Macabros 012: Molochs Totenkarussell
Reich gewesen bin,
daß sich mein geistiges Ich zeitweise von meinem Körper
gelöst hatte. Aber wenn es diesen Eingang in das Jenseits gibt,
dann muß Schwester Janine ihn kennen. Was sucht sie dort? Ist
sie eine Hexe? Dient sie dem Satan? Ich muß es wissen. Deshalb
werde ich sie beobachten. Ich habe ein eigenartiges Gefühl bei
diesen Dingen. Ich habe Angst und bin neugierig zur gleichen Zeit.
Deshalb muß ich mich absichern. Ich werde Gilbert Henderson
beauftragen, mich zu überwachen. Liebe Liz, du weißt nun
alles, was du unbedingt wissen mußt. Ich hatte dich darum
gebeten, dieses Band niemandem auszuhändigen und es gut
aufzubewahren. Du solltest dir es anhören, sobald du das
Gefühl hast, daß ich für deine Begriffe schon zu
lange fort bin, ohne mich zwischendurch noch einmal bei dir gemeldet
zu haben. Wenn du dieses Band hörst, ist es vielleicht so weit
gekommen. Vielleicht ist dies dann ein Abschied, wie du dir ihn
niemals vorgestellt hast. Ich bitte dich um Verzeihung, daß ich
dich, was die letzte Konsequenz betrifft, im unklaren gelassen habe.
Ich wollte es, wie alles im Leben, allein machen. Wenn du diese Worte
hörst, weißt du, daß irgend etwas geschehen ist, was
nie wieder zu ändern sein wird. Ich…«
Klack machte es.
Zitternd lag Liz Hunters rechter Zeigefinger auf der Drucktaste.
Das Band stand still.
»Entschuldigen Sie. Ich möchte es nicht
Weiterhören. Nicht jetzt. Vielleicht morgen…« Sie war
kreidebleich.
Macabros respektierte den Wunsch, obwohl es ihn brennend
interessierte, was Phil Hunter weiter ausführte.
Doch das, was er im Gespräch mit Mrs. Hunter und mit Richard
Patrick erfahren hatte, war nun durch die teilweise sehr
detaillierten Angaben auf eine Weise bereichert worden, mit denen er
viel anfangen konnte.
Liz Hunter schaltete den Strom ab.
Macabros brachte es nicht fertig, nun einfach so davonzugehen. Es
gelang ihm, das Gespräch wieder in Gang zu bringen und Liz
Hunter davon zu überzeugen, daß sie vorerst auf keinen
Fall etwas unternehmen sollte. Wichtig war vor allen Dingen,
daß sie sich selbst nicht in Gefahr brachte.
»Verlassen Sie nicht das Haus, seien Sie vorsichtig und
mißtrauisch gegenüber jenem Besucher, Misses Hunter. Sie
haben es mit Mächten zu tun, die Ihnen übelwollen und die
nicht von dieser Welt sind.« Er mußte an Henderson denken.
»Provozieren Sie nichts, seien Sie aber auch nicht
überängstlich! Ich möchte ihnen gern die Nummer meines
Hotels zurücklassen. Wenn irgend etwas Besonderes sein sollte,
rufen Sie mich dort bitte an. Erreichen Sie mich nicht, hinterlassen
Sie bitte auf alle Fälle eine Nachricht. Diese können Sie
meiner Begleiterin, Miss Carminia Brado, ebenso anvertrauen wie dem
Portier. Schämen Sie sich nicht, die Dinge beim Namen zu nennen.
Unter Umständen hängt das Leben Ihres Mannes davon ab und
Ihr eigenes. Was in meiner Macht steht, werde ich tun, um Sie beide
zu schützen. Ich werde versuchen, Ihren Mann zu finden. Ich
glaube, ich weiß wo er ist, und ich hoffe, daß es noch
nicht zu spät ist, ihn zurückzuholen. Dann geht es vor
allen Dingen auch darum, Sie vor solchen Elementen wie dem falschen
Henderson zu schützen. Es gibt ein wirkungsvolles Mittel. Ich
werde es Ihnen hier lassen.«
Er griff in seine Tasche. Aber da war in Wirklichkeit gar
nichts.
Im gleichen Augenblick aber griff auch Björn Hellmark am
Tisch seines Hotels in die Tasche und spürte das grobgewebte,
unscheinbare Tuch, das Ähnlichkeit mit einem
zusammengeknüllten Damenstrumpf hatte.
Sein Doppelkörper konnte die Gegenstände, die er in die
Hand nahm, nicht nur über die Entfernung hinweg mitbringen,
sondern er konnte sie auch empfangen und dort zurücklassen.
Hellmark faßte in diesem Moment einen Entschluß, der
für ihn sehr risikoreich werden sollte.
Macabros drückte Liz Hunter das braune, zusammengelegte Tuch
in die Hand.
»Tragen Sie es bei sich«, sagte er. »Das
genügt. Es ist die Dämonenmaske, das muß ich Ihnen
verraten. Etwas Ähnliches wie vorhin kann Ihnen nicht passieren,
wenn Sie die Maske stets bei sich tragen. Sie ist wie ein
beschützender Talisman. Tragen Sie sie stets bei sich«,
wies er noch einmal ausdrücklich darauf hin. »Hüten
Sie diesen Talisman wie Ihren Augapfel! Sie dürfen ihn nie aus
der Hand geben, nie verlieren.«
Liz Hunter blickte ihren Besucher mit einem scheuen Blick an. In
ihr Leben griffen Dinge ein, an die sie früher nicht einmal
gedacht hatte.
»Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe«, sagte
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