Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby
doch dieser Tierarzt“, schnitt Lady Jane ihm das Wort ab. „Warum in drei Teufels Namen brechen Sie hier ein?“
Ein Schatten tauchte hinter ihr auf der Treppe auf. „Jane, sei vorsichtig mit der Waffe, sie könnte losgehen!“
Lady Jane nickte grimmig. „Richtig, lieber Bruder, und dessen ist sich dieser Einbrecher hoffentlich auch bewusst.“
Auf einen Stock gestützt trat Captain Douglas ins Licht. Victor begegnete ihm zum ersten Mal, und unwillkürlich dachte er, wie attraktiv der Mann trotz seines Alters noch war. Kein Wunder, dass Mabel lieber Douglas Carter-Jones als ihm zu Diensten war. Mabel … Wegen ihr war er gekommen!
Er machte einen erneuten Versuch der Erklärung: „Lady Carter-Jones … Sir … Bitte, lassen Sie mich …“
„Verdammt, macht jetzt mal jemand die Tür auf, damit wir in Ruhe reden können?“, rief Alan und reckte seinen Kopf durch das Fenster. „Lady Carter-Jones, tun Sie nichts, das Sie unglücklich machen könnte!“
„Mr Trengove?“ Verwirrt blickte Lord Douglas von Victor zu seinem Anwalt. „Was um Himmels willen machen Sie um diese Uhrzeit hier, und dann noch in Begleitung eines Einbrechers?“
„Das möchte ich auch wissen“, rief Lady Jane, ohne das Gewehr auch nur einen Millimeter zu senken.
„Ich werde Ihnen alles gern erklären“, erwiderte Alan. „Es wäre aber sehr freundlich, wenn Sie zuerst die Waffe weglegen und die Tür öffnen würden. Ich habe keine Lust, ebenfalls durch das Fenster zu klettern.“
Unsicher sah Lord Douglas seine Schwester an. „Leg das Gewehr weg, Jane! Ich glaube, uns droht keine Gefahr.“
Lady Jane senkte die Waffe, behielt sie aber im Arm. „Sicher ist sicher.“
Lord Douglas humpelte zur Tür und öffnete sie. Alan stürmte sofort zu Victor, packte ihn am Arm und schüttelte ihn.
„Was hast du dir dabei gedacht, Onkel? Das hätte böse ausgehen können, und du kannst dich glücklich schätzen, wenn der Captain dich nicht anzeigt.“
„Onkel?“, riefen Lord Douglas und Lady Jane gleichzeitig, und der Captain fuhr fort: „Ich glaube, Sie müssen mir allerhand erklären, Mr Trengove.“
Alan nickte, aber bevor er etwas sagen konnte, rief Victor: „Zuerst möchte ich Mabel sprechen. Wo ist sie?“
„Mabel?“, wiederholte Lady Jane erstaunt. „Meinen Sie Miss Daniels, die Pflegerin meines Bruders?“
„Clarence“, stieß Victor hervor. „Ihr Name ist Mabel Clarence. Mit diesen Lügen ist jetzt endgültig Schluss. Ich mache das nicht mehr mit.“
Lady Jane schluckte, und ihre Augen weiteten sich vor Überraschung. „Aber nicht etwa die Mabel Clarence, die nach dem Skandal um Abigail Tremaine Higher Barton übernommen hat?“
„Eben diese.“ Victor nickte.
„Dann ist Miss Mabel gar keine Pflegerin und hat mich schändlich belogen und betrogen? Was wird hier gespielt?“ Captain Douglas sah Alan ernst an. „Ich erwarte eine sofortige Aufklärung, sonst rufe ich die Polizei.“
„Genau das wollte ich auch eben vorschlagen“, warf Victor ein. „Zu Ihrer Beruhigung, Captain: Mabel ist sehr wohl eine ausgebildete und erfahrene Krankenschwester. Also, wo ist sie?“
„Woher sollen wir das wissen?“, sagte Lady Jane schnippisch. „Ich kümmere mich nicht darum, wo sich unser Personal des Nachts aufhält, solange es morgens pünktlich zur Arbeit erscheint.“
„Vielleicht sollten wir in die Bibliothek gehen und uns setzen“, schlug Alan vor. „Captain Douglas, ich weiß, das klingt jetzt alles äußerst verwirrend für Sie. Wir sind aber in großer Sorge um Miss Mabel und hoffen, dass ihr nichts zugestoßen ist.“
„Was soll ihr schon geschehen sein?“, fragte Lord Douglas. „Gestern Nachmittag ist sie ohne ein Wort einfach verschwunden, seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen. Zum Dinner war sie jedenfalls nicht zurück.“
„Verschwunden? Wohin?“ Victor trat so hastig vor, dass Lady Jane das Gewehr mit beiden Händen umklammerte. „Ich tue Ihnen nichts“, sagte er. „Wo ist Mabels Zimmer?“
„Im Dachgeschoss“, antwortete Lady Jane perplex. „Aber ich glaube nicht, dass wir so einfach mitten in der Nacht …“
„Ach, papperlapapp“, unterbrach Victor sie aufgeregt, und Lord Douglas sprang für ihn in die Bresche.
„Jane, vielleicht stimmt hier wirklich etwas nicht. Miss Mabel wäre von dem Lärm doch ebenso aufgewacht wie wir, warum ist sie noch nicht heruntergekommen? Und wo steckt Angela? Es wäre ihre Aufgabe gewesen, die Tür zu öffnen, schließlich hat
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