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M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

Titel: M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Anflug von Irresein starrte er durch seine Brille und rieb sich mit den Fingern so heftig über die Wange, dass Süden dachte, sie würde anfangen zu bluten. »Was … was meinen Sie mit ›insgeheim‹, in Gottes Namen? Insgeheim! Was soll das denn bedeuten? Reden Sie endlich Klartext, ich bin hier doch nicht zum Spaß, Kollege.«
    »Insgeheim bedeutet, sie deutete es an. Sie traute sich nicht, es deutlich auszusprechen, sie wollte es geheim halten, was ihr nicht gelang. Insgeheim ist sie überzeugt davon.«
    »Das kann doch nicht sein.«
    Einer der Männer vom Stammtisch, jener, der Welthe vorhin vielleicht zugenickt hatte, warf einen besorgten Blick herüber, obwohl er bei der Musik unmöglich ein Wort verstanden haben konnte.
    Süden schwieg sein leeres Glas an und ließ seine Lüge weiter wirken.

15
    V or seinem Auto gab Ralph Welthe Süden die Hand. Sie standen auf dem kleinen Parkplatz vor dem Lokal, im Licht einer Lampe, das ihre Gesichter vergilben ließ. »Sie sind schwierig«, sagte der LKA-Kommissar. »Aber Sie sind nicht unmöglich.« Er ließ Südens Hand los und zog den Autoschlüssel aus der Manteltasche. »Und Sie versprechen mir, Ihre Chefin zu instruieren und mich auf dem Laufenden zu halten.«
    »Unbedingt.«
    Welthe zögerte, öffnete die Fahrertür, senkte den Kopf und zog dann mit einer schnellen Bewegung den Mantel aus. Er hängte ihn an den Haken hinter dem Fahrersitz und drehte sich zu Süden um. »Vielleicht hab ich noch nicht deutlich genug zum Ausdruck gebracht, wie besorgt ich bin. Herr Denning ist ein langjähriger Freund. Was ich Ihnen in der Wilramstraße erzählt habe, war nicht alles erfunden, sogar das wenigste. Wir kennen uns lange, vieles ist wahr, Herr Süden. Ich weiß nicht, wo er sein könnte. Und ich habe keine Möglichkeit, ihn über die Kollegen der Kripo suchen zu lassen. Sie sind jetzt ein Geheimnisträger, und ich bin mehr oder weniger in Ihrer Gewalt.«
    »Von mir geht keine Gewalt aus«, sagte Süden. »Wie ist Dennings richtiger Name?«
    »Das ist sein Name.«
    Süden wollte schweigen und gehen, fand diese Reaktion aber unangemessen. »Lassen Sie unsere Telefone abhören?«
    »Nein.«
    »Sie haben die Nummer meines Festnetzes ermitteln lassen, nachdem ich Sie in Dennings Wohnung angerufen hatte.«
    »Natürlich.«
    Süden schlang den grauen Wollschal um seinen Hals und steckte die Hände in die Taschen seiner gefütterten Lederjacke. Die Nacht war kalt und verlogen, und er hatte seinen Teil dazu beigetragen. »Auf Wiedersehen.« Er hatte die Straße schon fast erreicht, als Welthe ihm ein Servus hinterherrief. Einige Meter von der Einmündung zum Parkplatz entfernt blieb Süden stehen. Der anthrazitfarbene Audi bog auf die Balanstraße ab und entfernte sich in nördlicher Richtung. Süden hatte keine Ahnung, wo Welthe wohnte – garantiert nicht in einem Zimmer in Neuperlach, wie er erzählt hatte, und erst recht nicht in Neu-Isenburg.
    Obwohl es bereits kurz nach Mitternacht war, überlegte Süden, die alte Frau in der Wilramstraße anzurufen, und falls sie noch wach war, ihr einen Besuch abzustatten. Doch dann entschied er, sein Vorhaben auf morgen früh zu verschieben, und tippte, nachdem er sein Handy wieder eingeschaltet hatte, die Nummer der Detektei.
    »Wo warst du?«, fragte Edith Liebergesell anstelle einer Begrüßung.
    »Unsere Telefone werden abgehört.«
    Sie zweifelte keine Sekunde daran, sagte aber: »Glaub ich nicht, wer behauptet denn so was?«
    »Niemand. Das ist eine Vermutung.«
    »Wo bist du?«
    »Auf dem Heimweg. Hast du Neuigkeiten aus dem Krankenhaus?«
    »Nein.«
    »Wir sollten den Auftrag erst einmal ruhen lassen«, sagte Süden. »Wir bewegen uns auf vermintem Gebiet.«
    So einen gestelzten Satz hätte Edith Liebergesell ihm nie zugetraut. Sie sagte: »Wenn du meinst, wir sollten das tun, tun wir es.«
    So einen Satz würde sie nie zu ihm sagen, dachte Süden. »Wir tun uns alle einen Gefallen damit. Ich habe morgen um acht einen Termin beim Zahnarzt und bin gegen zehn in der Detektei.«
    Die Detektivin hoffte, er würde sich bei dem, was er in Wirklichkeit vorhatte, keinen Zahn ausbeißen. Sie zündete sich die letzte Zigarette des Tages oder die erste des neuen Tages an. »Viel Glück. Und lass dich besser betäuben.«
    »Ich kriege gern alles mit«, sagte er. »Dann weiß ich hinterher, woher die Schmerzen kommen.«
    Sie legte auf, weil sie lachen musste. Ohne Hast machte Süden sich auf den Heimweg, über die Balanstraße und am

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