Macabros 001: Der Monster-Macher
jedem
dritten Freitag im Monat mußte er sein Opfer bringen. Heute war
Donnerstag. Er mußte heute alles vorbereiten, damit er
zeitgerecht über sein Opfer verfügen konnte.
Wie ein Metzger, der mit sicherem Blick sein Schlachtvieh
auswählt, suchte Yasujiro Konaki seine Opfer. Wochen vorher
wußte er schon, wer als nächster drankam. Und es waren
immer nur Männer, die er sich erwählte. Das hatte seinen
besonderen Grund.
Der Toyota fuhr auf den Parkplatz vor einen Massage-Salon, der wie
eine Insel inmitten einer kleinen Grünanlage wirkte.
Tonka Hamado, Konakis Vertrauter, war Stammgast im Badehaus von
Meiko Shakushi. Er kam wöchentlich einmal. Und zwar immer
donnerstags. Das paßte dann auch regelmäßig zu den
Fahrten mit Konaki, der einmal im Monat donnerstags abends das letzte
Treffen mit seinem Opfer hatte, das nichts von dem ahnte, was mit ihm
am Freitag geschah.
Konaki lernte seine Opfer durch Empfehlungen von Mitgliedern
seiner Sekte kennen oder durch Zufall. Auf der Straße. In einem
Cafe oder Restaurant. Einmal mit einem Auserwählten gesprochen,
gab es für den Unglücklichen kein Entkommen mehr.
Dr. Yasujiro Konaki beherrschte die Gabe der Hypnose perfekt.
Während des Gesprächs gab Konaki seinem Partner einen
posthypnotischen Auftrag, der prompt nach der Amnesie termingerecht
ausgeführt wurde.
Bei Dr. Lonei Showaka hatte Konaki mit dieser Methode wieder mal
erfolgreich gearbeitet.
Showaka war Physiker und hielt an der Universität in Tokio
Vorlesungen über Computertechnik. Vor vier Wochen war Konaki auf
die Idee gekommen, Showaka als Opfer zu wählen. Konaki hatte
einen Weg gefunden, den Physiker, der sich besonders mit Problemen
der Plasmaphysik befaßte, während der Pause in einem
Tokioer Theater anzusprechen. Showaka hatte nicht mitbekommen,
daß Konaki ihm in diesem Gespräch einen posthypnotischen
Auftrag gegeben hatte. Genau eine Woche später suchte der
Physiker in der Ginza ein Spielcasino auf, obwohl er dies nie zuvor
getan hatte.
Konaki war nur gekommen, um die Wirkung des posthypnotischen
Befehls zu überprüfen. Nachdem er die positive Reaktion
festgestellt hatte, war er wieder in sein Labor
zurückgegangen.
Auf sein Spiel im Casino, von Freunden angesprochen, hatte Showaka
sekundäre Begründungen angegeben, ohne auch nur den
geringsten Verdacht zu schöpfen, daß er praktisch unter
Zwang gehandelt hatte.
Konaki betrat das Striptease-Lokal. Er war schon mehr als einmal
hier gewesen. Allerdings war es ein Zufall, daß er Dr. Lonei
Showaka den posthypnotischen Befehl gegeben hatte, um halb zehn
hierher zu kommen.
Es war neun Uhr.
Da Konaki von seinen hypnotischen Fähigkeiten überzeugt
war, hegte er keinerlei Zweifel daran, daß alles seinen
Wünschen entsprechend verlief und dies der letzte Abend war, an
dem Showaka sich vergnügte.
Im Vorraum legte er seinen Mantel ab und ging dann direkt in das
düster gehaltene Lokal, wo nur ein einziger roter Scheinwerfer
brannte und den biegsamen Leib einer schlanken, zartgliedrigen
Japanerin beleuchtete, die außer einem spitzenbesetzten Slip
nichts weiter auf dem Leib trug.
Konaki setzte sich an einen Tisch in der linken hinteren Ecke. Es
kam ihm weniger auf das Geschehen auf der Bühne an als auf die
Ankunft Dr. Showakas. Heute abend sollte der Physiker seinen letzten
hypnotischen Befehl bekommen.
Dr. Showaka tat alles aus freiem Willen.
*
Während Konaki sich zurücklehnte, das Geschehen auf der
Bühne verfolgte, wo zwei Mädchen lesbische Spiele zeigten,
suchte Tonka Hamado seinen Stamm-Massagesalon auf.
Unter einem kleinen flachen Vorbau befand sich eine Art Vorraum
und die Rezeption. Genau der Eingangstür gegenüber stand
ein flacher Tisch. Links eine einzige, durchsichtige Glaswand,
dunkelblau gefärbt. Dahinter in einem kleinen Raum lagen
flauschige, rote Teppiche. In der Mitte des Aufenthaltsraums stand
ein Fernsehgerät, darum im Halbkreis formiert plastikbezogene
Sofas und Sessel. Drei, vier Mädchen hielten sich in dem Raum
auf. Sie trugen weiße flauschige Frotteemäntel, auf denen
Nummern standen.
Meiko Shakushi blickte auf, als Tonka Hamado eintrat. Ein
Lächeln lag um ihre Lippen, und ihre dunklen Kirschenaugen
schimmern verführerisch.
»Nummer achtundzwanzig, wie immer?« Es klang wie eine
Frage, aber die charmante Inhaberin des Badehauses wartete erst gar
nicht die Antwort ab. Sie beugte sich nach vorn und sprach in ein
kleines, in die Tischplatte eingelassenes Mikrofon.
Hinter der blauen Glaswand
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