Macabros 012: Molochs Totenkarussell
gekommen war.
»Ich hatte Henderson beobachtet«, entgegnete Macabros.
»Ich hielt mich in der Nähe des Hauses auf. Ein Fenster zum
Garten war nicht geschlossen. Als Sie Mister Henderson nach oben
führten, bin ich heimlich hereingeklettert. Ich bitte dafür
um Entschuldigung.« Er haßte es, die Unwahrheit zu sagen,
aber in besonderen Situationen kam er oft ohne diese kleine
Notlüge nicht aus.
Liz Hunter zog die Augenbrauen in die Höhe. »Das Fenster
war nicht verschlossen?« Davon mußte sie sich selbst
überzeugen. Sie ging in das betreffende Zimmer. Alle Fenster
waren geschlossen.
»Nachdem ich eingestiegen war, habe ich es
verschlossen«, erklärte Macabros. Er wußte, daß
dies ein schwacher Punkt in seiner Rechtfertigung war.
»Aber Sie mußten doch damit rechnen, auf dem
schnellsten Wege wieder zu verschwinden…«
»Ich wußte nicht, was sich hier ereignen würde,
aber ich war fast sicher, daß etwas passieren würde.
Außerdem wußte ich nichts über die Gewohnheiten der
Bewohner dieses Hauses. Bekannt war mir lediglich, daß Ihr
Gatte nicht anwesend war. Ich wußte nicht im voraus, was und
wie sich der Zusammenstoß im einzelnen abspielen würde.
Als ich das Fenster verschloß, dachte ich weniger an meine
Entdeckung als vielmehr daran, diesem angeblichen Henderson den
Rückweg zu verbauen.«
Das leuchtete ihr ein.
»Wer sind Sie eigentlich?«
Er lächelte. »Entschuldigen Sie diese
Unhöflichkeit, aber in der allgemeinen Aufregung hatte ich noch
keine Gelegenheit, mich Ihnen vorzustellen. Björn Hellmark ist
mein Name.«
Das stimmte zwar auch nur zur Hälfte, aber schließlich
war es auch nur ein Teil seines Körpers, der hier aktiv war.
»Kommen Sie von der Polizei?«
»Nein. Aber das Schicksal Ihres Mannes interessiert mich, und
ich glaube, daß schnellstens etwas geschehen muß, bevor
er im wahrsten Sinn des Wortes in einen Teufelskreis gerät, aus
dem es kein Entkommen mehr gibt.«
Wahrheitsgemäß berichtete er von der Kontaktaufnahme
Phil Hunters mit Richard Patrick, der wiederum Hellmark informiert
hatte.
In einem Gespräch gab er Misses Hunter zu verstehen,
daß er außergewöhnliche Vorfällen nachgehe,
daß er übersinnliche Phänomene erforsche.
Das Gespräch nahm genau den Verlauf, der Macabros am Herzen
lag.
Das erste Eis war gebrochen.
Misses Hunter gewann die Überzeugung, daß sie Vertrauen
haben und offen reden konnte.
Macabros wollte vor allen Dingen wissen, was es mit der Person
Hendersons auf sich hatte, wo er lebte und wie Misses Hunter darauf
gekommen war, daß er gar nicht der war, für den er sich
ausgab. Es stellte sich heraus, daß Liz Hunter Henderson noch
nie gesehen hatte, daß sie aber durch ihren Mann Phil von
diesem Privatdetektiv wußte.
Macabros ging auch auf das Tonband ein, das Henderson unbedingt in
seinen Besitz hatte bringen wollen und von dem Hunter
ausdrücklich verlangt hatte, daß es nicht aus der Hand
gegeben werden sollte.
»Jedenfalls jetzt noch nicht, zu diesem Zeitpunkt«,
präzisierte sie. »Er bat mich abzuwarten, bis ich es
für richtig hielte, das Tonband weiterzugeben. Dies sollte dann
der Fall sein, wenn ich anfinge, mir ernsthaft Gedanken über
sein Verschwinden zu machen.«
Liz Hunter wußte einiges mehr, als in dem Gespräch mit
dem falschen Henderson herausgekommen war.
Macabros wollte den Kredit, den er bei Mrs. Hunter hatte, nicht
leichtfertig aufs Spiel setzen. Andererseits benötigte er
dringend Angaben über und von Phil Hunter, was sein Erlebnis in
der Hölle und sein Wissen über Molochos betraf.
Und etwas Merkwürdiges geschah.
Mrs. Hunter war bereit, gemeinsam mit ihrem Gast das Band
anzuhören.
Sie sah ein, daß Phil unter Umständen in eine Situation
geraten war, die eine sofortige Hilfe erforderte, wenn sie sich auch
nicht vorstellen konnte, wie diese Hilfe aussehen sollte.
Dieser Mann, der sich ihr mit Björn Hellmark vorgestellt
hatte, schien ihr der richtige zu sein, der etwas in die Wege leiten
konnte.
Sie ließ sich von ihrem Gefühl leiten.
Die Bandaufnahme brachte eine ausführliche Darstellung der
Erlebnisse, die Phil Hunter während der Narkose gehabt hatte. Er
gab eindeutig zu verstehen, daß schon eine Vorahnung ihn
gequält habe. Immer dann, wenn Schwester Janine aufgetaucht sei,
wäre das Unbehagen größer geworden.
In der Nähe dieser Frau hätte er sich stets
bedrückt und ängstlich gefühlt.
An einer Stelle sagte Phil Hunter wörtlich: »Ich glaube,
daß ich wirklich in einem jenseitigen
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