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Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth

Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth

Titel: Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Tal blicken.
    Die dunklen Augen, nur wenige hundert Meter von der Behausung
entfernt, achteten auf jede ihrer Bewegung. Der Beobachter hatte
nichts Gutes im Sinn. Man sah es seinen verschleierten Augen an.
    Der Mann im schattigen Wald war niemand anders als Franz
Tschierner.
     
    *
     
    Um 16.45 Uhr fuhr ein cremefarbener Mercedes 250 S am
Dorfwirtshaus in Kumberg vor. Hinter dem Steuer ein etwa
fünfzigjähriger Mann, gut gekleidet, dunkles Haar,
gepflegtes Lippenbärtchen.
    Das war Dr. Guilome. An seiner Seite ein Junge, etwa dreizehn
Jahre alt. Er trug das Haar schulterlang, aber gepflegt.
    Kaum stand der Wagen, sprang der Junge schon heraus.
    Guilome ließ seinen Blick über den Parkplatz schweifen.
Sie war noch nicht da. Aber sie würde kommen. Sie hatte
zugesagt. Auf Edda war Verlaß.
    Die Sache mit der Scheidung war eine dumme Sache. Vielleicht
hätte es doch nicht soweit kommen dürfen, aber sie suchten
wieder einen gemeinsamen Weg. Das war schon etwas wert. Die Scheidung
vor einem Jahr war glatt über die Bühne gegangen. In
beiderseitigem Einvernehmen hatten sie sich getrennt. Er hatte Peter
genommen, Edda die damals elfjährige Christine. Aber die
Trennung war ein Riß für sie alle.
    Man mußte noch mal miteinander sprechen. In Ruhe. Er hatte
sich dafür drei Tage Zeit genommen. Hier in diesem ruhigen Dorf,
in das er zwei-, dreimal im Jahr zu einem Kurzurlaub kam, existierte
die richtige Atmosphäre für eine solche Aussprache.
    Peter Guilome freute sich, in diesem Jahr schon so früh hier
sein zu können. Die drei Tage Sonderurlaub von der Schule waren
Klasse. Das letzte Mal war er mit seinem Vater im vergangenen Sommer
hiergewesen. Da hatte er – nicht weit von diesem Gasthof
entfernt – eine Höhle entdeckt. Stundenlang hatte er dort
spielend verbracht. Gleich heute wollte er wieder dorthin.
     
    *
     
    Das Gepäck wurde nach oben in das Zimmer gebracht. Vom Wirt
erfuhr Dr. Guilome, daß Edda Guilome ebenfalls telefonisch ein
Zimmer bestellt hatte und voraussichtlich noch vor Einbruch der
Dunkelheit hier eintraf.
    Genauso kam es dann auch.
    Knapp zwanzig Minuten nach Dr. Guilomes Ankunft fuhr ein
schneeweißer BMW 3,5 vor.
    Heinz Guilome stand am Fenster seines Zimmers und blickte nach
unten.
    Edda stieg aus. Er hatte sie ein Jahr nicht mehr gesehen. Sie war
unverändert schön und anziehend. Als Dreiundvierzigerin
wirkte sie jugendlich und elastisch, trug modische Kleidung, und ihre
Liebe zu schnellen Wagen hatte sie noch nicht aufgegeben. Sie konnte
sich das leisten, denn sie verdiente gut. Edda Guilome war
Wirtschaftswissenschaftlerin und führte ein eigenes
Institut.
    Mit ihr kam Christine. Ein frisches, unkompliziertes Mädchen,
das sich oft wie ein Junge aufführte.
    Das Wiedersehen erwies sich als unkompliziert. Sie waren beide
keine Menschen, die unnötige Schwierigkeiten machten.
    Sie begrüßten sich freundlich, nachdem das Gepäck
von Edda Guilome auf dem Zimmer war. Die beiden Räume lagen
sinnigerweise direkt nebeneinander.
    Heinz Guilome lud seine geschiedene Frau zu einem Glas Wein ein.
Aber Edda Guilome schlug einen Spaziergang vor.
    »Wir können uns später zusammensetzen. Laufen wir
erst ein wenig. Nach dem langen Sitzen tut das gut.«
    Er war damit einverstanden.
    Und dem Geschwisterpaar war dies ebenfalls nur recht.
    Peter und Christine benahmen sich, als hätten sie
täglich miteinander zu tun. Sie waren sich nicht fremd geworden.
Laut gegenseitiger Absprache war esso, daß jeder Elternteil die
Möglichkeit schuf, die Kinder mindestens dreimal im Jahr
gemeinsam aufzunehmen, einmal bei der Mutter, einmal beim Vater. Aber
durch widrige Umstände war es nie dazu gekommen.
    Dies war auch ein Punkt, über den sie unbedingt sprechen
mußten, sollte das, was Heinz Guilome im Sinn hatte, nicht
durchführbar sein.
    Sie gingen durch die Dorfstraße. Es war warm, und die Ruhe
tat wohl.
    »Darf ich Christine den Berg zeigen?« fragte Peter.
    »Du meinst die Höhle?« verbesserte Heinz Guilome
seinen Sohn sofort.
    »Naja, die auch.«
    »Aber du weißt Bescheid. Nicht reingehen! Ich
möchte nicht, daß etwas passiert.«
    »Nein, wir bleiben vorn am Eingang.«
    »Was ist das für eine Höhle?« wollte Edda
Guilome wissen. Die blonde Frau blickte abwechselnd auf ihren
ehemaligen Mann und auf ihren Sohn.
    »Peter hat sie voriges Jahr entdeckt. Nicht weit von hier, da
drüben auf dem Hügel.« Heinz Guilome deutete die
Dorfstraße hinab; wo sie in einer Kurve in einem hügeligen
Gelände

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