Macabros 004: Konga, der Menschenfrosch
Er hatte einen pelzigen Geschmack auf der
Zunge. »Ich fürchte, Sie haben sich bei der Auswahl Ihres
Schauspielers geirrt. Da muß es jemand geben, der mir verdammt
ähnlich sieht«, bemerkte Hellmark mit eisiger Stimme.
Der im Sessel grinste von einem Ohr zum anderen. »Aber
Monsieur«, sagte er, hob die Hand und ließ sie gespreizt
auf seinen dicken Schenkel fallen. »Sie glauben doch nicht,
daß ich einen Fehler in der Besetzung mache? Aber nein! Sie
sind genau der Mann, den ich brauche. Sie sind im richtigen Studio.
Hier wird der Film gedreht: Ein Toter kehrt zurück.«
Etwas in der Stimme klang lauernd: Hellmark wurde hellhörig.
Trotzdem ließ er sich eine besondere Aufmerksamkeit nicht
anmerken.
»Ein interessanter Streifen. Horrorfilme sind beliebt beim
Publikum.«
»Richtig. Und deshalb haben wir Björn Hellmark alias
Bernd Hellmer engagiert. Was sagen Sie dazu?«
Dunkle, verengte Augen blitzten ihn an.
Hellmark blieb ungerührt, obwohl eine Alarmglocke in ihm
anschlug und ihm zu erkennen gab, daß dieses Gespräch
unangenehme Folgen haben konnte.
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, sagte er
einfach. Er gab sich ruhig. In seinem Innern aber brodelte ein
Vulkan. Was wußte der vor ihm Sitzende wirklich? Bluffte er
nur?
Für einen Bluff allerdings hatte er schon eine zu genaue
Andeutung gemacht.
Der ölige griff nach seinem Glas. Er deutete auf das zweite
unbenutzte. »Das ist für Sie, Monsieur! Wenn wir
handelseinig werden, und wie ich mich kenne, schaffen wir das.«
Dann erzählte er, daß er auf Grund langwieriger
Recherchen, die er und seine Leute angestellt hätten,
herausgefunden habe, daß er, Hellmark, niemand anders sein
könnte als jener Rennfahrer, der seinerzeit beim Grand Prix in
Südfrankreich tödlich verunglückte.
»Zufällig war ich dabei. Das Rennen war eine aufregende
Sache, Monsieur Hellmark. Daß Sie unter einem Pseudonym an den
Start gingen, kann ich noch verstehen. Nicht verstehen allerdings
kann ich, weshalb Sie so versessen darauf waren zu verschweigen,
daß Sie den Unfall doch überstanden haben. Das muß
doch seinen Grund haben. Sicher wollen Sie, daß dies ein
Geheimnis bleibt, nicht wahr? Und ich kann mir vorstellen, daß
es Ihnen einiges wert ist, dieses Geheimnis zu erhalten!«
Daher also wehte der Wind.
Hellmark blieb äußerlich ruhig. Seine Gedanken
arbeiteten fieberhaft. Er war einer kriminellen Gruppe in die
Hände gefallen, die in der noch gar nicht so fernen
Vergangenheit seines Lebens herumgeschnüffelt hatten. Und sie
waren fündig geworden. Die Gefahr, daß allgemein bekannt
wurde, daß jener Björn Hellmark, der seinerzeit angeblich
im kleinsten Familienkreis beigesetzt worden war, in Wirklichkeit
noch lebte konnte, einigen Wirbel verursachen.
Genau das aber durfte nicht der Fall sein!
Alles war bis ins Detail ausgeklügelt, um die
Öffentlichkeit zu täuschen. Dieser Vorschlag war von Al
Nafuur gekommen, damals, als sein Leben an einem seidenen Faden
hing.
Heute wußte er, weshalb diese Täuschung notwendig
geworden war. Die Menschen, die von dem Vorfall wußten, waren
damit irritiert worden. Unter diesen Menschen gab es Feinde, welche
die menschliche Seele besaßen oder die nur menschliche Gestalt
angenommen hatten. Seine Feinde waren es, die Dämonen, die
Abgesandten finsterer Mächte. Aber in der Vielzahl handelte es
sich hier um niedere Geister, die nur geringe Macht besaßen. In
Scharen aufgetreten, wurden diese Geister aber zu einer Plage, die
ihn ständig irritierten, quälten und sogar verletzten. Er
brauchte aber freie Hand, um den höheren Geistern Widerstand
entgegenzusetzen, um den Gefahren, welche ihm hier drohten, ins Auge
sehen zu können.
Anfangs hatte es ihn gewundert, daß er dieses
Täuschungsmanöver zwar durchführen, aber dabei seinen
alten, wirklichen Namen behalten sollte.
Seiner Meinung nach wäre es doch besser und sicherer gewesen,
einen neuen Namen anzunehmen und unter dem fortan zu leben.
Doch Al Nafuur hatte ihm das erklärt.
Der Name tat nichts zur Sache. Seine Gegner richteten sich nicht
nach dem Namen. Es gab für sie andere Kriterien, denjenigen
aufzuspüren, dessen Leben sie zur Hölle machen wollten. Die
Wahrnehmungen der Menschen, die sie wie Wirtschaftskörper
benutzten, waren maßgebend und spielten dabei eine große
Rolle. Aufgrund dieser Wahrnehmungen existierte für sie nicht
mehr jener Björn Hellmark, der durch die Manipulationen des
Monster-Machers Konaki angeblich ums Lebens gekommen war.
So war
Weitere Kostenlose Bücher