Macabros 015: Phantoma - Tochter der Finsternis
einer Fahrt nach dort kamen Sie
nicht zurück.«
»Habe ich einen Getränkevertrieb? Ich weiß
nicht… ich erinnere mich nicht…« Machte er auf Show?
War es echt?
»Warum lassen Sie ihn nicht in Ruhe?« mischte sich
Misses Kuttner ein. »Warum sind Sie so unmenschlich?«
Björn preßte die Lippen zusammen. Die Frau tat ihm
leid. In ihren Augen mußte er grausam sein. Sie kannte die
Wahrheit nicht. Er brachte es nicht fertig, ihr die Wahrheit zu
sagen.
Erregung spiegelte sich auf Kuttners Gesicht. Er lief grün
an.
Und dann sprudelte es nur so über seine Lippen.
Der ganze Haß brach aus, den er so mühsam
unterdrückt hatte. Hellmark wußte, daß dieser Mann
vor ihm nur dem Aussehen nach noch ein Mensch war, daß aber
seine Seele längst nicht mehr existierte.
Er erschien ihnen als Mensch, aber seine wahre Gestalt war die
Schlange.
Während er Hellmark beschimpfte, nahm seine Haut eine
eigentümliche Farbe an.
Der ganze Haß eines dämonischen Wesens schlug
Björn entgegen. So konnte kein Mensch denken, fühlen,
hassen.
»Sie werden es nicht aufhalten. Phantoma wird siegen. Sie ist
unsere Herrin. Nicht mehr die Schlange wird es sein, die im Staub vor
den Menschen kriecht. Der Mensch wird vor der Schlange fliehen.
Phantoma beginnt ihr Reich hier so einzurichten, wie sie es für
richtig hält. Phantoma ist unbesiegbar, und die Geister, die ihr
Untertan sind, übertreffen die Geister Molochos’!«
Selbst der Name seines furchtbarsten Feindes war Kuttner
vertraut.
»Es ist zu spät, Hellmark. Mandragora hat die Saat
ausgesät und sie geht auf. Phantoma, die Tochter der Finsternis,
befindet sich auf der Erde und beginnt ihren Feldzug gegen die
Menschen, die sie haßt. Wer ihr treu dient, kann Macht
erringen, kann – sogar werden wie sie. Wir lieben Phantoma, wir
verehren sie. Wir gehören zu ihr. Und ehe Sie begreifen, was
geschieht, Hellmark, wird das Grauen sie überrollen. Die
Hölle hat viele Gesichter. Die Menschen haben das bloß
vergessen. Überall werden wir sein, wo Phantoma es für
richtig hält, uns einzusetzen. Wie Soldaten werden wir für
sie da sein. Sie sind ein Narr, Hellmark. Sie erkennen die Zeichen
der Zeit nicht.«
Kuttner schnellte seinen Kopf gegen Hellmark vor wie eine
Schlange, die ihr Opfer angreift.
»Sie widersetzen sich. Sie kämpfen. Dabei stehen Sie von
vornherein auf verlorenem Posten. Poul MacCatney wollte auch Phantoma
vernichten. Er glaubte, sie als Mörderin durchschaut zu haben.
Aber Phantoma ließ ihn spüren, was es bedeutet, sie
entlarven zu wollen. Sie machte ihn nicht zu ihrem Diener, sie
schickte ihm den Tod – so wie ich euch den Tod bringen
werde…«
Die letzten Worte kamen zischelnd aus seinem Rachen. Sein Kopf
wirkte flacher, war schuppig, die Haare fehlten, er trug alle
Merkmale einer Schlange mit sich.
Er schnellte nicht vorwärts, wie Hellmark es erwartete.
Der kräftige Schlangenleib wirbelte herum und schlang sich
mit unbarmherziger Kraft um den Hals Misses Kuttners, die gurgelnd
zusammenbrach.
*
Er war schneller vom Fleck gekommen, als er erwartet hatte.
Cornelia war ihm fleißig zur Hand gegangen. Die felsige
Piste ermöglichte kein schnelles Fahren. Sie kamen nur langsam
voran.
Es war sehr dunkel. Wie Geisterfinger stachen die Scheinwerfer in
die Nacht.
Das Steppengras wurde angeleuchtet, wirkte wie ein hochgewachsenes
Gespinst im Licht der Lampen. Affenbrotbäume, rote Erde.
Dann ein riesiges Stück Blech.
Boyd Fermeeren mußte zweimal hinsehen. Auf dem Weg hierher
hatten sie abseits der Piste mehr als ein verrottetes Autowrack
entdeckt. Wenn auf der Strecke eine ernsthafte, nicht mehr zu
behebende Panne auftrat, dann blieb das Fahrzeug einfach an der
Strecke liegen. Innerhalb weniger Stunden wurden die wichtigsten
Innereien von Eingeborenen ausgebaut, die des Weges kamen.
An Autowracks hatte Fermeeren sich gewöhnt.
Aber dies hier auf dem Plateau war etwas anderes.
Das stammte nicht von einem Auto, das waren Flugzeugteile.
Das Paar stieg aus.
Hier war ein Flugzeug abgestürzt. Und der Zeitpunkt des
Absturzes lag noch gar nicht so weit zurück. War es vor einem
Tag passiert oder vor zwei? Höchstens drei Tage konnte es her
sein. Der rote Staub lag noch nicht sehr dick auf den
Wrackteilen.
Boyd Fermeeren und sein Frau suchten mit Stablampen die
nähere Umgebung ab. Sie kamen zu der Absturzstelle. Das Cockpit
war aufgeplatzt. Die Instrumententafel hing an mehreren farbigen
Kabeln aus einer Seitenwand des Kleinflugzeugs,
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