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Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Titel: Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michele
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über Victors fleckige Cordhose, die Gummi­stiefel und die derbe Wachsjacke, die auch schon bessere Tage gesehen hatte. „Man muss in allen Lebenslagen ­passend gekleidet sein“, fuhr er belehrend fort. „Immerhin bin ich der Anwalt von Lord Carter-Jones, und wenn ich meinen Klienten schon mitten in der Nacht aus dem Bett hole, dann möchte ich ihm nicht wie ein Penner gegenüberstehen. Außerdem ist nicht gesagt, dass Mabel in Gefahr ist.“
    „Ach was? Gestern Abend hörte sich das aber noch anders an“, erinnerte Victor seinen Patensohn.
    „Mabel kann auf sich aufpassen.“ Alan nickte Victor beruhigend zu. „Es wird sich eine harmlose Erklärung ­finden. Wahrscheinlich ist der Akku ihres Telefons leer.“
    „Dein Wort in Gottes Gehörgang“, gab Victor zynisch zurück. „Also, worauf warten wir noch? Am besten ­nehmen wir meinen Jeep, der ist für die schmalen Straßen ­besser geeignet als dein Luxusschlitten.“
    Alan hielt die Hand auf. „Gib mir die Autoschlüssel! Du bist nicht in der Lage, zu fahren.“
    Victor zögerte nur kurz, dann drückte er Alan die Schlüssel in die Hand. Er sprach seinem Patensohn zwar nicht ab, sich nicht ebenso wie er um Mabel zu sorgen, der Anwalt war es aber gewohnt, auch in aufregenden ­Situationen einen klaren Kopf zu behalten.
    Obwohl Alan sich gelassen gab, hatte Victors Anruf ihn ebenfalls in große Sorge versetzt. Es passte einfach nicht zu Mabel, sich nicht zu melden und nicht erreichbar zu sein. Unwillkürlich dachte er an den vergangenen Winter, als die Situation genau umgekehrt gewesen war: Damals hatte er eine aufgeregte Mabel beruhigen müssen, weil Victor verschwunden gewesen war, und schlussendlich hatten sie ihm das Leben gerettet. Obwohl Alan nicht sehr gläubig war, betete er im Stillen, dass ihnen ein ähnliches Erlebnis heute erspart bleiben und es für Mabels ­Schweigen ­tatsächlich eine harmlose Erklärung geben würde, über die sie dann gemeinsam lachen würden.

    Allerby House lag in völliger Dunkelheit. Kein Lichtschein war hinter einer der zahlreichen Scheiben zu erkennen.
    „Da!“, rief Victor, als Alan auf das Rondell vor dem Haus fuhr. „Mabels Auto! Sie muss hier also irgendwo sein.“
    „Vielleicht sollten wir den Morgen abwarten …“
    „Auf keinen Fall!“, unterbrach Victor ihn scharf. „Ich gehe jetzt da rein und verlasse das Haus erst wieder, wenn ich mit Mabel gesprochen habe.“
    Alan wusste, er würde seinen Patenonkel nicht zurückhalten können, daher klingelte er eindringlich. Nichts rührte sich im Haus. Auch nach einigen Minuten blieb immer noch alles still, obwohl Alan den Finger nicht mehr vom Klingelknopf nahm. Verflixt, waren sie denn alle taub oder war vielleicht gar niemand im Haus?
    „Was hast du vor?“ Aus den Augenwinkeln sah Alan, wie Victor auf einmal die wuchtige Stabtaschenlampe aus seinem Wagen in der Hand hielt und zielstrebig ein Fenster links neben der Eingangstür ansteuerte. „Nein, Onkel Victor, tue das bitte nicht …“
    Alans Warnung kam zu spät. Mit einem lauten ­Klirren zersplitterte die Scheibe in tausend Stücke, und Victor schlug die scharfen Ecken weg, bis das Glas restlos aus dem Rahmen gebrochen war. Obwohl Alan das, was ­Victor tat, alles andere als guthieß, zollte er ihm insgeheim Respekt, wie leicht er sich am Sims hochzog, sich durch die Öffnung zwängte und im Haus verschwand. Manch ­anderer in seinem Alter war längst nicht mehr so gelenkig.
    „Mir scheint, er hat das schon öfter getan.“ Alan seufzte in der Gewissheit, dass nun einige Schwierigkeiten auf sie zukommen würden.
    Victor war unsanft auf beiden Knien gelandet. Er ignorierte den stechenden Schmerz, rappelte sich auf und klopfte sich Glassplitter von der Hose. In diesem Moment flammte helles Licht auf.
    „Keine Bewegung und heben Sie die Hände! Aber schön langsam, ich habe nämlich einen nervösen Zeigefinger.“
    Victor verharrte in der Bewegung und starrte Jane Carter-Jones an, die – in einen jadegrünen Morgen­mantel gehüllt und mit offenem grauen Haar – auf dem ersten Treppenabsatz stand. Sie richtete den Lauf eines Gewehrs direkt auf Victor.
    „Glauben Sie bloß nicht, ich würde nicht schießen. Ich bin eine gute Jägerin und habe zahlreiche Schützenwettbewerbe gewonnen, kann mit dem Gewehr also sehr gut umgehen.“
    „Daran habe ich keinen Zweifel.“ Victor machte vor­sichtig einen Schritt nach vorn und sah Lady Jane bittend an. „Lassen Sie mich erklären …“
    „Sie sind

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