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Macabros 013: Mandragora - Herrin der Angst

Macabros 013: Mandragora - Herrin der Angst

Titel: Macabros 013: Mandragora - Herrin der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Es hatte keinen Sinn, sich zu
verleugnen. Wenn Bernd hier auftauchte, hatte er einen Grund.
Wahrscheinlich hatte ihr Vater dem jungen Arzt die Adresse
gegeben.
    Sie knipste das Licht im Flur an, zog den Riegel zurück und
schloß auf.
    Mit strahlendem Lächeln und braungebrannt stand Kessler vor
ihr.
    Sein Lächeln blieb, aber der Ausdruck in seinen Augen
veränderte sich, als er sie betrachtete.
    Sie nickte. »Ich seh nicht sehr gut aus, ich weiß. Aber
ich habe dich auch nicht erwartet«, beugte sie vor, noch ehe er
etwas bemerken konnte. »Wenn ich gewußt hätte,
daß ich heute hier einen so seltenen Besuch erhalten
würde, hätte ich mich in Schale geworfen.«
    Sie wußte, daß sie vernachlässigt aussah. Sie
trug eine halbdurchsichtige indische Bluse und verwaschene, hautenge
Blue Jeans.
    »Komm rein!«
    Kessler gab sich ungezwungen. Es kam schnell zu einem
Gespräch. Sie hatten sehr viel zu erzählen. Zwei Jahre war
es her, seitdem sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Es war mehr
als Freundschaft zwischen ihnen gewesen.
    Gemeinsam hatten sie in Frankfurt studiert. Kessler war Arzt
geworden. Sein Vater hatte ein gutgehendes Zwanzig-Betten-Sanatorium
in Bad Nauheim, das er einmal übernehmen sollte. Kessler
würde bestimmt ein guter Arzt werden. Er hatte Talent und liebte
seinen Beruf.
    »Ich bin heute erst in Frankfurt angekommen«, sagte er,
während sie gemeinsam in das gemütlich eingerichtete
Kaminzimmer gingen. Erika goß zwei Drinks ein. Er sah,
daß sie zitterte und auf wackeligen Beinen stand.
    »Was ist los mit dir?« fragte er leise und legte seine
Rechte auf ihren Unterarm. Sie hob den Blick. »Bist du krank?
Dein Vater macht sich Sorgen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es ist nichts Ernstes. Ich
habe mich ein bißchen gehenlassen, das ist alles. In den
letzten Tagen habe ich kaum etwas gegessen.«
    »Es ist nicht gut, was du machst.«
    Sie lenkte ab. »Du wolltest mir erzählen, wieso du so
unverhofft hier auftauchst.«
    »Das ist schnell getan. – Ich komme also nach Frankfurt
und denke mir: Jetzt überraschst du Erika. Die wird sich
wundern, wenn du so unerwartet hereingeschneit kommst. Aber ich habe
nur deinen Vater angetroffen. Er hat mir erzählt, daß du
im Wochenendhaus anzutreffen wärst. Da bin ich
hergefahren.«
    »Einfach so?«
    »Nein, nicht einfach so. Ich hatte eine sehr lange
Unterredung mit deinem Vater. Er meint, du hättest dich
verändert. Du hättest dich von allen zurückgezogen. Du
hättest den Kontakt verloren zu jungen Menschen
und…«
    »Ich hätte, hätte, hätte… ja, er hat
recht. Aber das hat seine Bedeutung. Es ist nur vorübergehend
so. Bis ich meine Arbeit beendet habe. Du weißt doch, wie das
ist, wenn man eine Sache im Kopf hat, von der man überzeugt ist
und über die man zu keinem anderen reden kann.«
    »Ja, das kenne ich. Aber was ist dir so wichtig, daß du
darüber Schlafen und Essen vergißt?«
    Sie begegnete seinem Blick. Er hatte grüngraue Augen unter
buschigen Brauen. Das dunkle Haar wuchs ihm über die Ohren. Er
war eine gepflegte, interessante Erscheinung.
    So etwas wie Wehmut stieg in Erika auf, als sie ihn so musterte
und unwillkürlich an die vergangenen Tage dachte.
    Es war Liebe gewesen. Aber sie hatten es genau wissen wollen.
Würde es so bleiben oder war es nur eine vorübergehende
Verliebtheit wie in den meisten Fällen, wenn junge Menschen sich
mochten.
    Sie hatten sich getrennt, jeder sollte seine eigenen Wege
gehen.
    Zwei Jahre hatte Bernd Kessler sich in Spanien herumgedrückt.
An der Costa del Sol in Marbella gehörte seinem Vater gemeinsam
mit einem spanischen Kollegen ein kleines Sanatorium, das besonders
gern von reichen deutschen Witwen aufgesucht wurde. In diesem
Sanatorium hatte er gearbeitet. Den langen Aufenthalt im Süden
sah man ihm an.
    Sie beide hatten sich vorgenommen, den Zufall über ihr
Schicksal entscheiden zu lassen. Zwei Jahre mindestens wollten sie
sich nicht sehen, nicht schreiben, nicht miteinander telefonieren. Es
sollte so sein, als ob sie verschollen wären.
    Was würde sich an ihrer Liebe zueinander ändern? Diese
Frage wollten sie genau beantwortet wissen.
    Für einen Außenstehenden mochte diese Art von
Prüfung etwas Komisches sein, aber sie fanden es keineswegs.
    Der erste Moment, als Bernd vorhin vor der Gartentür stand,
kam ihr wieder in den Sinn.
    Es war keine Begeisterung gewesen. Zu sehr noch stand sie im Bann
dessen, was geschehen war und was sie nicht begreifen konnte. Doch
nun, mit einem Male,

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