Macabros 004: Konga, der Menschenfrosch
einzustellen. Doch vorerst hatten
sie beide auf dieses Privileg verzichtet.
Björn wußte nach seinem Unfall nicht, wie sich sein
Leben weiterentwickeln würde, und er war vorsichtig damit
gewesen, sich mit fremden Menschen zu umgeben, die mißtrauisch
werden konnten, wenn sie dies oder jenes im Haus mitbekamen.
Bei Carminia war das etwas anderes. Von Anfang an war sie Zeuge
einer ungewöhnlichen Entwicklung geworden.
Die junge rassige Südamerikanerin mit dem Körper einer
Göttin, die Björn Hellmark liebte, kannte auch das
große Geheimnis seines Lebens.
»Der Meister ruft, der Lehrling folgt«, rief Carminia
Brado. Ihre schönen Lippen lächelten. »Was
wünscht der Herr?«
»Nicht so untertänig«, meinte Hellmark, als sie
einen tiefen Knicks vor ihm machte, den Kopf gesenkt hielt und ihm
nicht in die Augen sah. »Das mag bei euch in Brasilien noch so
sein, daß die Frau dem Mann zu Füßen liegt, aber
hier bei uns ist das schwache Geschlecht emanzipiert.«
Er zog sie hoch, und Carminia kam einen Schritt auf ihn zu. Er
führte ihren Busen an seiner Brust. Ein dezentes Parfüm,
das genau zu ihrem Typ paßte, entströmte ihrer Haut.
»Ich habe einige Bitten an dich«, begann er und
erklärte, was los war.
»Ich werde ein oder zwei Tage nicht hier sein. Länger
dauert es bestimmt nicht. Versuch unter allen Umständen, Merthus
zu erreichen! Er soll umgehend sein persönliches Eigentum
zusammenpacken und die nächste Maschine nach Europa nehmen. Das
Buch soll er auf alle Fälle mitbringen. Alles weitere
erkläre ich ihm dann persönlich, aber wahrscheinlich bin
ich bis dahin schon wieder zurück.«
Er machte sie auf einen weiteren Punkt aufmerksam, der ihm am
Herzen lag. Carminia sollte ihm sofort Bescheid geben, wenn von
Merthus weitere Briefe oder sonst irgendeine schriftliche Nachricht
eintrafen.
»Du kannst mich anrufen. Ich nehme an, daß die Pension,
in der ich mich einquartiere, Telefon hat.« Er nannte ihr den
Namen und den Ort, in dessen Nähe, das Gasthaus stand. »Ich
weiß nicht, ob so etwas geschehen wird, aber wenn es dazu
kommen sollte, ist jeder Hinweis für mich dringend
notwendig.«
»Versprochen.« Sie hauchte ihm einen Kuß auf die
Lippen.
»Das war’s dann. Ich denke, das alles sind nur
Kleinigkeiten, die ich nur beiläufig zu erwähnen brauchte.
Ich hoffe deine Hilfe nicht in Anspruch nehmen zu
müssen.«
Und irrte sich sehr…
*
Er nahm seinen kleinen schweinsledernen Koffer in die Hand, als
das Telefon anschlug.
Carminia, die Björn nach draußen begleitete, lief
zurück und meldete sich.
Dann gab sie Hellmark ein Zeichen. »Merthus!« sagte sie
nur, mechanisch die Muschel mit der Hand bedeckend.
Björn stellte seinen Koffer ab und eilte zum Telefon.
Am anderen Ende war wirklich der Professor.
Hellmark atmete auf.
»Tut mir leid«, sagte er, »ich bin ein
unmöglicher Mensch, Sie mitten in der Nacht aus dem Bett zu
reißen. Ich hoffe. Sie können mir noch mal
verzeihen?«
»Aber Sie haben mich nicht aus dem Bett geholt, Mister
Hellmark!«
Björn lauschte der Stimme. Sie klang ruhig, besonnen und
klar.
»Haben Sie etwa gearbeitet?« reagierte Hellmark
überrascht. Er konnte nicht sagen, daß er bereits
wußte, in welcher Situation Bert Merthus vom Telefon
überrascht worden war.
»Ja. Ich habe es versucht. Das Buch läßt mich
nicht mehr los, Mister Hellmark. Aber ich bin keinen Schritt
weitergekommen. Es ist wie verhext! Ich muß wie in Trance davor
gesessen und keinen Strich gemacht haben. Mein Notizblock ist leer.
Seit geraumer Zeit höre ich im Hintergrund schon das Telefon,
aber es ist, als ob man träumt. Man nimmt die Dinge nur
verschlafen und wie aus weiter Ferne wahr. Plötzlich aber war
der Bann gebrochen. Ich wachte regelrecht auf, mir wurde das
Geräusch des Telefons bewußt, und ich hob ab.«
Hellmark erklärte ihm, weshalb er angerufen hatte. Er
bedankte sich für die Postsendung und bat Merthus, aufgrund der
sichtbaren Warnzeichen die Arbeit am Buch sofort einzustellen und zu
ihm nach Genf zu kommen. Hier könne man überlegen, was
weiter zu tun sei.
Merthus leuchtete der Vorschlag ein, nachdem Björn Hellmark
ins Detail gegangen war.
So schnell wie der Deutsche allerdings erwartete, konnte der
Archäologe und Sprachwissenschaftler sich nicht freimachen.
»Es dauert mindestens drei Tage. Aber ich komme gern. Ihre
Erklärung leuchtet mir ein. Was für eine Bedeutung hat das
Schwert? Liegt vielleicht ein magischer Bann darauf?«
»Wir werden
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