Macabros 007: Totenacker der Dämonen
Geschäftsführer warf einen
schnellen Blick auf das Zimmermädchen.
»Noch eine Frage«, machte Carminia sich nochmals
bemerkbar.
»Ja, bitte Miss?«
»Ist Ihnen etwas Besonderes aufgefallen, als Sie hier in das
Zimmer kamen, Mister Sherman?«
»Nun, es ist recht ungewöhnlich, wenn alles herumliegt.
Das haben wir nicht jeden Tag, Madam.«
»Das kann ich mir denken. Aber das meinte ich nicht. Haben
Sie gesehen, daß noch etwas durch die Luft geflogen
ist?«
»Nein«, schüttelte Sherman den Kopf. Jetzt schien
es ihm doch ein bißchen unheimlich zu werden. Er ließ es
sich zwar nicht anmerken, aber Carminia spürte es.
»Schließlich war niemand außer Ihnen im Zimmer. Und
Sie lagen am Boden, Madam.«
»Hmm, ich hab’s mir fast gedacht. Danke, Mister
Sherman.«
Das Zimmermädchen fing an, aufzuräumen. Die Kleider,
alle persönlichen Gegenstände, die zerrissenen und
zerfledderten Zeitschriften, die Wäsche.
Dann näherten sich Schritte draußen auf dem Gang.
Es war wenige Minuten vor zehn Uhr.
Carminia hoffte, daß Björn endlich
zurückkäme.
Es wurde an die Tür geklopft.
Davor stand ein Mann. Er trug einen leichten Übergangsmantel.
Den Hut hatte der Ankömmling tief in die Stirn
gedrückt.
Der Fremde trug eine lederne Aktentasche in der Hand. »Ich
bin Dr. Sisley«, sagte der Mann. »Man hat mich
hierhergerufen.«
*
Carminia erklärte Sisley, daß man im Hotel von der
falschen Meinung ausgegangen sei, sie hätte einen
Nervenzusammenbruch erlitten.
Sisley hörte sich sehr genau an, was Carminia ihm
erklärte. Dann sprach er leise und begütigend mit ihr. Er
war ein sehr freundlicher, fast väterlicher Typ, aber etwas an
seiner Art störte sie.
Er bestand darauf, sie zu untersuchen.
Dabei sprach er ständig, während er eine kleine
Taschenlampe anknipste und ihr in die Augen blickte.
Sie lauschte seiner Stimme, er sprach leise, eindringlich. Wie ein
Hypnotiseur.
Hypnotiseur? Ein Signal schlug in ihr an.
Gefahr!
Aber etwas legte sich dämpfend auf ihr Hirn.
Vor ihren Augen schwamm alles. Angst und Zweifel wichen. Die
fremde, tröstende Stimme lullte sie ein.
Die Gesichter des Zimmermädchens und des stellvertretenden
Geschäftsführers verzogen sich zu einer zerfließenden
Gummimasse.
Dämonenhafte Züge entstellten die Gesichter.
Sie sahen furchterregend aus.
»Wir werden sie wegbringen. Unten steht der Wagen«,
sagte Sisley.
Der angebliche Daniel Sherman nickte, nahm aus dem Schrank einen
Mantel Carminias. Sie schlüpfte hinein, ohne daß es ihr
bewußt wurde.
Das Zimmermädchen öffnete die Tür.
Draußen war tiefe Stille.
Der Lift, nur zwei Türen weiter, war blockiert. Das hatte
Sisley getan, um seinen Plan ohne langen Aufenthalt
auszuführen.
Die Brasilianerin wurde mit dem Lift nach unten gebracht. Es war
der Lift für das Dienstpersonal. Er hielt in einem Korridor, der
direkt zur Küche und den Wirtschaftsräumen führte.
Dort war nicht mehr viel Personal anwesend. Die Hauptessenszeit
war vorbei. Ein junger Koch und zwei Küchenhelferinnen
arbeiteten an einer kalten Platte.
Unbemerkt verließen Sisley und seine beiden Begleiter, die
ihn im Zimmer Carminias erwartet hatten, durch einen Hinterausgang
das Hotel.
Hier in einem Hinterhof, in dem Mülltonnen und Schuppen
standen und wo die Hotelangestellten ihre Wagen abgestellt hatten,
stand auch der Wagen, mit dem Dr. Sisley gekommen war.
An der Tür veränderten der angebliche Sherman und das
Zimmermädchen ihr Aussehen. Er trug nicht mehr den eleganten
Anzug, in dem er Carminia gegenübergetreten war. Er trug jetzt
einen einfachen Straßenanzug. Und auch das Aussehen des
Mädchens hatte sich verändert.
Der dunkle Rock, die weiße Schürze und das weiße
Häubchen waren verschwunden, an ihre Stelle war ein einfach
geschnittenes, unauffälliges Kleid getreten.
Nur Sisley blieb so, wie er war.
Sisley war kein Dämon.
Er war ein Mensch, der ihnen zu Diensten stand, wie sie ihm zu
Diensten standen.
Sisley nahm hinter dem Steuer Platz. Neben ihm der, der in der
Rolle des stellvertretenden Geschäftsführers aufgetreten
war. Carminia nahm im Fond des Wagens Platz, an ihrer Seite der
Dämon mit dem Aussehen des Zimmermädchens.
Sisley startete. Der Wagen fädelte sich in den
fließenden Verkehr ein.
Satans Helfershelfer aber hatten zugeschlagen.
Das unterbrochene Ritual im Keller des alten Hauses hatte die
Geister auf den Plan gerufen.
Man mußte Hellmark treffen, man mußte eine Waffe gegen
ihn in der Hand
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