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Macabros 013: Mandragora - Herrin der Angst

Macabros 013: Mandragora - Herrin der Angst

Titel: Macabros 013: Mandragora - Herrin der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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seinen Augen einen neuen
Trank vor. Er war entsetzt, als er sah, wie hoch sie ihn
dosierte.
    »Diese Giftmenge wird dich umbringen«, warnte er.
    Sie lächelte. »Das glaubte man bisher. Ich habe das
Fünffache dessen genommen, was man allgemein als tödlich
annimmt. Ich erhöhe nur um zwei Milligramm: Das ist
alles.«
    Er versuchte, sie von diesem Unternehmen abzubringen. Aber es war
sinnlos.
    Sie trank das Glas leer.
    Dann lehnte sie sich in den gepolsterten Stuhl zurück und
blickte angestrengt auf die vor ihr auf dem Tisch stehende
Pflanze.
    Ihm fiel auf, wie sehr sie sich auf einen bestimmten Punkt
konzentrierte.
    »Warum siehst du die Pflanze an?« forschte er.
    Erika Paller war erschreckend bleich. Ihre Augen glühten wie
Kohlen. »Es ist eine Mandragora, Bernd.«
    Das wußte er bereits.
    »Ich sehe eine Gestalt«, erklärte sie leise.
»Die Zweige links und rechts sind feine schlanke Arme, die sie
ausstreckt. Sie reckt sich. Ihr Körper… ist makellos rein
und schön. Eine vollendet göttliche Frau…
Mandragora… aus der Blüte geboren…«
    Bernd Kessler schloß die Augen. Ein Zittern überlief
seinen Körper.
    Sie war verrückt! Kein normaler Mensch redete so.
    Es kam der Punkt, wo es nicht mehr möglich war, mit ihr ein
Wort zu wechseln.
    Ihre Lippen bewegten sich noch, aber es kam kein Laut
zustande.
    Ihr Atem wurde flacher, ihr Puls schwächer.
    »Erika!« Dr. Bernd Kessler sah das Unheil kommen. Warum
hatte er diesen idiotischen Versuch überhaupt zugelassen?!
    Alle Symptome, daß ihr Herz versagen würde, stellten
sich ein.
    Er sprang auf, schüttelte sie, schlug ihr links und rechts
auf die Wangen.
    »Erika!«
    Sie reagierte nicht.
    Sie atmete nicht mehr und ihr Herz stand still.
    Erika hatte den Flug ins Jenseits geschafft, in jene andere Welt,
wo Mandragora sie erwartete. Erika war tot.
     
    *
     
    Es war alles so schnell gegangen.
    Er war Arzt, und doch hatte er versagt.
    Er rannte aus dem Haus. In seiner Tasche befand sich ein herz- und
kreislaufanregendes Mittel.
    Auf dem Weg zurück in den Wochenend-Bungalow zog er die
Spritze bereits auf, um keine Zeit zu verlieren.
    Erika hatte zuviel gewagt. Was viele Male gutgegangen war –
diesmal hatte sie den Bogen überspannt.
    Ihr ausgemergelter Körper konnte den neuen Giftstoß
nicht verkraften.
    Kessler injizierte venös.
    Reglos hing Erika im Stuhl.
    Er nahm sie herab, machte Atemübungen, Herzmassage. Es
nützte alles nichts.
    So oft war er mit dem Tod konfrontiert worden, aber hier kam er
ihm so fremd und sinnlos vor wie nie zuvor.
    Erika reagierte nicht mehr.
    Aber er machte weiter. Etwas mußte er doch tun. Sie war
völlig paralysiert. Auch in einem Hospital würde man nichts
mehr für sie tun können.
    Mit leeren Augen starrte er auf die herabbrennende Kerze, auf den
Mandragora-Strauch, und auf das Glas, das sie ausgetrunken hatte.
    Plötzlich fuhr er zusammen.
    Er sah die Situation in einem ganz anderen Licht.
    Hier war etwas passiert, etwas Unnatürliches!
    Ein Mord. Ein Selbstmord. Und er war dabei gewesen und hatte ihn
nicht verhindert.
    Wenn er den Todesfall meldete und die Umstände schilderte,
würde ihm niemand glauben.
    Warum haben Sie es nicht verhindert? würde es heißen.
Sie als Arzt müssen doch wissen, was es heißt, eine solche
Giftmenge zu schlucken. So, freiwillig hat sie es genommen? Haben Sie
nicht ein bißchen nachgeholfen?
    Er geriet in eine Panikstimmung, als er daran dachte, daß
auch die Tonbandaufnahme gegen ihn sein würde.
    Erika hatte alle bisherigen Versuche fein säuberlich mit
Datum und Zeitangabe versehen, hatte sie chronologisch
katalogisiert.
    Aber dieser letzte Versuch war nirgends vermerkt.
    Die Polizei würde stutzig werden, wenn sie die Leiche
fand.
    Er hatte zwar kein Motiv für den Mord, trotzdem würde er
hineingezogen werden.
    Er liebte Erika, er würde doch niemals… aber…
liebte er sie wirklich? Als er hier auftauchte war er in einer
unbeschreiblichen Glücksstimmung gewesen. Aber ihre
Reaktion… sie war gekommen wie eine kalte Dusche.
    Ihr Anblick. Sie hatte ihre Reize, gewiß. Aber doch fehlte
ihr etwas, was sie früher besessen hatte.
    Wie ausgebrannt, ausgehöhlt war sie ihm vorgekommen.
    Zwei Jahre hatten sie sich nicht gesehen. Es würde der
Polizei nicht schwerfallen, dies herauszufinden. In welchem
Zusammenhang würde ein geschickter Staatsanwalt seine
Rückkehr sehen?
    Liebte er eine andere? Wollte er die alte loswerden? Kamen ihm die
Versuche Erikas nicht sehr recht? So konnte man

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