Macabros 004: Konga, der Menschenfrosch
rückte mit dem Stuhl weiter nach
hinten unter die überdachte Terrasse. Warum und hell schien die
Sonne, die Luft war windstill.
Hellmark rückte die dunkelgetönte Brille zurecht, griff
nach dem zweiten Bogen und faltete ihn auseinander.
Hier stand weniger Text.
Björn Hellmark begann zu lesen:
›Kaphoon ist Xantilons Hoffnung. Gepflastert sein wird
sein Weg mit Mühsalen, Entbehrungen, Kämpfen und Gefahren.
Allein auf sich gestellt – ist er verloren. Er braucht Freunde.
Die Mächte der Finsternis werden ihm auf Schritt und Tritt
folgen. Mit List und Tücke werden sie ihn ins Verderben zu
locken versuchen. Ungewöhnlich und gefahrvoll wird sein Leben
sein. Er wird oftmals nicht merken, wer seine Freunde sind wer seine
Feinde, so geschickt werden seine Gegner vorgehen.
Aber der Namenlose, der Sohn des » Toten
Gottes « , hat eine Chance.
Er muß ein Kämpfer sein, ein willensstarker Mensch,
der sich von dem einmal eingeschlagenen Weg nicht abbringen
läßt.
Dann ist Xantilons Wiedergeburt möglich.‹
Hellmark seufzte.
Er hatte das Gefühl, als läse er einen Brief, der
persönlich an ihn gerichtet war.
Diese Eröffnungen galten ihm. Man hatte ihn bereits an einem
anderen Ort als Kaphoon bezeichnet. Dieser Begriff kam in der
Xantilon’schen Sprache öfter vor, und Bert Merthus hatte
ihn in seine Übersetzung mit übernommen.
Er sah jetzt klarer. Die Hinweise in dem Buch der Gesetze waren
Prophetien, die vor vielen Jahrtausenden ein Oberpriester
niedergeschrieben hatte. Es war ungeheuerlich, über welche
Weisheit dieser Mann verfügt und welchen Weitblick er gehabt
hatte.
Die Zeilen, die Björn bis jetzt in sich aufgenommen hatte,
lasen sich wie ein Kriminalroman.
Kaum konnte er es erwarten, weitere Neuigkeiten zu erfahren.
Er nahm den dritten Bogen zur Hand.
Aber hier zeigten sich bereits die ersten Schwächen, von
denen Professor Merthus geschrieben hatte.
Nur noch Fragmente waren übersetzt. Sätze waren
angefangen und nicht zu Ende gebracht. Hinter vielen Begriffen
standen Fragezeichen.
Es war unmöglich, etwas daraus zu entnehmen.
Björn Hellmark biß sich auf die Lippen.
Irgend etwas stimmte hier nicht. Merthus zeigte hier einen ganz
anderen Geist in seinen Texten. Er wußte offenbar nicht mehr,
wie es weitergehen sollte.
Das Buch der Gesetze war kein harmloses Werk, das man einfach aus
der Hand geben konnte.
Warum hatte Al Nafuur ihn nicht gewarnt?
»Es gibt Dinge, auf die kommt man früher oder
später selbst«, sagte da die Stimme in ihm.
Al Nafuur wußte Björn, weshalb nichts Zauberpriester
aus dem Lande Xantilon, meldete sich auf telepathischem Weg.
Klar und deutlich vernahm Hellmark die Stimme in seinem Hirn. So,
als stünde der Sprecher direkt neben ihm.
»Aber dann kann es manchmal auch schon zu spät
sein.« Björn bewegte die Lippen nicht. Er hatte im Umgang
mit Al Nafuur, dem Unsichtbaren, eine gewisse Übung erlangt. Es
genügte, einen Gedanken klar zu formulieren, es erübrigte
sich, ihn auszusprechen.
»Das ist das Risiko, in das jedes denkende Wesen geboren
wird«, entgegnete die vertraute Stimme in ihm.
»Was geschah mit Professor Merthus?« wollte Björn
wissen.
»Er hatte Besuch. Von den Dämonen. Sie
beeinflußten seine Arbeit. Merthus ist nicht mehr
frei.«
Hellmarks Lippen wurden schmal. »Kann man ihm noch helfen?
Ist er unmittelbar in Gefahr?«
»Nein. Noch nicht.«
»Dann muß schnellstens etwas geschehen.«
»Du hast bereits etwas unternommen. Das war gut und richtig
so, Björn.«
»Aber er reagiert nicht auf meinen Telefonanruf! Schläft
Merthus? Ist er nicht zu Hause, Al Nafuur?«
»Er ist zu Hause. Er kann nicht antworten.«
Hellmark fuhr zusammen, als er diese Antwort in einem
Bewußtsein vernahm.
»Ist er tot?« Unwillkürlich flüsterte er.
»Nein. Er sitzt an seinem Schreibtisch und grübelt. Er
steht im Bann des Buches der Gesetze. Er sucht nach neuen Wegen, nach
neuen Lösungsmöglichkeiten. Aber das ist es nicht allein.
Seine Feinde umringen ihn wieder. Wohl hört er das Geräusch
des rasselnden Telefons, doch er kann sich nicht erheben.«
»Es muß sofort etwas geschehen! Kannst du nicht etwas
tun, Al Nafuur?«
»Leider nein. Ich vermag manches – aber ich bin nicht
allmächtig.«
»Aber wir können Merthus nicht im Stich lassen. Wenn die
Dämonen…«
Al Nafuurs Gedanken übertrumpften seine Überlegungen.
»Noch ist Merthus geschützt. Es mag ironisch klingen, aber
die Dinge stehen so: das Buch selbst steht unter einem Bann,
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