Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 018: Knochentunnel in das Grauen

Macabros 018: Knochentunnel in das Grauen

Titel: Macabros 018: Knochentunnel in das Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
aufeinander.
    In der Burg war es dunkel. Die Bewohner dieser Welt schienen das
Licht zu fürchten.
    »Wird es hier nie Tag?« kam es wispernd aus seinem
Mund.
    Anstelle des alten Mannes antwortete der kahlköpfige junge
Mann mit der Regenbogenhaut. »Nein. Auch wir haben eine Region
auf unserer Welt, in der die Sonne nie scheint. Wir nennen es
sinnigerweise das ’Land der Finsternis’. Ein fremdartiger
Stamm mit seltsamen Bräuchen lebt dort auf einer Kulturstufe,
die man einfach als primitiv bezeichnen kann. Sie haben eine graue
Haut, und alle Versuche, sie zu kultivieren, ihnen in ihrer
Entwicklung zu helfen, sind bisher fehlgeschlagen. Dieses kleine,
widerstandsfähige Volk hat sich allen Versuchen in dieser
Richtung widersetzt, lebt sein eigenes Leben und ist eine Bedrohung
für die anderen Völker. Ein großes Forschungsprogramm
wurde aufgestellt, das Geheimnis des Bergvolkes zu ergründen.
Unsere Wissenschaftler und Missionare, die die finstere Bergregion
aufsuchten, blieben verschollen. An der letzten Expedition nahm ich
als wissenschaftlicher Assistent teil. Wir wurden gefangengenommen
und in einem fremdartigen Ritual Göttern geopfert, die mit den
Namen Trokul und Skry bezeichnet wurden. Beim rituellen Tanz trugen
die grauhäutigen Bergbewohner doppelgesichtige Masken. Ich wurde
als erstes Opfer der gefangengenommenen Gruppe auserwählt und in
einen Brunnenschacht gestürzt. Zu meinem Erstaunen stürzte
ich mich nicht zu Tode. Der Fall nahm kein Ende und ging über in
eine fließende, dann rasend schnelle Bewegung. Ich sah den
Tunnel, der aussah wie ein riesiges Gerippe. Ich erblickte andere,
fremde Gesichter, intelligente Bewohner anderer Welten. Da begriff
ich: Trokul und Skry sind keine Götzen, sondern existieren
wirklich, und das alte Bergvolk kennt magische Geheimnisse. Deshalb
ist es uns, die wir uns als fortschrittlich bezeichnen, nie gelungen,
dort eine Kerbe in die alten Bräuche zu schlagen und unsere
Gedanken dort überzeugend durchzubringen. Ich habe alle alten
Bücher studiert, die sich mit dem Wissen und den geheimnisvollen
Riten der Grauen befassen. Fremde Mächte werden beschworen,
durch Opfer besänftigt oder bestochen, ganz wie man will, und
hier auf dieser Welt der Dunkelheit kommen diese Opfer
tatsächlich an, werden umgeformt, werden wiedergeboren und
kehren dann endgültig für alle Zeiten hierher zurück.
Aber Trokul und Skry geben sich mit dem Erreichten nicht zufrieden.
Sie wollen immer mächtiger werden. Diejenigen, die es zu
geheimnisvollen Orten zieht, die sich mit magischen und okkulten
Tätigkeiten befassen, sind meistens Wiedergeborene, die andere
mit ins Verderben ziehen wollen. So jedenfalls ist es auf unserer
Welt. Wenn es gelänge, zurückzukehren, den
entgegengesetzten Weg einzuschlagen, der die rätselhafte Grenze
zwischen Raum und Zeit zu einem lächerlichen Atemzug
zusammenschrumpfen läßt, dann ist es nur noch eine Frage
der Zeit, um allem hier einen Riegel vorzuschieben, der das Tor zu
Trokul und Skry ein für allemal verschließt.«
    Der junge kahlköpfige Forscher schwieg.
    Sie erreichten jetzt ein Tor. Der alte Mann war schon sehr
schwach. Man merkte, daß ihn das Laufen anstrengte und
daß er es kaum schaffte, das schwere Tor in den Angeln zu
bewegen. Pepe und Kaipur waren ihm dabei behilflich.
    »Wir kommen in einen Garten«, erklärte der
Alte.
    Es war ein merkwürdiger, unheimlicher Garten. Er bestand nur
aus Steinen. Diese Steine wiederum zeigten sich in bizarren Formen.
In einigen glaubten sie urwelthafte, legendäre Fabeltiere zu
sehen, in anderen Menschen, zu schrecklichen, abstoßenden
Formen erstarrt, als wollten sie dem Schrecklichen entgehen, das auf
sie wartete.
    Schmale Wege führten durch dieses Sammelsurium tierischer und
menschlicher Darstellungen, die aussahen, als würden sie nur
schlafen, als könnten sie jeden Augenblick erwachen.
    Unwillkürlich hielt Pepe den Atem an.
    Eine große Terrasse führte von diesem Steingarten aus
direkt zur finsteren Burg. Riesige Fenster, tief herabgezogen, waren
dort angebracht, damit die beiden Herrscher von der Burg aus in den
unheimlichen Garten sehen konnten.
    »Dort brennt doch Licht!« entrann es Pepes Lippen.
    Sie sahen es alle. Es glühte dunkelrot hinter den Fenstern.
Der Schein war unruhig, als flackerten Kerzen.
    »Sie sind wach!« Der alte Mann atmete auf.
    Schatten bewegten sich hinter den Fenstern, die mindestens sechs
Meter hoch und doppelt so breit waren.
    »Trokul und Skry!« sagte Kaipur.

Weitere Kostenlose Bücher