er saß an der Schmalseite des Tisches, mit Blick ins Lokal, Süden mit dem Rücken zum Fenster, Blick zum Stammtisch. Welthe zögerte. »Wir sprechen auf Augenhöhe, das versteht sich von selbst. Auch wenn Sie nicht mehr im Dienst sind und mancher Kollege Ihnen gegenüber eine eher kritische Haltung pflegt. Spielt keine Rolle für mich. Die Situation ist heikel, und ich brauch Ihre Unterstützung ebenso wie Sie möglicherweise die meine, wir werden sehen.«
    Süden schwieg.
    »Es wär mir lieber, Sie würden gelegentlich etwas sagen.«
    »Möge es nützen!« Süden hob sein Glas und trank einen Schluck.
    Welthe dachte an die Worte seines Kollegen Hutter, die dieser in Gegenwart von Vertrauten bei jeder sich bietenden Gelegenheit wiederholte und manchmal in lockerer Runde sogar

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