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Macabros 009: Blutregen

Macabros 009: Blutregen

Titel: Macabros 009: Blutregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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umschlungen durch die Luft und landeten
im weichen Gras.
    Sie kamen mit dem Schrecken davon.
    Nachdem sie erkannten, daß die anderen mit vereinten
Kräften dabei waren, die störrischen Ochsen herumzuziehen
und das eingesunkene Wagenrad wieder freizubekommen, frönten sie
weiter der Beschäftigung, der sie auf dem Karren nachgegangen
waren. Sie blieben im Gras liegen und küßten weiter.
    Sie waren nur eine Armlänge von der Engländerin
entfernt. Das ganze Geschehen spielte sich unmittelbar vor ihren
Augen ab.
    Sie stand neben einer Palme, und da sich alles unmittelbar neben
der Palme abspielte, konnte sie nicht unbemerkt bleiben.
    Manchmal kam ihr einer der jungen Männer oder der
gutaussehenden thailändischen Mädchen so nahe, daß
sie sie hätte berühren können.
    Aber die wunderten sich gar nicht.
    Camilla schluckte.
    Was hatte das zu bedeuten?
    Mit diesem Problem kam sie nicht zurecht, dafür fand sie
keine Erklärung.
    Demonstrativ trat sie einen Schritt nach vorn.
    Sie stand nun genau im Blickfeld eines jungen Thais, der einen
Stock vom Boden aufhob.
    Er nahm den Stock auf und reichte damit über den schmalen
Graben hinweg, hinter dem das Pärchen lag und sich nicht
stören ließ.
    Er stocherte ein bißchen auf den beiden herum, aber die
kümmerten sich gar nicht darum.
    »Hallo!« Camilla sagte es ganz zaghaft.
    Niemand reagierte. Die Jugend schnatterte weiter. Befehle und
Ratschläge wurden ausgeteilt. Einer der Thais kam der
Engländerin so nahe, daß er mit dem Ellbogen Camilla
anstieß.
    Aber es erfolgte keine Reaktion.
    »Hallo!« sagte sie jetzt ganz laut.
    Jetzt mußte man sie hören.
    Aber die Fremden reagierten nicht. Sie hatten es geschafft, den
Wagen wieder freizubekommen. Die beiden Flirtenden sprangen aufgeregt
und schnell nach, um auch noch auf den Karren zu kommen, der sich
klappernd in Bewegung gesetzt hatte.
    Was war passiert? Diese Frage stieg in Camilla siedend heiß
auf wie ein Geiser.
    Sie mußte wissen, woran sie war.
    Sie löste sich vollends aus ihrem Versteck, rannte ein paar
Schritte nach vorn, sprang auf der Straße dem Karren
entgegen.
    »Halt!« rief sie. »Stop!« Sie schwenkte beide
Arme. Aber der Karren wurde nicht angehalten.
    »Seht ihr mich denn nicht? Hört ihr mich denn
nicht?« Ihre helle Stimme hallte durch die Nacht.
    Die Rindviecher tauchten vor ihr auf. Die Deichsel in der Mitte
zeigte genau auf ihren Bauch.
    Sie mußte Platz machen, wenn sie nicht umgefahren werden
wollte.
    Keiner reagierte, man ignorierte sie einfach.
    Aber das konnte man doch nicht.
    Sie sprang auf die Seite. Aber sie hatte sich so spät dazu
entschlossen.
    Sie fühlte einen Stoß gegen die Seite. Oder bildete sie
sich das nur ein?
    »Warum bleibt Ihr denn nicht stehen!« gellte ihr Schrei
durch die Nacht. »Paßt doch auf!«
    Aber der Wagenlenker hielt den Karren nicht an.
    Camilla fiel.
    Ein Ochse trampelte über sie hinweg, sie sah die Räder
auf sich zukommen. Jetzt waren sie über ihr. Sie versanken in
ihrem Körper.
    Der schwere, vollbesetzte Wagen überrollte sie.
    Und sie lag da und begriff die Welt nicht mehr. Sie spürte
keinen Schmerz, keine Erschütterung.
    Es gab kein Blut.
    Sie wurde überfahren – und es war, als ob der Karren
eine Nebelwand durchfuhr.
    Camilla Davies starb nicht.
    Eisiger Schrecken durchfuhr sie. »Ich bin – schon
tot!«
     
    *
     
    Aber wer tot war, konnte nicht mehr denken.
    Während sie wie von Sinnen auf ihre Beine kam, passierten
unzählige Überlegungen und Gedanken ihr Hirn.
    War sie zu einem Geist geworden?
    In dem Augenblick als Gladis Corkshere in großer
Verzweiflung um Hilfe gebeten hatte, als der Blitz in die Dunkelheit
in dem alten Haus spaltete, war etwas geschehen, was sie bis in die
tiefste Tiefe ihrer Seele getroffen hatte.
    Jetzt kam es ihr wieder zu Bewußtsein.
    Die ungeheure Angst, der Blick in eine brodelnde Finsternis, in
einen Schacht des Grauens und des Unheils. Für Bruchteile von
Sekunden hatte sich dieser Schacht im Licht des geheimnisvollen
Blitzes offen gezeigt, und sie hatte einen Blick in eine Welt
geworfen, die einem Alptraum gleichkam.
    Und sie hatte Gedanken empfangen. Die Gedanken eines fremden,
unfaßbaren Lebewesens, eines Wesens, das man gefangen hatte und
durch den geistigen Strom ihrer Gedanken an die Oberfläche empor
gezerrt worden war.
    Blut! Jetzt wußte sie, weshalb Gladis Corkshere von dem
vielen Blut gesprochen hatte.
    Das Blut und das »Cork’s House«, das ehedem
»Corkshere House« geheißen hatte,

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