Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth
stand, mehr, als er aus dem bisher
Geschehenen ahnen und wissen konnte.
Aber er konnte nicht hierbleiben. Er mußte zurück. Er
fühlte sich verantwortlich für Regina Tärser und
irgendwie wurde ihm bewußt, daß die Gefahr für die
junge Malerin vielleicht doch nicht vorbei war, daß da noch
etwas nachkam, was er jetzt noch nicht übersehen
konnte…
*
»Herr Hellmark?« Die Schwester kam aus dem
Behandlungszimmer und blickte sich suchend um.
Der junge Mann, der die Verletzte gebracht hatte, war nirgends zu
sehen.
Schwester Eva-Maria ging zum Portal. Die Flügel der
gläsernen Tür wichen automatisch zurück, nachdem sie
sich bis auf eine bestimmte Entfernung ihnen genähert hatte.
Die junge blonde Krankenschwester ging hinaus.
Keine Spur von dem Mann, der vorhin mit Regina Tärser
gekommen war!
Sie zuckte die Achseln, wandte sich um – und fuhr erschreckt
zusammen.
»Da sind Sie ja!« wunderte sie sich.
Der Begleiter der Überfallenen stand wie aus dem Boden
gewachsen plötzlich vor ihr. »Ich habe Sie gar nicht kommen
hören.« Irritiert blickte sie sich um.
Macabros erklärte, daß er einen Rundgang durch die
Gartenanlage gemacht habe. »Mit Regina ist alles in
Ordnung?« fragte er dann schnell, um selbst weiteren Fragen aus
dem Weg zu gehen.
»Ja, deswegen wollte ich Sie ja sprechen. Dr. Hain hat ihr
etwas gegeben, damit sie besser schlafen kann. Sie wirkt
äußerlich zwar sehr ruhig, aber wir kennen das. Der Kater
kommt erst nachher. Wenn sie ins Grübeln kommt und nicht
einschläft, strapaziert sie nur unnötig ihre
Nerven.«
Macabros nickte. Die hübsche Schwester ging an seiner Seite
in den Gang zurück, in den die Türen des Operationssaales
und des Behandlungsraums, wo sich Regina noch aufhielt,
mündeten.
»Sie kann sehr schnell schläfrig werden«, fuhr
Schwester Eva-Maria fort, »deshalb ist es besser, wenn Sie
darüber Bescheid wissen. Werden Sie sie noch nach Hause fahren?
Bitte, fassen Sie das nicht als falsche Neugierde auf. Aber wir
glauben, daß es besser wäre, wenn sie so schnell wie
möglich zur Ruhe käme. Vielleicht könnten Sie es
ermöglichen, für sie heute Nacht ein Hotelzimmer in der
Stadt zu nehmen.«
So kam es auch.
Macabros begleitete Regina Tärser in das nächste Hotel
und nahm dort ein Zimmer für sie. Das Mädchen bekam alles
nur noch zur Hälfte mit.
Das Medikament, das Dr. Hain ihr gegeben hatte, begann zu
wirken.
Regina schlief auf der Couch ein. Macabros hinterließ eine
schriftliche Notiz für sie und legte den Zettel so auf den
Tisch, daß ihr Blick darauffallen mußte, sobald sie wach
wurde.
*
Hellmark reagierte sofort.
Durch Antonia wußte er, daß deren Onkel nicht zu Hause
war. Also mußte sich ein Fremder hier eingeschlichen haben, der
allen Grund hatte, die Sicherung herauszuschrauben.
Björn wirbelte herum. Seine Rechte fuhr dem anderen an den
Kragen. Der warf die Arme hoch und wollte in der Dunkelheit den
Gegner abschütteln, vor dem er sich offensichtlich hatte
verstecken wollen.
»Sieh’ nach der Sicherung, Antonia!« sagte
Hellmark. Er konnte sich jetzt ganz auf das Geschehen in dieser
Wohnung konzentrieren, nachdem er seinen Ätherkörper
Macabros aufgelöst hatte, der im Moment schwierig
aufrechtzuerhalten war und der seine Funktion vorerst erfüllt
hatte.
»Was ist denn los?« erklang Antonias erschreckte Stimme
aus dem Dunkel.
Sie hörte die Geräusche aus dem Korridor, die
entstanden, als der andere versuchte, dem eisernen Zugriff Hellmarks
zu entkommen.
Doch der ließ nicht locker.
Er preßte den Unbekannten mit aller Kraft in die Ecke, in
der er die Ankunft der beiden Menschen abgewartet hatte und hielt
beide Arme fest.
Bewaffnet war der Eindringling offensichtlich nicht, und er
mußte auch nicht mit der Ankunft Antonias und erst recht nicht
mit der Hellmarks gerechnet haben.
Bei irgendeiner Tätigkeit hatten sie ihn überrascht, als
der Fremde plötzlich merkte, daß sich Schritte der
Wohnungstür näherten. Er hatte es wahrscheinlich gerade
noch geschafft, die Sicherung herauszudrehen, um nicht sofort
entdeckt zu werden. Aber seine Rechnung war trotz allem nicht
aufgegangen.
»Ich glaub’ wir haben Besuch«, bemerkte Björn.
»Sieht geradeso aus, als ob dein Onkel dir diesmal
nachspionieren würde. Hat er einen Detektiv engagiert?« Er
wartete erst gar nicht die Antwort Antonias ab, die in der Dunkelheit
hantierte und in hektischer Eile nach dem Sicherungskasten
suchte.
»Sind Sie Detektiv?« fragte
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