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Macabros 004: Konga, der Menschenfrosch

Macabros 004: Konga, der Menschenfrosch

Titel: Macabros 004: Konga, der Menschenfrosch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Bildergeschichte von Frau Lickert
wirklich ist.«
     
    *
     
    Es war grau. Ein regnerischer Tag. Hin und wieder fielen ein paar
Tropfen.
    Breitstetter trug einen Wettermantel und einen Hut, in der Rechten
schwenkte er einen Spazierstock. Der Kommissar ging den Weg, den er
immer ging. Kein anderer führte hier aus dem Wald. Er
stieß dann auf eine Lichtung. Noch ein paar Bäume,
Büsche, Sträucher, hie und da eine Gruppe Birken, als
müßten sie mit ihren schwarzweiß gefleckten
Stämmen eigenwillige Farbtupfer in die Landschaft setzen –
und Breitstetter erreichte diese Wiese. Grau und sich kaum vom
verwaschenen Himmel abhebend sah er das reetgedeckte Haus. Dahinter
groß, alles überragend die Mühle. Ebenfalls grau. Und
baufällig.
    Breitstetter beobachtete die düstere Landschaft und
mußte an die gruselige Geschichte denken, die Martens ihm
erzählt hatte.
    Komische Sache das…
    Zuerst sah er sich das Haus an, in dem Dirk Tössfeld anfangs
gelebt hatte. Alles war verstaubt, verdreckt und baufällig.
Windschief hingen die Fensterladen an den Fenstern, die Türen
waren aus den Angeln gerissen. Das Dach hatte so gut wie keine
Funktion mehr. Es schützte das Innere nicht mehr vor Wind und
Wetter. Ungehindert konnten Regen und Schnee, Wind und Sonnenschein
eindringen und ihr permanentes Zerstörungswerk verrichten.
    Die Treppe, die in die oberen Räume führte, war schon so
baufällig, daß es riskant war, einen Fuß
daraufzusetzen.
    Breitstetter ging hinüber zur Mühle. Sachlich versuchte
er sie so zu sehen, wie er sie auch bisher betrachtet hatte.
    In der Nähe des Eingangs befand sich ein schmales, altes
Fenster. Es war riesig, und das Holz war vermodert und faul.
    So war auch die Tür. Mit einem einzigen Fußtritt konnte
man sie eintreten, und sie flog scheppernd zurück.
    Der Kommissar fand weder Glasscherben, die Claudia Lickerts
Version bestätigt hätte, noch fand er das große und
neue Namensschild, von dem Peter Lickert erzählt hatte.
    Zwar stieß er auf eine ausgefranste, stockfleckige Mulde in
dem fauligen Holz und mit etwas Fantasie konnte man sie vorstellen,
daß hier mal ein Schild befestigt gewesen war. Doch sicher war
dies nicht. Und den Namen Tössfeld entdeckte er schon gar
nicht.
    Der Kommissar stieß hörbar die Luft durch die Nase und
schob seinen Hut, in den Nacken. »Einer ist verrückt.
Entweder die anderen oder ich«, meinte er im
Selbstgespräch, während er seinen Blick in die Runde
schweifen ließ. »Oder aber die Welt ist nicht mehr in
Ordnung!«
     
    *
     
    Als Björn Hellmark wach wurde, fühlte er Übelkeit
in sich aufsteigen. Er glaubte sich übergeben zu
müssen.
    Er mußte eine gehörige Portion Chloroform inhaliert
haben.
    Wo bin ich? Warum bin ich hier? Diese beiden Fragen drängten
sich ihm zuerst auf, als seine Umgebung sich aus dem Nebel
schälte.
    Er befand sich in einem prächtig eingerichteten Salon.
Kostbare Möbel, Teppiche und Bilder.
    Das war sein erster Eindruck.
    Dann eine Stimme. »Ah, sieh einer an! Unser Wickelkind. Jetzt
wird es wach.« Die Stimme klang spöttisch.
    Hellmark erkannte, daß er in einem dickgepolsterten Sessel
saß. Hände und Füße waren gefesselt. Er konnte
sich keinen Zentimeter regen. Aber er konnte den Kopf drehen.
    Zwischen dem Deutschen und seinem unbekannten Gastgeber befand
sich ein Tisch mit einer armdicken Marmorplatte. Darauf standen eine
Whiskykaraffe und zwei Gläser. In einem Glas funkelte noch ein
Schluck Bourbon.
    Björn hob den Blick. Was er sah, erinnerte an die Kulisse
eines schlechten Gangsterfilms.
    Ihm gegenüber saß, die Beine
übereinandergeschlagen, ein gutgenährter Mann. Er trug
einen hellen, fast weißen Anzug, ein marineblaues Hemd, dazu
eine weiße Krawatte.
    An seinem Finger ein beachtlicher Ring, der ein Goldgewicht von
mindestens zweihundert Gramm auf die Waage brachte.
    Hinter dem Mann im Sessel stand ein Typ mit einer Lockenfrisur.
Die Löckchen schien er sich mit einer Brennschere gebrannt zu
haben.
    Der Mann bewegte keine Miene. Er stand da wie eine Statue. Als
Dekoration hing eine Maschinenpistole, auf die ein Schalldämpfer
aufgeschraubt war, über seinem rechten Unterarm.
    Der im Sessel grinste ölig. »Nett, daß Sie endlich
ausgeschlafen haben, mein lieber Freund! Wir haben uns schon Sorgen
um Sie gemacht. Es hat uns ein bißchen lange gedauert. Aber mit
solventen Kunden nehmen wir uns gern Zeit. Es lohnt sich.«
    Hellmark preßte die Augen mehrmals fest zusammen, als wolle
er die Schleier vertreiben.

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