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M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

Titel: M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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schwieg.
    »Was sind denn Sie für einer?« Flinker, als er erwartet hätte, schob Rosa Weisflog ihn beiseite, ging zur Anrichte und nahm die Kanne aus der Kaffeemaschine. »Ich biete Ihnen keinen Kaffee an, weil ich davon ausgeh, Sie haben daheim schon einen getrunken.«
    »Ja«, log Süden.
    »Dacht ich’s mir.« Sie goss Kaffee in eine bauchige weiße Tasse, nahm einen Löffel Zucker aus einer Dose und rührte um. »Nazis bleiben Nazis. So wie Polizisten immer Polizisten bleiben. Oder sind Sie, wenn Sie wieder eine Uniform anziehen, ein Neopolizist?«
    Süden schwieg.
    Sie trank und umklammerte die Tasse mit beiden Händen. »Find ich richtig, wenn Herr Denning Nazis jagt, sonst tut’s ja keiner.«
    »Ich muss in seine Wohnung, Frau Weisflog. Bitte helfen Sie mir.«
    »Und wenn der andere wiederkommt? Die Wohnung ist versiegelt, hat er gesagt. Das ist ein Verbrechen, ein Siegel aufzubrechen. Ich kenn mich aus, ich hatte schon mal eine versiegelte Wohnung, ich weiß, was das bedeutet.«
    »Sie hatten was angestellt.«
    »Nur die Ruhe. Ich habe nichts angestellt. Es ging um meinen Mann, aber der lebt nicht mehr, also Schluss damit. Nein, ich helf Ihnen nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Ich finde Sie zwielichtig.«
    »Warum?«
    »Sie kommen hier unangemeldet rein, rufen nicht mal vorher an, halten mich in meiner Wohnung fest …«
    »Ich konnte Sie nicht anrufen, mein Telefon wird abgehört.«
    »Von wem?«
    »Von den Kollegen von Herrn Welthe.«
    »Der traut Ihnen auch nicht.« Sie trank Kaffee und schlürfte dabei.
    »Er traut mir zu Recht nicht«, sagte Süden. »Aber ich vertraue Ihnen, und ich möchte, dass Sie mir auch vertrauen.«
    »Sie wiederholen sich. Sie sind Detektiv, nicht mal ein richtiger Polizist. Was ist das für ein Gewerbe? Detektiv. Kann ja jeder werden.«
    »Unbedingt.«
    »Detektive sind Spitzel.«
    »Nein.«
    Rosa Weisflog stellte die Tasse in den Ausguss und ließ Wasser hineinlaufen. Mit beiden Händen stützte sie sich am Rand ab. Dann drehte sie sich um und seufzte schwer. »Was tun Sie denn schon groß? Leute suchen?«
    »Ja.«
    »Und finden Sie sie manchmal?«
    »Oft.«
    »Herzlichen Glückwunsch. Und wenn Sie sie nicht finden, bekommen Sie trotzdem Ihr Geld?«
    Süden machte, warum auch immer, einen Schritt weiter in die Küche, weg von der Tür.
    »Wo wollen Sie hin?«
    »In die Wohnung von Herrn Denning.«
    »Hinter Ihnen. Mein Mann musste auch mal gesucht werden. Er war plötzlich weg. Spurlos. Ich hab mir schon gedacht, was er vorhat, aber ich hab’s niemandem gesagt. Keinem Menschen. Auch der Polizei nicht. Sie haben sich auf die Suche gemacht, und ich hab überlegt, wie das geht, jemanden suchen. Fährt man durch die Straßen und hält Ausschau?«
    Sie erwartete keine Antwort. »Ich weiß noch, sie haben mich gefragt, ob mein Mann einen Platz hat, wo er gern hingeht oder wo er schon öfter war. Sag ich zu ihnen, ja, Stadelheim. Da haben sie mich angesehen wie einen verbeulten Trabbi. Ich war achtundfünfzig. Bloß weil meine Haare grau waren, war ich noch keine Schachtel. Der eine hat dann telefoniert und in Stadelheim nachgefragt. Kein Erich da. Hätt ich ihm gleich sagen können. Sie haben dann irgendwelche Kollegen informiert, und die haben weitergesucht. Erfolglos.
    Am nächsten Tag war alles klar. Mein Mann ist zur Isar gegangen, in der Nähe vom Tierpark, wo der Kiosk ist und der Kiesstrand. Er hat sich unter einen Baum gesetzt und abgedrückt. Die alte Schmidt und Westen hatte er von einem Bekannten im Knast, der hat ihm die Knarre verkauft. Die Pistole lag immer schön eingewickelt in einem roten Handtuch im Schlafzimmerschrank, ganz unten. Da hab ich zuerst nachgeschaut, als er weg war. Die Pistole war nicht mehr da, und alles war klar. Ich wollte ihn aber beerdigen, deswegen hab ich ihn vermisst gemeldet. Ich dachte mir, das klappt schon, so weit weg geht der nicht. Und so war’s auch.
    Einer wie Sie hat ihn dann gefunden, weil ich gesagt hab, dass er gern zu dem Kiosk radelt und da sein Bier trinkt, direkt an der Isar beim Zoo. So hat ihn der Polizist ausfindig gemacht, versteckt im Gesträuch unter einer Eiche. Wer sucht, der findet, heißt’s, und manchmal stimmt’s.«
    »Das war nicht einer wie ich«, sagte Süden. »Ich habe Ihren Mann gefunden.«
    »Niemals. Das ist dreizehn Jahre her.«
    »Sie haben nicht hier gewohnt, sondern woanders.«
    Rosa schlug wieder mit der rechten Faust gegen ihre Hüfte und presste die Lippen aufeinander. In der Stille hörte Süden

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