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M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

Titel: M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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mit Herrn Denning zu tun haben. Wahrscheinlich hat er sich in der Öffentlichkeit entsprechend geäußert. Vorhin habe ich in einem Protokoll, das Herr Süden geschrieben hat, gelesen, Herr Denning habe sich in seinem Beruf seltsam geäußert. Er habe Andeutungen gemacht, wonach ausländische Eltern zu viele Vergünstigungen und Ähnliches zugesprochen bekämen, dass sie also vom Staat besser behandelt würden als deutsche Familien. Solche Dinge. Er ist wohl bekannt für ausländerfeindliche Äußerungen.«
    »Das geht heute schnell. Was Sie oder die Polizei für ausländerfeindlich halten, ist in den meisten Fällen einfach nur inländerfreundlich, das ist ein großer Unterschied. Ich habe Herrn Denning nie ein Wort gegen einen einzelnen Ausländer sagen hören. Das wäre ja auch ein dummer Mensch, der so was sagt. Also, was Sie da anführen, bedeutet gar nichts. Herr Denning nimmt seinen Beruf sehr ernst, er weiß sich zu benehmen und zu wem er gehört. Ich möchte, dass Sie Herrn Süden seine Arbeit machen lassen, damit er Herrn Denning findet.«
    »Sie machen sich große Sorgen um ihn.«
    »Denken Sie, ich würde sonst so viel Geld bezahlen? Es ist meine Pflicht, mich um ihn zu kümmern, er ist ein guter Mensch, und ich hab die Sorge, dass ihm was zugestoßen sein könnte.«
    »Was könnte das sein?«
    »Das weiß ich nicht«, schrie Mia Bischof in den Hörer. Dann war es still.
    Edith Liebergesell dachte an die Worte, die sie soeben gehört hatte, an die kalte Stimme und das Weltall darin.
    Als Mia sich beruhigt hatte, klang sie gleichgültig und abwesend. »Ich muss rüber in den Konferenzraum. Wir haben alles besprochen, Sie wissen Bescheid, und ich bitte Sie inständig, künftig nur noch mit mir über den Auftrag zu reden. Kann ich mich darauf verlassen? Ausschließlich ich bin Ihre Ansprechpartnerin, Sie unterliegen einer Schweigepflicht, die Sie schon mehrfach verletzt haben. Darüber wollen wir nicht mehr sprechen. Ich erwarte morgen einen Bericht von Herrn Süden. Und Ihrem Mitarbeiter im Krankenhaus wünsche ich eine gute Genesung. Auf Wiederhören.« Sie legte auf.
    Edith Liebergesell stand hinter ihrem Schreibtisch und streckte den Arm vom Körper, als hielte sie einen schwarzen stinkenden, telefonhörerförmigen Fisch in der Hand.

    Sie saß am Schreibtisch, beide Hände über Kreuz auf dem Telefon, reglos. Dann stand sie ruckartig auf, stemmte die Hände in die Hüften und spannte ihre Bauchmuskeln an. Dreimal in der Woche joggte sie am Hochufer der Isar, jeweils genau vierzig Minuten; einmal in der Woche ging sie zum Schwimmen ins Dantebad; und jeden Tag machte sie Liegestütze, wie ein Mann. Wenn es darauf ankam, war sie in der Lage, sich zu wehren. Wichtig war, sich treu zu bleiben. Überleben in der Krise, mit diesem Leitspruch war sie aufgewachsen, und er hatte sich bis heute bewährt.
    Mit Disziplin und guter Gesinnung führte Mia Bischof ihr Leben, und wenn sie in diesem Moment innehielt, um ihre Gedanken zu ordnen und ihr Herz zu beruhigen, empfand sie eine tiefe Zugehörigkeit zu jenen Frauen, die Schlimmeres durchgemacht hatten und dennoch ihr Schicksal nicht verfluchten, sondern es annahmen und sich behaupteten. Was die Polizei tat, entsprach bloß deren Natur, das war nichts Besonderes, und es war einfach, sich selbst entsprechend zu verhalten. Aber die Verzagtheit der Detektivin, mit der sie soeben gesprochen hatte, verachtete sie, auch wenn sie die Frau noch nie gesehen und dies ihr erster Kontakt gewesen war. Mia fand, dass sie viel zu nachgiebig reagiert hatte. Das würde ihr nicht wieder passieren.
    Sie wollte, dass Siegfried wieder da war und sie gemeinsam weiter an ihrer Zukunft arbeiteten. Er war der zuverlässigste Mann, dem sie je erlaubt hatte, sie zu berühren. Er war treu und ehrlich und teilte vollständig ihre Weltanschauung. Sie waren wie geschaffen füreinander, dachte sie oft. Wieso er plötzlich verschwunden war, verstand sie nicht und duldete es auch nicht. Das war wie ein Verrat. Sie verlangte eine Erklärung. Dass sie sich einsam fühlte, spielte keine Rolle. Für Gefühle war später noch Zeit, nach seiner Rückkehr und wenn er alles erklärt hätte.
    Mia ließ die Arme sinken. Wenn Siegfried wieder da war, dachte sie, würde sie endlich den Mut fassen und ihm die Frage stellen, die sie noch keinem Mann gestellt hatte, weil keiner bisher dafür in Frage gekommen war – abgesehen von Karl in ihrer Ehe. Aber damals waren sie jung und gewalttätig und verbrachten die

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