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Macabros 018: Knochentunnel in das Grauen

Macabros 018: Knochentunnel in das Grauen

Titel: Macabros 018: Knochentunnel in das Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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das verhaltende Echo
aus der Tiefe des Schachts sprachen für sich. Pepe war
verunglückt.
     
    *
     
    Er kniete sofort nieder, griff in die Tiefe und spürte keinen
Widerstand.
    »Pepe?!« schrie er nach unten.
    Höhnisch lachend schien ihm sein eigener Ruf zu antworten.
Pepe reagierte nicht.
    Carminia Brado kam taumelnd näher, weiß wie ein
Leintuch.
    Sie sank an Mahays breite Brust und war unfähig, auch nur ein
Wort über die Lippen zu bringen.
    Noch jemand hatte Pepes Hilferuf gehört: Das junge englische
Paar, das ihnen an diesem Mittag schon so oft aufgefallen war.
    »Der Turm!« sagte eine benommene Stimme, und Mahay
wandte den Kopf, als hätte er nicht richtig gehört. Mit
glasigen Augen starrte der junge Mann mit der spitzen Nase auf den
zusammengebrochenen Schacht und schien überhaupt nicht zu
wissen, was er in diesem Moment sagte. »Hier stand er, ich sehe
ihn, ganz deutlich vor mir.« Mit der Rechten machte er eine
schraubenähnliche Bewegung über seinen Kopf hinweg und
blickte seiner Hand nach wie einem entschwindenden Vogel. »Er
windet sich nach oben wie eine Spirale«, flüsterte er, und
sein Gesicht lief rot an, als schösse plötzlich vor
Aufregung alles Blut in seinen Kopf.
    »Aber es ist nicht der richtige, nicht der einzige, nein,
nein«, fügte er plötzlich wie kindisch werdend hinzu,
und dann wandte er sich ab, ließ nicht nur Rani Mahay und
Carminia Brado entsetzt und sprachlos zurück, sondern auch seine
junge Frau, die reagierte, als hätte der Schlag sie
getroffen.
     
    *
     
    Kolwalski durfte nicht sterben!
    Macabros warf sich wie eine Raubkatze nach vorn. Sein Körper
schnellte durch die Luft, und er wurde von dem tobenden Sturm weiter
nach links gedrückt, als er eigentlich wollte.
    Der Schrank schlug krachend an die gegenüberliegende
Wandseite, und die in den Türschlössern steckenden
Schlüssel brachen mit lautem Knacks ab.
    Macabros fühlte Kolwalskis Hose in seiner Hand.
    Mit dem Oberkörper ragte der Reporter schon aus dem Fenster,
und sein Schrei hallte durch den beginnenden Abend.
    Macabros erreichte sein Ziel.
    Noch mal mußte er sich gegen den Sturm stemmen.
    Kolwalski wurde zu Boden gerissen. Sein Jackett, das über die
Fensterbank rutschte, blieb am Stumpf des abgerissenen Fensterkreuzes
hängen und ratschte von unten bis oben auf.
    Der Wind hörte schlagartig auf.
    Die eisige Luft, die vom Pol zu ihnen ins Zimmer geweht worden zu
sein schien, wurde wieder atembar und stach nicht mehr in den
Lungen.
    Ein widerlicher Gestank nach Pech und Schwefel hing in der Luft,
und Kolwalski sah aus, als würde er sich jeden Augenblick
übergeben.
    Er starrte Macabros an. Der wollte etwas sagen.
    Aber dazu kam es nicht. Jan Kolwalski ließ sich zu einer
Kurzschlußreaktion hinreißen.
    Er begriff überhaupt nichts mehr und hatte nur einen Wunsch:
so schnell wie möglich aus diesem Zimmer zu verschwinden.
    Mit dem gespenstischen Auftauchen des Fremden hatte alles
begonnen. Das war seine Überlegung. Aber die war falsch.
    Macabros hatte ihm das Leben gerettet.
    Kolwalski reagierte mit aller Härte.
    Er riß beide Beine an, knallte sie gegen Macabros’
Brust und sprang auf die Füße, ehe der Taumelnde sich
fangen konnte.
    Kolwalski riß die Tür auf und stürzte die Treppe
nach unten.
    »Nicht! So hören Sie doch, Herr Kolwalski! Bleiben Sie
stehen!«
    Der Reporter wollte nicht hören und rannte weiter. In dem
kleinen Aufenthaltsraum und in der Gaststube herrschte Unruhe.
Menschen waren aufgestanden. Der Lärm im Zimmer oben war ihnen
nicht entgangen, und sie hatten keine Erklärung dafür.
    Der Inhaber des Hauses kam Jan Kolwalski auf halbem Weg
entgegen.
    »Herr Kolwalski? Um Gottes willen, was ist denn passiert?
Ich…« Zu mehr kam er nicht. Der erschreckende Ausdruck in
Kolwalskis Gesicht war die einzige Antwort. Der Besitzer der
Hotelpension erhielt einen Stoß gegen die Brust, daß er
gegen die Wand fiel. Kolwalski jagte wie von Furien gehetzt zum
Ausgang.
    Er bemerkte den Fremden, der zeitungslesend in der
gemütlichen Nische neben dem Blumenfenster saß, die Beine
übereinandergeschlagen hielt und seine Zeitung senkte, als
Kolwalski ihn passierte.
    Der Reporter glaubte, den Verstand zu verlieren.
    Hier unten, direkt neben dem Eingang, saß jener Mann, dem er
eben dort oben entkommen war!
     
    *
     
    Er wußte nichts von der parapsychischen Fähigkeit
dieses Mannes, an zwei Orten gleichzeitig sein zu können. Und er
legte keinen Wert darauf, in der schrecklichen Stimmung, in

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