Macabros 019: Im Schlund der Höllenschlange
solches
Gummitier zu verstecken, braucht man ein großes Versteck.
Hopkins behauptete, gleich nach seiner übereilten Flucht ein
Holzschild mit der Aufschrift Deadly Bluff gesehen zu haben. Stimmt!
Ich habe mir alle Häuser angesehen, aber ich habe nicht mal
’ne neue Schleifspur gefunden.«
»Eine Frage, Sheriff.«
»Schießen Sie los!«
»Weiß man inzwischen, um welche Zeit etwa die junge
Unbekannte ermordet wurde?«
Brodnick vergaß seinen Kaugummi zu kauen. »Ich
weiß eigentlich immer weniger, wie ich Sie einreihen soll,
Mister Hellmark. Sie sind mir zu neugierig. Aber wenn Sie’s
interessiert, bitte, es ist kein Geheimnis: der Mord geschah zwischen
neun und zehn. Allerdings hat sich der Arzt da noch nicht festlegen
lassen«, fügte er sofort hinzu, ohne seinen Blick, von
Björn zu nehmen. »Genaueres wissen wir erst nach der
Hauptuntersuchung. Der Arzt schließt auch nicht aus, daß
der Mord ebensogut zwei Stunden später passiert sein
könnte, zwischen elf und zwölf, und das ist genau die Zeit,
wo man Sie außerhalb des Hauses gesehen hat, Mister
Hellmark!«
*
Brodnick brachte ihn mit dem Mord in Verbindung! Deshalb seine
komische Art Hellmark gegenüber.
Björn war jedoch nicht darüber erstaunt. Er hatte
Brodnicks Mißtrauen und dessen Abneigung ihm gegenüber
sehr deutlich gespürt. So schien der Sheriff jedem Fremden in
seinem Revier zu begegnen.
»Ich glaube so einfach, wie Sie es gern hätten, ist es
nicht, Sheriff. Vielleicht sollten Sie das, was Mister Hopkins da
mitgeteilt hat, doch ernster nehmen. Er wollte nach Weed, sagten Sie?
Nannte er Ihnen auch das Hotel, in dem er absteigen wollte? Sehen Sie
mich nicht als einen Gegner an, sondern als Ihren Verbündeten.
Sheriff«, fügte er schnell hinzu, als Brodnicks
merkwürdiger Blick ihn wieder streifte. »Wir ziehen am
gleichen Strang. Denken Sie an die junge Frau, erzählen Sie mir
mehr von ihr, wer sie war, woher sie kam, vielleicht gibt es
Besonderheiten in ihrem Leben – wie in dem Richard
Lowestones.«
In diesem Tonfall redeten säe eine geraume Weile miteinander.
Björn spürte förmlich, wie Brodnicks Mißtrauen
schwand.
»Jeder ist verdächtig, solange ich nichts Näheres
weiß«, meinte Brodnick schließlich. »Ich kenne
Sie nicht. Es ist meine Art, andere zu provozieren, über die ich
nichts weiß. Da erfährt man manchmal mehr über die
Menschen, als jene glauben. Sind Sie so etwas wie ein
Privatdetektiv?«
»So etwas Ähnliches. Ich hätte diesen Mister
Hopkins gern mal unter vier Augen gesprochen, wenn ich die
Gelegenheit dazu erhielte.«
»Weed liegt rund zweihundert Meilen weiter nordwestlich
’ne schöne Strecke. Das Hotel, in dem er
regelmäßig abzusteigen pflegt, nennt sich ’Western
Store’. Das hat er mir angegeben, ebenso seine Privatadresse
für den Fall, daß ich noch Fragen hätte, was ich
jedoch nicht glaube.«
»Ich hätte einige an ihn«, murrte Björn und
nahm sich vor, gegen Abend in dem kleinen Hotel aufzutauchen, ohne
Brodnick zu sagen, daß er sich dabei den langen Anfahrtsweg
ersparen würde.
Björn wollte noch etwas sagen. Im Ansatz des Sprechens hielt
er inne.
»Mummy! Mummy!« Es war die Stimme eines Kindes, eines
Mädchen. Draußen, in der Nähe des Hotels…
»Mummy! Schnell!«
Björn wirbelte herum. Er zögerte keine Sekunde. Wie ein
Blitz jagte er die Treppe hinauf, noch ehe Glenn Brodnick begriff um
was es ging, und ehe er seinen unförmigen Körper auch nur
einen Schritt vorwärts gebracht hatte.
Björn Hellmark lief an der ehemaligen Rezeption vorbei und
verharrte den Bruchteil eines Augenblicks an der Eingangstür, um
festzustellen, aus welcher Richtung das Rufen des Kindes
erfolgte.
Es kam von jenseits der Hügel hinter Deadly Bluff…
Björn lief los.
*
Der Sheriff stand auf der ersten Treppe und wollte ebenfalls
folgen, als er die leise Stimme hinter sich vernahm.
»Sheriff! Psst!«
Brodnick lief es eiskalt über den Rücken. Da war noch
jemand im düstern Keller?
Er warf den Kopf herum. Als der Dämmerung löste sich
eine Gestalt.
Brodnicks Mundwinkel klappten herab. Narrte ihn ein Spuk?
»Ist er weg?« fragte der Mann, den er am wenigsten hier
erwartet hatte. Vor ihm stand niemand anders als Dr. Pit Mallow.
*
»Mallow?« fragte Brodnick ungläubig. Er
preßte fest die Augen zusammen.
Die Gestalt blieb.
»Und wenn Sie sich die Augen aus dem Kopf reißen.
Sheriff: Ich bin hier! Wirklich und leibhaftig.« Mallow sah zwar
angegriffen und
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