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Macabros 004: Konga, der Menschenfrosch

Macabros 004: Konga, der Menschenfrosch

Titel: Macabros 004: Konga, der Menschenfrosch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Spaziergänger sich so weit verliefen und im
Schützenhaus einkehrten.
    Martens schob sein spitzes Kinn nach vorn, blickte an Breitstetter
vorbei zum Fenster hin und meinte: »Wohl nicht das richtige
Wetter heute zum Spazierengehen, wie? Oder ist Ihnen die Geschichte
mit den Lickerts so in die Haut gefahren, daß Sie sich nicht
mehr an die frische Luft wagen? Ist nicht nötig, so zu
reagieren. Tagsüber kann da drüben nichts
passieren.«
    Er lehnte sich halb über die Theke, streckte wie ein
Schulmeister den Zeigefinger aus und fuhr mit gedämpfter Stimme
fort: »Aber nachts sollte man in seinen vier Wänden
bleiben, Herr Breitstetter. Ich meine, ich kann ruhig darüber
sprechen. Ich tu’s nicht gern, aber es liegt mir am Herzen,
daß so etwas wie gestern nicht wieder vorkommt.«
    »Haben Sie es geahnt«, hakte der Kommissar sofort
nach.
    Martens seufzte. Er kratzte sich am Kinn und sah bedrückt
aus. Dieser Mann hatte Sorgen, nicht nur wirtschaftliche.
»Geahnt, so kann man das wohl nicht nennen. In der Mühle
geht’s nicht mit rechten Dingen zu. Das wissen alle.«
    »Wer ist alle?«
    »Die Leute aus dem Dorf, die Bauern. Sie machen einen
großen Bogen um die Mühle.«
    »Warum?«
    »Weil’s eben spukt.«
    »Das beantwortet nicht meine Frage.«
    »Eigentlich hätte ich gar nicht davon sprechen
dürfen. Es bringt nur Nachteile mit. Aber da Sie sowieso schon
gestern abend Zeuge wurden, ist es egal, ob ich davon rede oder
nicht. Wahrscheinlich werden Sie so oder so abreisen. – In der
Mühle hat vor rund hundert Jahren ein Mann namens Dirk
Tössfeld gewohnt. Er hat die Mühle und den Hof von einem
alten Ehepaar übernommen, das hier groß und alt geworden
war und ohne einen Nachkommen zu hinterlassen seinem Lebensabend
entgegensah. Dirk Tössfeld war ein Fremder, niemand kannte ihn
hier. Die Alten vertrauten ihm und nahmen ihn auf. Er sollte die
Mühle übernehmen. Nach dem, was man heute weiß,
sollte er mit seiner Arbeitskraft die beiden Alten ernähren und
sich bis an ihr Lebensende um sie kümmern. Tössfeld war ein
fleißiger und guter Mensch. Solange die Alten noch lebten,
klappte alles auf dem Hof und auch auf der Mühle. Die Kunden
kamen, Tössfeld war beliebt. Er lernte ein Mädchen aus dem
Dorf kennen und heiratete es. Alles schien gut zu werden. Die beiden
Alten, denen die Mühle immer noch gehörte, wurden eines
Tages krank. Sie sollen beide sehr schnell hintereinander gestorben
sein.
    Zu diesem Zeitpunkt kam das Gerede bereits auf, daß Dirk
Tössfeld offenbar doch nicht der Mensch war, für den man
ihn hielt. Böse Zungen behaupteten, er stünde mit Geistern
in Verbindung und habe sie angerufen, um die beiden Alten, die ihn so
gut behandelten, endgültig loszuwerden und ihren Besitz zu
erben. Dirk Tössfeld sei ein Erbschleier, hieß es. Das
böse Gerede griff um sich, das Gerücht begann zu wirken und
Tössfeld die Auswirkungen zu spüren. Man mied ihn. Er blieb
auf seinen Produkten sitzen, und die Mühle war nicht mehr
ausgelastet. Dirk Tössfelds Frau war zu jenem Zeitpunkt
schwanger. Die Aufregungen und das unsichere Leben, der Haß und
die Beleidigungen jener Menschen, unter denen sie groß geworden
war, zehrten an der Frau. Sie brachte eine Frühgeburt zur Welt.
Es war ein Junge, und sie nannten ihn Dietrich. Frau Tössfeld
hat sich von dieser Geburt nie wieder richtig erholt. Sie wurde
Zusehens schwächer. Überall erzählte man sich, sie
litte an Auszehrung, und das sei Teufelswerk. Sie würden
bestraft werden für das, was sie den Alten angetan hätten,
die es doch so gut mit ihnen gemeint hatten. Tössfeld
bemühte sich vergebens, das Vertrauen und die Freundschaft jener
Männer und Frauen zurückzugewinnen, die er einmal
besaß. Aber man wandte sich von ihm ab. Seine Frau starb,
eineinhalb Jahre nach der Geburt ihres Sohnes. Alle hielten das
für die gerechte Strafe, die ihr und Tössfeld widerfahren
sei.
    Menschen können grausam sein. Dirk Tössfeld hatte das zu
spüren bekommen. Er kämpfte um seine Existenz und um das
Leben seines Sohnes. Er war allein auf sich selbst gestellt. Sein
Leben war eine Plage. Niemand unterstützte ihn. Zeugenaussagen
nach zu urteilen, soll man bis tief in die Nacht hinein im Haus
Geräusche gehört und Licht gesehen haben. Das Verhalten
seiner Umwelt habe Dirk Tössfeld später dazu
veranlaßt, sich noch weiter zurückzuziehen. Das ehemalige
Wohnhaus des Hofes verkam immer mehr. Es wurde nichts mehr daran
getan. Tössfeld zog sich in die enge Mühle

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