Macabros 004: Konga, der Menschenfrosch
Hellmark vorerst vor diesen Mächten gefeit. Vorerst!
Es blieb abzuwarten, ob dieser Zustand, wo das Heer der niederen
Dämonen und jener Menschen, die ihm übel wollten, wirklich
auf Distanz gehalten wurde, damit er sich auf seine große
Aufgabe konzentrieren konnte.
Aber nun war doch etwas passiert, was er nicht erwartet hatte.
Kriminelle hatten seine wahre Identität gelüftet.
»Nachdenklich geworden?« höhnte die Stimme des
Mannes im Sessel. »Das ist schon ein Vorteil. Wir haben lange
gebraucht, bis wir Ihnen auf die Schliche gekommen sind. Dann
mußten wir einen Weg finden, um Sie abzupassen. Schnell und
ohne großen Wirbel zu veranstalten mußten wir Sie in die
Hände bekommen. Das war nicht ganz einfach, Monsieur
Hellmark.« Der Sprache nach war der Mann ein Franzose. »Sie
sind oft unterwegs. Wir fanden heraus, daß es am besten
wäre, Sie abzufangen, wenn Sie mal wieder zum Flughafen
führen. Und das haben wir gemacht. Das Warten hat sich gelohnt!
Große Fische brauchen immer etwas länger, ehe sie an der
Angel hängen. Aber nun ist’s geschafft. Dafür,
daß wir Sie in unseren Club aufnehmen und nicht
weitererzählen, daß wir einige recht interessante Sachen
über Sie erfahren haben, erwarten wir einen besonderen Beitrag
für die Mitgliedschaft. Wir haben an eine kleine Spende von
einer runden Million gedacht! Jahresbeitrag!«
»Sie sind verrückt«, entfuhr es Björn
Hellmark.
Der ölige schien das nicht gehört zu haben. »Dabei
handelt es sich selbstverständlich um eine Anfangssumme. Wir
müssen flexibel bleiben, müssen Sie verstehen. Steigende
Steuern, Geldentwertung, zunehmende Unkosten überall – auch
meine Angestellten wollen leben – das erfordert schon hin und
wieder eine kleine Veränderung. Keiner von uns tritt gern auf
der Stelle.«
Der Mensch war widerlich. Hellmark wäre ihm am liebsten an
die Kehle gesprungen. Wie viele Opfer mochte er schon an der Leine
führen? Hier wurde mit Mafia-Methoden gearbeitet.
»Ich will Ihnen gleich die Vor- und Nachteile
aufzählen«, fuhr der ölige fort und stellte
demonstrativ sein leeres Whiskyglas auf die dicke Marmortischplatte.
»Wenn wir handelseinig werden, woran ich nicht zweifle, denn ich
halte Sie für einen vernünftigen Menschen, dann werden Sie
auf der Stelle freigelassen. Sie können gehen, wohin Sie wollen.
Werden wir nicht einig, dann sieht die Sache schon etwas
komplizierter aus. Ich bin kein Freund langer Reden.« Die
dunklen Augen des Anführers waren unablässig auf ihn
gerichtet. »Ich werde Ihnen deshalb in diesem Fall nicht lange
gut zureden. Ich werde handeln! Zuerst werden wir Ihre Freundin
vorknöpfen. Die kleine Brasilianerin ist verdammt hübsch,
und es wäre doch wirklich schade, wenn sie etwas von ihrer
Schönheit einbüßte. Wenn ihr zum Beispiel ein Finger
fehlte oder ein Ohr – gräßlich, nicht wahr?«
Hellmark antwortete nicht. Scheinbar aufs äußerste
konzentriert, lauschte er den Ausführungen seines
Gegenüber. Aber diese Konzentration galt nicht den
häßlichen Worten. In Björn Hellmark ging etwas ganz
anderes vor… Den Kerlen, denen er in die Hände gefallen
war, mußte so schnell wie möglich das Handwerk gelegt
werden.
Hier arbeitete eine Gruppe der Mafia. Und sie arbeitete mit deren
Methoden, unbarmherzig, kalt und skrupellos.
Der Anführer war dabei, weitere unappetitliche Einzelheiten
für den Fall aufzuzählen, wenn Hellmark sich nicht von
Anfang an fügte.
»Und wenn Sie Mätzchen machen sollten –
vorausgesetzt, Sie tun nur so und gehen zum Schein auf unser Angebot
ein – dann endet das mit einer Katastrophe«, fuhr der
andere kaltlächelnd fort. »In diesem Fall werden Sie zum
Abschreckungsbeispiel. Irgendwann und irgendwo wird man ihre von
Maschinenpistolen zerfetzte Leiche finden.
Aber dazu wird es wohl nicht kommen. Die wenigsten lassen sich
darauf ein. Dieser Weg ist auch endgültig, es gibt dann keine
Rückkehr mehr, und wer wagt das schon, nicht wahr?«
»Eben«, bemerkte Hellmark mit leiser Stimme. Er
triumphierte innerlich. Es gelang! Das, was er vorhatte, nahm im
wahrsten Sinn des Worte Gestalt an.
Björn Hellmark verdoppelte sich.
Aus dem Nichts bildete sich ein Doppelkörper, der unmittelbar
neben dem Bewaffneten vor der Tür erstand.
Die Kopierung gelang glatt und ungewöhnlich schnell.
Hellmarks Originalkörper, sehr oft bei diesen
Verdoppelungsvorgängen geschwächt und fast durchscheinend
und leblos werdend, sah man nichts an.
Weder der Anführer noch der Bewaffnete
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