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Macabros 013: Mandragora - Herrin der Angst

Macabros 013: Mandragora - Herrin der Angst

Titel: Macabros 013: Mandragora - Herrin der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Uhr hatte sie
den Versuch gestartet. Eine knappe Stunde war sie abwesend gewesen,
eine knappe Stunde hatte sie sich in der anderen Welt
aufgehalten.
    Es zog sie wieder dorthin. Wie ein Gift schlich sich der Gedanke
in ihr Bewußtsein, daß sie die Begegnung mit Mandragora
dringend nochmals suchen mußte.
    Die Überzeugung, daß dort oben eine Nachricht auf sie
wartete, drängte alle anderen Gedanken in den Hintergrund.
    Die Luft in dem kleinen Zimmer kam ihr stickig vor. Vor ihren
Augen tanzten dunkle Punkte, sie taumelte zum Fenster, um es
aufzustoßen.
    Kein Windhauch bewegte die Luft, es war schwül.
    Der Himmel war sternenklar. Sie wandte den Blick nach oben, atmete
tief durch und sah in der endlosen Weite des Himmels die
unzähligen Sterne blinken.
    Ferne Welten. Kalt und unbewohnt. Kein Wissenschaftler war heute
noch so vermessen, anzunehmen, daß nur ein einziger Planet von
Milliarden und Abermilliarden Leben hervorgebracht hätte.
Experimente waren im Gange, um herauszufinden, wo anderes Leben
existierte.
    Erika hatte eine Möglichkeit gefunden. Auf ihre Weise. Sie
hatte eine Astralreise gemacht. Das war ein Anfang. Sie durfte nicht
lockerlassen. Sie mußte mit Mandragora, der geheimnisvollen
Herrin einer geheimnisvollen Welt, sprechen.
    Vor ihren Augen kreiste der ganze Himmel. Aber einer dieser Sterne
stand still und strahlte besonders hell.
    Ihr Herzschlag stockte.
    Brennende Sehnsucht verzehrte sie nach der anderen Welt.
    War es ihre Welt?
    Hatte sie schon einmal gelebt auf einem anderen Stern? War das,
was sie jetzt tat, kein Forschen nach Neuem, sondern ein Erinnern an
Dinge, die ihr nach und nach wieder bewußt wurden?
    Gedankenversunken stand sie da und starrte in den sternklaren
Himmel.
    Das Geräusch eines näher kommenden Fahrzeugs riß
sie in die Wirklichkeit zurück.
    Ein Auto um diese Zeit und in dieser Gegend war zumindest in der
jetzigen Jahreszeit recht ungewöhnlich.
    In dieser Wochenendsiedlung am Abhang des Taunus vor den Toren von
Frankfurt war zum Wochenanfang nichts los. Von den
bungalowähnlichen Flachbauten war im Moment nur ein einziger
bewohnt, und das war ihrer.
    Wer kam jetzt, am Anfang der Woche, noch hierher?
    Sie sah hinter den Hecken, die das Grundstück begrenzten,
helle Scheinwerfer. Der Fahrer benutzte den Weg, der genau auf ihr
Grundstück zuführte.
    Sie war gespannte Aufmerksamkeit.
    Außer den Angestellten der Apotheke wußte niemand,
daß sie hier war. In dem Wochenendhaus gab es kein Telefon.
Vielleicht war eine wichtige geschäftliche Entscheidung zu
fällen, dann mußte sich jemand auf den Weg machen und zu
ihr herauskommen.
    Aber es konnte auch ein Fremder, der bemerkt hatte, daß ein
Haus bewohnt war… von einer alleinstehenden jungen Frau,
sein.
    Sie schloß schnell die Fenster und löschte das Licht im
Korridor, von dem aus der verräterische Schein durch die Fenster
fiel. Ebenso löschte sie die Kerze.
    Mit schwacher Hand nahm sie eine Flinte aus dem Gewehrschrank und
lud die geladene Waffe durch. Sie konnte damit umgehen. Sie hatte
einen Waffenschein und hier in den waldreichen Gebieten des Taunus
hatte sie die Jagd ihres Vaters übernommen. Sie war eine gute
Schützin. Sie konnte nicht nur auf Wildschweine und Hasen
schießen. Sie schreckte auch nicht davor zurück, die Waffe
auf einen Menschen zu richten, wenn sie sich dadurch schützen
konnte.
    Sollten irgendwelche Radaubrüder versuchen, hier einzudringen
in der Hoffnung, hier etwas holen zu können, dann hatten sie
sich geirrt.
    Der Wagen kam tatsächlich auf das Haus zu und hielt.
    Erika Paller hielt den Atem an.
    Ein Mann stieg aus und näherte sich dem
Gartentörchen.
    Es war niedrig genug, um es zu überspringen. Aber der
Besucher tat es nicht.
    »Erika?!« rief er.
    Die Gerufene zuckte zusammen. Die Stimme kannte sie, obwohl es
schon lange her war, seitdem sie sie das letzte Mal gehört
hatte.
    Bernd! schoß es ihr durch den Kopf. Dr. Bernd Kessler!
    Was wollte er ausgerechnet hier und zu dieser unmöglichen
Zeit?
    »Erika?! Bist du da?«
    Sie schluckte.
    »Erika!« Kessler sprang kurzentschlossen über das
niedrige Tor hinweg und lief über den Plattenweg zur
Haustür. Dort hing ein schwerer Türklopfer, den eine
Freundin ihr geschenkt hatte. Obwohl es Elektrizität in dem
Wochenendhaus gab, hatte Erika Paller auf eine elektrische Klingel
verzichtet.
    Das Klopfgeräusch dröhnte durch das ganze Haus.
    Die junge Apothekerin stellte das Gewehr in die Ecke und ging mit
schleppenden Schritten zur Tür.

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