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M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

Titel: M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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offen aussprach. Nach Hutters Einstellung dienten das Polizeipräsidium und das Landeskriminalamt – »und das gilt für sämtliche Landeskriminalämter und Präsidien in Deutschland« – zwar derselben Sache, aber nicht mit denselben Methoden und »denselben inneren Kodizes«.
    Für Hutter tummelten sich bei der Kripo zu viele unberechenbare Einzelgänger und Karrieristen. Sie hätten nur das eigene Fortkommen und höchstens das Ansehen der jeweiligen Abteilung im Blick und wären unbrauchbar für komplexe, länderübergreifende Ermittlungen auf dem Gebiet des Staatsschutzes, außerdem oftmals ein Sicherheitsrisiko, wenn es darauf ankäme, in Bereiche vorzudringen, »die mehr Gehirn und persönliche Flexibilität als das Befolgen von Dienstvorschriften und die Handhabe von Dienstwaffen erforderten«.
    Hutters Misstrauen – davon wussten außer Welthe nur eine Handvoll Kollegen in der Behörde – ging gelegentlich so weit, dass er im Zusammenhang mit verdeckten Ermittlungen Zeugen bat, ihre Beobachtungen nicht vom häuslichen Festnetz mitzuteilen, sondern von einer Telefonzelle, die von der Kripo nicht abgehört werden konnte. In der Kooperation mit dem Amt für Verfassungsschutz zeigte Hutter weniger Dünkel, auch wenn Welthe sich in jüngster Zeit häufig die Frage stellte, ob Hutter überhaupt jemandem traute und woher die Haltung des neunundvierzigjährigen, verheirateten Hauptkommissars und Vaters einer elfjährigen Tochter rührte. Gesprächen über sein Privatleben und andere persönliche Dinge ging Hutter generell aus dem Weg.
    Was Süden betraf, so neigte Welthe im Moment dazu, sich innerlich ähnlich abzuschotten wie sein Kollege. »Vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt«, sagte er. »Mit Unterstützung meine ich nicht, dass wir Informationen tauschen oder dergleichen, ich meine, wir sollten jeder unsere Arbeit machen und bei kritischen Berührungspunkten ehrlich miteinander umgehen. Glauben Sie, das klappt?«
    »Nein«, sagte Süden.
    »Sie glauben es nicht.«
    »Nein.«
    Welthe legte die rechte Hand an die Wange und blickte zum Tresen, wo die Bedienung seinen Blick erwiderte. Daraufhin schüttelte er den Kopf und starrte eine Zeitlang vor sich hin, was Süden angenehm fand. Er hatte begriffen, was Welthe von ihm wollte – einen kooperativen Rückzug aus allen Recherchen im Fall Mia Bischof –, und rechnete damit, dass die Detektei samt Mitarbeitern abgehört werden würde, falls die Behörde deren Loyalität bezweifelte oder einfach nur sichergehen wollte.
    In den Augen mancher Fahnder waren Detektive Parasiten, zu deren Bekämpfung jedes Mittel recht war, unabhängig vom Ansehen der beteiligten Personen. Schon als Polizist galt Süden als Eigenbrötler am Rande dienstlicher Befugnisse. Sein Erfolg bei schwierigen Vermissungen verschaffte ihm bei den meisten seiner Kollegen aus anderen Abteilungen nicht mehr Respekt, sondern steigerte eher noch deren Misstrauen und Zweifel an seiner Arbeit. Sein Aussehen – die längeren Haare, die blaue Halskette, die an den Seiten geschnürten Hosen –, seine Schweigsamkeit und auch seine bedingungslose Freundschaft mit einem alkoholkranken Kollegen verschafften ihm den Ruf eines Kriminalers, der allenfalls im Innendienst zu gebrauchen sei. Dass seine direkten Vorgesetzten dennoch zu ihm hielten und ihn gewähren ließen, stieß phasenweise auf allgemeines Unverständnis und führte vereinzelt zu Beschwerdebriefen ans Innenministerium.
    Deswegen war Süden klar: Einem wie ihm mit dieser Vergangenheit würde das LKA keine Minute offen zuhören und schon gar keine Sonderrechte gewähren oder ihm irgendeine Form von Vertrauen entgegenbringen. Was Welthe tat, wertete Süden als Notwehr-Gerede, weil er ihn ertappt hatte, und zwar vor einer Zeugin und in dem für einen geheimen Ermittler denkbar ungünstigsten Augenblick.
    Dann dachte er wieder an den schwerverletzten Leonhard Kreutzer. Er wandte den Kopf ab, denn er brauchte einige blicklose Sekunden für sich allein.
    »Sie erinnern sich an das geplante Sprengstoffattentat am St.-Jakobs-Platz«, sagte Welthe.
    Süden hörte zu.
    »Natürlich erinnern Sie sich. Rechtsradikale wollten bei der Grundsteinlegung des Jüdischen Zentrums eine Bombe zünden. Wir haben es verhindert, die Täter wurden gefasst, zumindest einige von ihnen. Sie wurden verurteilt, saßen ihre Haftstrafen ab und sind inzwischen wieder auf freiem Fuß. Der Verfassungsschutz beobachtet sie. Einer der mutmaßlichen Attentäter ist

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