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M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

Titel: M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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achtstöckigen, viereckigen Wohnblöcken beobachtete Geiger eine Frau, die ihren Sohn ohrfeigte. Er schüttelte den Kopf. »Du bist hier nicht mehr sicher, begreifst du das nicht?« Das sagte er nur so. Er würde schon dafür sorgen, dass der andere in Sicherheit blieb.
    » Du begreifst was nicht. Ich bleib hier und besorg mir frisches Geld. So wie geplant.«
    Die Frau auf der Straße ging mit ihren zwei vollgepackten Plastiktüten weiter, der Junge blieb heulend auf dem Bürgersteig sitzen. Geiger verzog den Mund. »Gesindel. Und deine Helfershelfer laden den Mann ausgerechnet hier im Viertel ab. Wie kann man nur so dumm sein?«
    »Sie kannten die Gegend.«
    »Ich hatte dir nicht erlaubt, die beiden bei dir wohnen zu lassen, Karl.«
    »Hier ist Platz genug. Außerdem sind sie weg und kommen nicht wieder.«
    »Das hoffe ich.«
    »Ich kann ja in dein Hotel ziehen, wenn dir das lieber ist.«
    »Meine Tochter hat mich gebeten, dir zu helfen, und ich hab es getan«, log Geiger. »Was ich damit riskiere, ist klar. Ich erwarte Dankbarkeit von dir und Folgsamkeit. Und dass du dich von meiner Tochter fernhältst. Verstanden, Karl?«
    »Kann ich was dafür, wenn sie sich nicht von mir fernhält?«
    Geiger wandte sich um und streifte Jost mit einem verächtlichen Blick. Für ihn war dieser Mann seit jeher charakterlich nichts wert und auf der politischen Ebene mehr oder weniger unbrauchbar, außer für Aktionen, bei denen rohe Gewalt vonnöten war.
    »Ich erwarte von dir, dass du dich in den nächsten zwei Wochen hier nicht wegbewegst.« Geiger ging in den Flur. Jost starrte zum Fernseher mit den Tieraufnahmen aus einem deutschen Zoo. »Du kannst in den Supermarkt gehen und sonst nichts. Wir müssen abwarten, was passiert. Die Polizei rekonstruiert den Weg des alten Mannes, und sie wird Mia weiter befragen. Das ist nicht zu ändern. Wichtig ist, dass du auf keinen Fall wieder in Neuhausen auftauchst.«
    »Deine Tochter hat einen Kerl.«
    »Bitte?«
    »Da ist ein Kerl, mit dem sie zusammen ist, weißt du das nicht?«
    Geiger fehlte das Interesse, um darauf zu antworten.
    »Irgendwas ist mit dem passiert«, sagte Jost. »Sie sucht ihn, er ist weg. Ich hab ihr ins Gesicht gesagt, der Typ ist ein Spitzel, aber sie glaubt es nicht. Was hab ich damit zu tun?«
    »So ist es.« Geiger knöpfte seine Strickjacke zu und öffnete die Wohnungstür. Der Gestank nach Zigarettenrauch, der überall hing, widerte ihn an. Die Sache mit dem Mann, von dem Mia ihm keinen Ton erzählt hatte, ging ihm auf der Rückfahrt nach Starnberg nicht mehr aus dem Kopf.

16
    N achdem sie sich wortkarg von jemandem verabschiedet hatte, legte Edith Liebergesell ihr Handy vor den Holzglobus am Rand ihres überfüllten Schreibtischs und versank in Gedanken. Sie trug einen ihrer dunklen Hosenanzüge und dazu eine blaue Bluse. Ihre Haare hatte sie zu einem Knoten gebunden, und ihr Gesicht, fand Patrizia, die sie vom Fenstertisch aus beobachtete, sah verlebt aus. Bisher hatten sie kaum ein Wort gewechselt. Auf die Frage, wo Tabor Süden sei, hatte Edith – nach Patrizias Meinung wenig überzeugend – erwidert: beim Zahnarzt. Inzwischen waren zwei Stunden vergangen, und Süden war immer noch nicht da.
    Von draußen fiel wenig Licht herein. Ein schäbiger Freitag, dessen Stimmung dem inneren Zustand der beiden Frauen in der Detektei entsprach, die sich ansahen und Angst vor jedem neuen Wort zu haben schienen.
    »Das war Süden am Telefon«, sagte Edith Liebergesell leise. Patrizia war sie sich nicht sicher, ob sie den kurzen Satz richtig verstanden hatte. »Er rief von einer Telefonzelle an. Ich gehe nicht davon aus, dass die Polizei über Nacht unser Büro verwanzt hat.«
    Sie griff nach ihrer Zigarettenschachtel und legte sie wieder hin, wie sie es in der vergangenen Stunde schon mehrmals getan hatte. Seit Patrizia heute früh gekommen war, hatte ihre Chefin noch keine einzige Zigarette geraucht. »Dem Telefon trauen wir besser nicht mehr, hast du gehört? Vielleicht werden wir auch schon paranoid. Lass uns einfach vorsichtig sein. Was rede ich da eigentlich? Süden hat den Namen einer Frau herausgefunden, die unser verschwundener Taxifahrer kannte. Ich werde gleich übers Internet ihre Adresse raussuchen. Danach rufe ich Mia Bischof an und verabrede mich mit ihr. Ich werde ihr ein paar Sachen erzählen, die nicht stimmen, aber am Telefon überzeugend klingen müssen für den Fall, dass Süden recht hat und wir tatsächlich abgehört werden. Unsere Arbeit geht in

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