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M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

Titel: M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Aktionen durchführen, die zur Aufklärung oder der Verhinderung einer schweren Straftat auf dem Gebiet des Staatsschutzes dienten.
    Ohne die Zustimmung des Vorgesetzten, der Staatsanwaltschaft oder eines Richters durfte kein Landeskriminalamt einen seiner Beamten in eine kriminelle Szene einschleusen. Auf eigene Faust zu agieren brächte dem Ermittler ein Disziplinarverfahren ein, an dessen Ende die Entlassung aus dem Polizeidienst drohte.
    Im Untergrund tätige Ermittler waren Tag und Nacht auf den unsichtbaren Begleitschutz ihrer Kollegen und deren schnelle Einsatzfähigkeit angewiesen. Eigenmächtige Entscheidungen zu treffen und Risiken einzugehen, von deren möglichem Ausmaß der V-Mann-Führer vorher keine Kenntnis hatte, waren für den Ermittler tabu. Der gesamte, monate-, manchmal jahrelang vorbereitete Einsatz inklusive kostspieliger und mühsamer Erschaffung einer Legende und deren Umfeld stünde auf dem Spiel, vom Leben des Beamten ganz zu schweigen. Kein Ermittler, dachte Süden, würde sich also so verhalten, und doch hatte einer es getan.
    Siegfried Denning hatte die Regeln gebrochen. Sein Verbindungsmann war in Panik geraten, auch wenn Welthe alles daransetzte, überlegen und ruhig zu wirken. Schon bei seiner ersten Begegnung mit Süden hatte er sich verraten, indem er meinte, sie beide, Denning und er, wären ungebunden und hätten keine privaten Verpflichtungen. Dabei wusste er von der Beziehung zwischen seinem Kollegen und Mia Bischof. Welthe war verwirrt, als plötzlich eine weitere Person auftauchte, die nach Denning suchte. Seine Irritation steigerte sich noch, als er erfuhr, warum Süden ihn suchte.
    Wieso Mia Bischof der Detektei Liebergesell diesen Auftrag erteilt hatte, musste Welthe verzweifelt beschäftigen, dachte Süden und ging im Wohnzimmer geräuschlos auf und ab. Kein Polizist, geschweige denn Welthe oder sonst jemand vom Landeskriminalamt, konnte unter den gegebenen Umständen die Journalistin oder deren Umfeld nach Denning befragen, ohne Aufsehen zu erregen und die Undercover-Aktion, die nach wie vor lief, zu gefährden.
    Umzingelt von Lügnern, dachte Süden und ging noch einmal in die Küche.
    Mia Bischof hatte behauptet, die Polizei habe sie mit ihrer Vermisstenanzeige abgewiesen. Ralph Welthe gab sich als Jugendfreund des Verschwundenen aus. Der Chef des Taxiunternehmens wusste nichts über seinen Angestellten, und ein Taxi-Kollege unterstellte Denning eine rechte Gesinnung. Und dann wurde Leonhard Kreutzer genau in der Phase Opfer eines Überfalls, als er das Lebensumfeld seiner Auftraggeberin erkundete, aus dem die Polizei bisher nicht einen einzigen Verdächtigen identifiziert hatte.
    Auf seinem kleinen karierten Schreibblock hatte Süden den Namen des Mannes notiert, der bis heute im Zusammenhang mit dem geplanten Anschlag auf das Jüdische Zentrum gesucht wurde und laut Welthe mit Mia Bischof verheiratet gewesen war: Karl Jost. Die Fahndung nach ihm dauerte inzwischen fast zehn Jahre.
    Das bedeutete, dachte Süden, dass Josts Ex-Frau nicht den geringsten Kontakt mehr zu ihm unterhielt, andernfalls wären die Fahnder ihm längst auf die Spur gekommen. Nach Welthes Aussage hatte Mia mit der rechten Szene nichts zu tun.
    Aber warum, überlegte Süden und nahm die alte TV-Zeitschrift vom Küchentisch und fing an, darin zu blättern, hatte Denning dann überhaupt mit ihr den Kontakt gesucht?
    Welthe, davon war Süden inzwischen überzeugt, ging mit einer Welt aus Lügen hausieren, und die Detektei musste alles daransetzen, ihn in dem Glauben zu lassen, dass Edith, Patrizia und er ihm alles abkauften. Nur so hätten sie vielleicht eine kleine Chance, den verschwundenen Taxifahrer und die Hintermänner des Überfalls auf Kreutzer zu finden.
    Sie wollen uns alle kleinkriegen, dachte Süden. Er blätterte in der Zeitschrift, als suche er nach etwas Bestimmtem.
    Plötzlich empfand er in der staubigen Stille eine Furcht, die er nicht kannte. Die Zeitschrift glitt ihm aus den Händen. Wie benommen lehnte er sich an die Wand.
    Verdunkelte Gedanken; er wusste sofort, dass er nicht um sein Leben oder das von Edith Liebergesell oder Patrizia Roos und noch nicht einmal um das von Leonhard Kreutzer fürchtete. Was ihn erschütterte, war nicht die Angst vor physischer Gewalt, die er mit seinem Verhalten, seinem Trotz und seiner Überzeugung provozieren könnte. Es war die ihm maßlos bedrohlich erscheinende Vorstellung vom völligen Versagen. Von der Unfähigkeit, den Zusammenhängen nicht

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