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Macabros 018: Knochentunnel in das Grauen

Macabros 018: Knochentunnel in das Grauen

Titel: Macabros 018: Knochentunnel in das Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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hätte er es in ein Dunstfeld gesteckt.
    Pepe wagte es, die Stollenwand nach unten zu klettern. Aus der
Ferne vor sich glaubte er schwaches Licht zu erkennen.
    Langsam lief er durch den Tunnel. Der war hoch genug, daß er
aufrecht stehen konnte. Wie viele Schritte, er ging, wußte er
nicht. Plötzlich hatte der Junge das Gefühl, auf einem
anderen Stern zu sein.
    Das alles schien ihm wie ein Traum.
    Ein fremdartiger Tunnel, in den er hineinsehen konnte wie in eine
endlos sich drehende Spirale, die in die Unendlichkeit führte,
tat sich vor ihm auf.
    Von dort kamen die Geräusche, die Stimmen, das Licht.
    Der Tunnel sah aus wie ein überdimensionales Knochengerippe
eines urwelthaften Sauriers.
    Das Gerippe war nicht hohl.
    Menschen bewegten sich darin – und Fremde, die
menschenähnlich aussahen.
    Direkt vor Pepe stand plötzlich ein seltsamer, fremdartig
aussehender Mensch.
    Er war schlank, der Oberkörper nackt, der Kopf kahl. Die Haut
war seltsam gefärbt und erinnerte den jungen Mexikaner an die
Farben des Regenbogens.
    Niemals zuvor hatte Pepe einen solchen Menschen gesehen. Das war
kein Geschöpf der Erde – es kam von einem fremden
Stern.
    Ihre Blicke begegneten sich. Der andere nahm ihn wahr – und
der Sog nahm ihn mit!
    Eine Falle, zuckte es durch Pepes Hirn. Man hat mich in eine Falle
gelockt.
    Dieser Gedanke und das Ereignis erfolgten zur gleichen Zeit.
    Was Pepe hier entdeckt hatte, interessierte Björn. Die Welt
des Jenseits, die der Geister, hatte wieder mal ihre Pforten
geöffnet. Pepe wußte von den Dingen, von den finsteren
Höllenschergen und von Molochos, dem Dämonenfürsten,
der die sichtbare Seite der Welt unterjochen und unter seine
Herrschaft bringen wollte.
    Hier wurden Menschen entführt und in einen Knochentunnel
geschleust, in eine unbekannte Ferne, aus der es sicher keine
Rückkehr mehr gab.
    Er mußte zurücklaufen. Hier durfte er nicht bleiben. Da
merkte Pepe, daß er sich nicht mehr bewegen konnte. Wie
angewachsen klebte er auf der Stelle.
     
    *
     
    Es war wie in einem Alptraum. Man versuchte vor einer
schrecklichen Gefahr davonzulaufen, man rannte wie von Sinnen –
und kam doch nicht einen einzigen Schritt weiter.
    Wie von einem Magnet angezogen, ging Pepe auf die gewaltige
Öffnung zwischen den rippenähnlichen Gebilden zu.
    Er konnte sich nicht dagegen wehren, obwohl er es versuchte.
    Hier herrschten andere Gesetze. Hier stimmten die physikalischen
Bedingungen nicht mehr mit jenen überein, die in der realen,
dreidimensionalen Welt Gültigkeit hatten.
    Es war der gleiche Sog, der ihn in die Tiefe gerissen hatte. Er
trat wieder auf, und ehe Pepe sich versah, wurde er ins Innere des
Knochentunnels gerissen.
    Eine brüllende, quietschende, wimmernde Atmosphäre
hüllte ihn ein, seine Muskeln gehorchten nicht mehr seinem
Willen. Unter ungeheurem Druck wurden seine Arme an den Körper
gepreßt, als sei er gewaltigen Zentrifugalkräften
ausgeliefert.
    Pepe konnte den Kopf nicht mehr drehen. Er fand sich
plötzlich mitten in dem makabren Tunnel und glitt mit ungeheurer
Geschwindigkeit in eine Tiefe, die er nicht abschätzen
konnte.
    Er war im Knochentunnel gefangen, und sein Schicksal war
ungewiß.
    Wohin ging die geheimnisvolle Reise?
     
    *
     
    Carminia trank einen heißen Kaffee.
    Nur noch wenige Neugierige hielten sich unten am Parkplatz auf.
Die Nacht war empfindlich kalt.
    Die Männer des Rettungstrupps hatten sich auf eine lange
Nacht eingestellt. Technische Hilfsgeräte waren herbeigeschafft
worden, die ein schnelleres Vorankommen gewährleisteten.
    Auf einem primitiven Förderband wurden Steine und Schutt aus
dem betreffenden Stollen in die Höhe getragen. Die Männer,
die sich in den Bauch des Berges vorarbeiteten, wechselten sich in
regelmäßigen Zeitabständen ab.
    Fachleute waren hinzugezogen worden. Sie hatten keine Hoffnung
mehr, daß der Junge noch am Leben war.
    Hellmark ließ nichts unversucht und unterstützte die
Helfer, wo er konnte.
    Er kam ins Zelt, in dem Carminia saß und mit leeren Augen
vor sich hin starrte. Rani Mahay begleitete ihn. Zusammen tranken sie
Kaffee, und Carminia blickte Björn an.
    »Wie sieht es aus?« fragte sie tonlos.
    »Es ist noch alles drin«, erwiderte Hellmark.
    »Was macht dich so sicher?«
    »Görtzners Aufzeichnungen. Ich habe sämtliche
Papiere studiert, die ich in Kolwalskis Zimmer an mich nehmen konnte.
Professor Görtzner hatte einen ersten Versuch unternommen, von
den vielen Stollen, auf die er und seine Mitarbeiter

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