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Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Titel: Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michele
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­Douglas verordneten Medikamente. Für sich selbst kaufte sie ein Haarshampoo und ein Duschgel, und als sie wieder auf die Straße trat, entschloss sie sich, einen Tee zu trinken. Diese zehn Minuten würde sie erübrigen können. Es wehte zwar ein kühler Wind, aber es war trocken, und Mabel liebte den Ausblick vom Hafen auf das gegenüberliegende Polruan, dessen Häuser wie Vogelnester an den steilen Klippen klebten. Außerdem beobachtete sie gern die Segelschiffe, die im Hafen von Fowey lagen.
    Der Tee wurde zwar in einem Pappbecher serviert, war aber trotzdem stark und gut. Mabel setzte sich auf eine Bank und trank ihn in kleinen Schlucken. Plötzlich wehte der Wind den Geruch von cornischen Pastys von einem ­offenen Verkaufsstand zu ihr herüber. Mabel lief das ­Wasser im Mund zusammen, sie verzichtete aber auf diese Köstlichkeit, denn nach ihrer Rückkehr nach Allerby würde es Zeit für den Lunch sein, den sie ­zusammen mit Lady Jane und Lord Douglas einnehmen würde. Mabel war zwar schlank, fast schon zierlich, aber trotzdem ­achtete sie auf ihre Ernährung, denn als ­Krankenschwester wusste sie, dass allzu üppiges Essen gerade im Alter unangenehme Beschwerden und auch Krankheiten verursachen konnte.
    „Mabel, was machen Sie denn hier?“
    Eine Frau trat neben sie, und Mabel sah auf.
    „Joyce, welche Freude, Sie wiederzusehen!“
    Joyce Plower war einst Mitglied im Schreibklub von Lower Barton gewesen, dem Mabel sich im letzten Winter für einige Wochen angeschlossen hatte. Keineswegs, weil sie geplant hatte, unter die Schriftsteller zu gehen, ­sondern weil sie damals auf der Suche nach dem Mörder eines Autors gewesen war. Nun, der Täter war überführt und seiner gerechten Strafe zugeführt worden, der Schreibklub aber hatte sich aufgelöst, nachdem bekannt geworden war, welch schändliches Spiel der von allen verehrte Autor getrieben hatte.
    „Ich mache ein paar Besorgungen“, erklärte Mabel, und Joyce runzelte die Stirn.
    „Dafür kommen Sie extra nach Fowey? Polperro oder Looe liegen doch viel näher. Nun, das geht mich ja nichts an. Ich besuche meine Tochter, wir werden zusammen lunchen. Sie wissen, dass Natalja in Fowey lebt?“
    Das war Mabel neu, denn der Kontakt zwischen den Damen des Schreibklubs war recht oberflächlich ­gewesen, und nach dessen Auflösung hatte sie keine der Frauen ­wiedergetroffen. Da sie aber weder Zeit noch Lust hatte, sich auf ein längeres Gespräch mit Joyce einzulassen, nickte sie unverbindlich und meinte: „Es tut mir leid, aber ich muss jetzt gehen. Es war nett, Sie wiederzusehen. ­Schreiben Sie noch?“
    „Pah!“ Joyce blähte die Backen. „Die Lust daran ist mir gründlich verdorben worden. Ich möchte Sie aber nicht länger aufhalten, Mabel. Besuchen Sie mich doch mal zum Tee! Sie wissen ja, wo ich wohne.“
    Mabel versprach, sich in den nächsten Wochen zu ­melden, dann verabschiedeten sich die beiden Frauen mit Handschlag. Mabel war froh, dass Joyce nicht genauer nachgefragt hatte, was sie wirklich nach Fowey geführt hatte, denn auf die Schnelle wäre ihr keine glaubhafte Ausrede eingefallen, und sie wäre in Erklärungsnot gekommen. Dass sie als Pflegerin im nahen Allerby House arbeitete, hatte sie auf keinen Fall sagen wollen, da Joyce wusste, dass sie dem Tierarzt von Lower Barton den Haushalt führte.

    Douglas Carter-Jones’ Teint war aschfahl, und er wirkte sehr müde, obwohl er fast den ganzen Tag über ­geschlafen hatte. Er sprach kein Wort und stocherte lustlos in ­seinem Essen herum. Auch seine Schwester war ungewohnt schweigsam. Mabel hatte den Eindruck, dass keiner von beiden überhaupt bemerkte, was auf dem Teller lag, dabei schmeckte die süßsaure Hühnchen mit gestampften Kartoffeln ausgesprochen gut. Sie nahm sich vor, Angela nach dem Rezept zu fragen, denn Victor würde dieses Gericht sicher ebenfalls munden.
    „Wenn die Polizei nur endlich diese schrecklichen Absperrbänder entfernen würde“, unterbrach Lady Jane plötzlich das Schweigen. „Jedes Mal, wenn ich an der Stelle vorbeikomme, werde ich an den Toten erinnert.“
    „Dann geh nicht dahin!“ Lord Douglas sprach leise und ohne aufzusehen. „Auf Allerby liegt ein Fluch, Jane. Am besten wäre es, das Haus zu verkaufen und von hier wegzuziehen.“
    „Fortgehen?“ Lady Jane riss entsetzt die Augen auf. „Auf keinen Fall! Ich habe nicht mein Glück geopfert, um wegen ein paar Toten die Flinte ins Korn zu werfen.“
    Aufmerksam lauschte Mabel dem Gespräch,

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