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Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Titel: Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michele
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sichtlich verunsichert. „Ich denke, der ­Captain wird ein gutes Dinner wollen, denn das Essen im Gefängnis wird wohl nicht nach seinem Geschmack ­gewesen sein.“
    Die Wirtschafterin wirkte verwirrt. Sie stellte eine Tasse vom Tisch auf die Spüle und wieder zurück, dabei ­zitterten ihre Hände. Der junge Mann hatte sich zu der Nachricht von Captain Douglas’ Entlassung nicht geäußert, und Mabel fragte sich, ob er ihrem Gespräch überhaupt gefolgt war. Mit seinen wasserhellen Augen starrte er stumpf vor sich hin, und auch sonst machte er auf Mabel nicht gerade den intelligentesten Eindruck. Sie war weit davon ­entfernt, einen Menschen nach seinem Äußeren zu beurteilen, ­dieser Larry Dean jedoch passte ganz und gar nicht zu der hübschen und tatkräftigen Angela. Schwerfällig erhob sich Larry, und Mabel sah, dass er sehr groß und kräftig gebaut war. Er war mindestens einen Meter neunzig, und seine Schultern und Oberarme, deren Muskeln sich durch den Stoff des T-Shirts abzeichneten, zeugten entweder von schwerer, harter Arbeit oder von regelmäßigen Besuchen im Fitnesscenter.
    „Geh dann jetzt“, sagte er.
    Mabel fragte sich, was Angela an dem Mann fand. Das war aber nicht ihre Angelegenheit. Angela stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste Larry kurz auf die Lippen. Er schien die Zärtlichkeit über sich ergehen zu lassen und wirkte alles andere als leidenschaftlich. Nachdem er gegangen war, fühlte Angela sich wohl genötigt, Mabel eine Erklärung zu geben, denn sie sprudelte einfach los, obwohl Mabel keine Frage gestellt hatte.
    „Ich weiß, was Sie jetzt denken, Miss Mabel, aber Larry ist nicht so, wie er auf den ersten Blick wirkt. Er lebt in Golant und ist Maurer. Wir kennen uns schon länger, aber seine Familie hat etwas gegen mich, daher hielten wir unsere Beziehung bisher geheim.“
    „Warum sollte seine Familie Sie nicht akzeptieren? Ich wüsste nichts, was gegen Sie spricht, Angela. Sie sind hübsch und eine ausgezeichnete Hausfrau und Köchin – all das, was sich Eltern normalerweise für ihren Sohn wünschen.“
    „Danke, es ist sehr freundlich, das zu sagen. Nun, Larry ist ein paar Jahre jünger als ich; außerdem meint sein Vater, ich würde ihn nur ausnutzen, da ich andere Männer als ihn haben könnte. Lady Jane würde mich sofort entlassen, wenn sie davon erführe. Sie duldet keine Liebesbeziehungen beim Personal, da eine solche mich nur von meiner Arbeit abhalten würde.“
    „Von mir wird sie nichts erfahren“, beruhigte Mabel sie, denn Angelas Privatleben ging sie definitiv nichts an, auch wenn sie nicht verstand, was Angela und Larry ­verband. „Ist Lady Jane eigentlich im Haus?“, wechselte sie das Thema.
    Angela verneinte. „Sie ist am frühen Morgen ausge­ritten, meinte, sie brauche unbedingt frische Luft, und ich solle keinen Lunch für sie bereiten, da sie vor dem Tee nicht zurück sein würde. Daher kam Larry ja ins Haus, ich dachte …“
    „Sie wären allein“, vollendete Mabel den Satz. „Es tut mir leid, Sie gestört zu haben. Lady Jane wird glücklich sein, dass die Polizei ihren Bruder entlassen hat.“
    „Woher wissen Sie das eigentlich?“ Aufmerksam musterte Angela Mabel. „Hat der Captain etwa Sie angerufen?“
    „Äh … Zufällig traf ich den Chefinspektor. Er berichtete mir von der Entlassung“, redete Mabel sich heraus, denn sie durfte nicht preisgeben, dass sie und der Anwalt von Captain Douglas sich kannten.
    Angela schien ihr zu glauben, denn sie meinte: „Miss Mabel, Sie waren immer sehr freundlich zu mir, daher möchte ich Sie um einen Rat bitten. Ich weiß nicht, wie ich mich in dieser Sache richtig verhalten soll.“
    „Gerne, Angela. Ich freue mich, wenn ich Ihnen helfen kann.“
    Unsicher trat Angela von einem Fuß auf den anderen. „Also, es ist nämlich so … Die Sache mit der Jagdhütte …“
    Mabel vermutete, was die Wirtschafterin umtrieb. „Die Hütte war Ihr und Larrys geheimer Treffpunkt, nicht wahr?“, brachte sie die Sache auf den Punkt.
    Angela nickte erleichtert. „In der Nacht des Brandes waren Larry und ich … also, wir waren in der Hütte und haben einen Moment lang nicht aufgepasst. Eine Kerze fiel um und plötzlich brannten die Vorhänge lichterloh. Das Feuer griff sofort auf die Möbel über, und wir ­konnten gerade noch rechtzeitig entkommen. Im Wald hatte ich aber keinen Handyempfang, so konnte ich die Feuerwehr erst vom Herrenhaus aus rufen. Bis diese eintraf, war die Hütte nicht mehr zu retten.

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