M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)
Kollegen gesagt.«
»Davon weiß ich nichts. Der Artikel ist sauber geschrieben, es steht nichts Falsches drin, was wollen Sie von mir?«
»Sie haben Ihre Beteiligung an der Geschichte aus dem Artikel rausgestrichen.«
»Das ist eine Unterstellung. Ich muss in die nächste Sitzung.«
»Einen Moment.« Edith Liebergesell hielt die Sprechmuschel zu. »Fahr hin, sei vorsichtig«, sagte sie zu Patrizia. »Hast du die Perücke hier im Büro?«
»Liegt im Schrank.«
»Setz sie auf, und die Brille, und eine Mütze. Versuch’s.«
»Ist doch klar.« Patrizia Roos brauchte keine zwei Minuten, um die schwarze Langhaarperücke so aufzusetzen, dass sie wie echt aussah. Dazu trug sie zu ihren weichen Kontaktlinsen eine leicht getönte Brille aus Fensterglas.
»Wir können uns später unterhalten«, sagte Mia Bischof ins Telefon.
»Es geht um den Auftrag, den Sie uns erteilt haben.«
In Ediths Blick, den Patrizia nicht mehr wahrnahm, weil sie sich schon umgedreht hatte und zur Tür ging, lag außer der Anerkennung für Patrizias überzeugende Tarnung vor allem eine schwermütige Furcht. Sie benötigte ihre ganze professionelle Kraft, um sich auf das Telefonat zu konzentrieren, und hatte gleichzeitig den Eindruck, sie wäre unter der Erde eingesperrt und spräche in die Finsternis.
»Der Auftrag bleibt bestehen«, sagte Mia Bischof.
»Die Polizei will, dass wir den Auftrag ruhen lassen, sie haben gewisse Befürchtungen und wollen keine Störenfriede bei ihren Ermittlungen.«
»Welche Befürchtungen?«
Edith Liebergesell kam es so vor, als wäre es in der Leitung stiller geworden, als habe die Journalistin eine Tür hinter sich geschlossen. »In den Überfall könnten Rechtsradikale verwickelt sein, und auch das Verschwinden von Siegfried Denning könnte damit zusammenhängen.«
»Womit?«
»Er könnte in den Überfall verwickelt sein.«
»Das ist doch Humbug«, sagte Mia laut und senkte ihre Stimme sofort wieder. »Wer so was behauptet, ist ein Dummkopf. Sagt das die Polizei? Dass Herr Denning was mit dem Angriff auf den alten Mann zu tun hat?«
»Sie sagt es nicht direkt. Denning könnte aus der rechten Szene stammen.« Wieder bekam sie keine Reaktion, und sie blieb ebenfalls stumm.
»Frau Liebergesell?«
»Ich bin hier.«
»Wieso sagen Sie nichts mehr?«
»Ich fürchte, wir müssen unsere Zusammenarbeit beenden, Frau Bischof.«
»Das will ich nicht.«
»Halten Sie die Vermutungen der Polizei für abwegig?«
»Die Vermutungen der Polizei interessieren mich nicht. Ich bezahle Sie dafür, dass Sie den Mann finden. Wo ist Herr Süden? Mit ihm habe ich alles verhandelt.«
»Er ist beim Zahnarzt«, sagte Edith Liebergesell.
»Wenn er zurückkommt, will ich, dass er weiter alle Spuren verfolgt. Oder hat er noch keine Spuren?«
»Haben Sie keine Angst, dass die Polizei Sie ebenfalls verdächtigen könnte?«
»Verdächtigen wegen was?«
»Zur rechten Szene zu gehören.«
»Vor der Polizei hab ich keine Angst, noch nie gehabt, das schwör ich Ihnen. War das nötig, dass Sie denen von meinem Auftrag erzählt haben? Wäre das nicht anders gegangen? Was hat der alte Mann mit meinem Auftrag zu tun? Was wollte der überhaupt von mir?«
»Herr Kreutzer ist mein engster Mitarbeiter, und es gehört zu seinen Aufgaben, sich über das Umfeld unserer jeweiligen Klienten zu informieren. Besonders bei Vermisstenfällen stoßen wir auf diese Weise oft auf konkrete Spuren.«
»In meinem Fall nicht.«
»Das können wir noch nicht wissen.«
»Ich weiß es.«
»Sie haben als Letzte mit Herrn Kreutzer gesprochen. Machte er irgendwelche Angaben, wo er hinwollte, was er vorhatte? Bitte denken Sie nach, Frau Bischof.« Das Verstellen ihres Tonfalls ließ sie beinahe würgen.
»Er hat mir belanglose Fragen gestellt, das war alles. Ich weiß nicht, was er wollte. Er kam in die Kneipe, trank was und ging wieder. Er hat mir hinterherspioniert, das gefiel mir nicht, ich mag das nicht. Aber ich habe mich höflich mit ihm unterhalten. Was dann passiert ist, weiß ich nicht. Ich war nicht dabei.«
»In gewisser Weise sind wir jetzt Verbündete«, sagte Edith Liebergesell und stand auf. Sie hoffte, im Stehen mehr Luft zu bekommen. »Die Polizei misstraut uns beiden, am Ende glauben sie noch, wir würden gemeinsame Sache mit der rechten Szene machen. Dabei haben wir keine konkreten Hinweise in dieser Richtung. Und Sie sind auch keine Rechte, Frau Bischof, das ist ja klar.«
»Wie kommt die Polizei dann da drauf?«
»Das muss etwas
Weitere Kostenlose Bücher