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Macabros 021: Abraxas Fluch des Magiers

Macabros 021: Abraxas Fluch des Magiers

Titel: Macabros 021: Abraxas Fluch des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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stand da zu lesen.
    Schon war der Eindruck wieder verwischt.
    Dunkle Schatten schoben sich von allein Seiten wie bedrohliche
Wolkenberge auf das farbige und seltsame Interieur.
    Aber es wurde nicht ganz schwarz. Der Eindruck war, als würde
eine Überblendung stattfinden.
    Plötzlich rückte ein gewaltiger Tisch mit geschnitzten
Beinen und einer geschnitzten Platte in den Mittelpunkt. Am Tisch
saß jemand mit entblößtem Oberkörper.
    Ein Mann. Er hielt den Kopf gesenkt und starrte auf ein
ausgetrocknetes Pflanzen- oder Wurzelbündel, das er genau vor
sich liegen hatte.
    Jetzt erkannte Björn die schlanken, nervigen Finger. Etwas
blinkte zwischen ihnen. Wie Metall. Es war eine große
Metallnadel, sehr lang, sehr spitz.
    Und dann geschah etwas Unheimliches, das er nicht verstand.
    Der Mann mit dem entblößten Oberkörper drehte
leicht den Kopf. Björn konnte ihn im Profil sehen. Diese
markanten Züge vergaß man nicht, wenn man sie mal gesehen
hatte. Ein Mephisto-Gesicht! Düster und
rätselhaft…
    Abraxas!
    Mit einem gequälten Ausdruck um die Lippen stach er sich die
lange Nadel ruckartig einen Finger breit unterhalb des Herzens in die
Brust!
     
    *
     
    Er hatte lange gezögert. Nun aber konnte er nicht mehr
länger warten.
    Wenn er besonders aktiv gewesen war, blieb ihm zu
mitternächtlicher Stunde nichts anderes übrig, als seinen
Zoll zu entrichten. Blutzoll!
    Es gab kein Zurück mehr für ihn. Zu sehr war er
verwickelt in das Unheil, das er selbst heraufbeschworen hatte.
    Als die Nadel knackend in sein Fleisch fuhr, brach ihm der
Schweiß aus. Er fühlte das kühle Metall wie einen
Eiszapfen in seine Brust dringen.
    Abraxas stöhnte leise. Er fiel vornüber. Sein Gesicht
war grau und runzlig. Er wirkte alt und verbraucht, und hätte
seine Verehrer und Zuschauer von heute abend ihn jetzt, nur drei
Stunden später, sehen können, sie wären
erschrocken.
    Es war, als ob eine kräftezehrende Krankheit seinen
Körper aushöhle.
    Seine Hände zitterten, seine Augen waren fast blind.
    Wie durch einen dichten Nebelschleier erkannte er die Umrisse des
Tisches, darauf die geheimnisvolle Pflanze. Eine Pflanze, die trocken
und welk war, deren Saft er tropfenweise getrunken hatte, um seine
magischen Fähigkeiten zu stärken.
    Diese Pflanze stammte nicht von dieser Welt. Sie spendete
Kräfte, um die jedermann ihn beneidet hätte –
jedermann, der nicht die ganze Wahrheit wußte.
    Diese Pflanze war ihm anvertraut worden. Ihr Saft spendete
Kräfte. Aber diese Kräfte verbrauchten sich. Er nahm etwas
von ihr, er mußte ihr etwas geben, so hatte man es im Tempel
der Toten in der geheimnisvollen Stadt von ihm verlangt. Und er
mußte sich daran halten, wollte er nicht jetzt schon verloren
sein.
    Abraxas drückte die Nadel tief in sein Fleisch und ein
dumpfer Schmerz breitete sich in seiner Brust aus.
    Drei Sekunden vergingen. Sein Herz schlug wie rasend.
    Da zog er die Nadel wieder heraus.
    Ein Blutstropfen quoll aus der winzigen Wunde. Herzblut! Er nahm
diesen Tropfen vorsichtig mit dem Finger ab und ließ ihn dann
auf die ausgetrocknete Pflanze fallen.
    Ein zweiter Tropfen, noch einen dritten…
    Drei Tropfen, so schrieb es das Ritual vor.
    Drei Tropfen Blut aus seinem Herzen wurden verlangt, und er gab
sie.
    Immer öfter griff er zu diesem schrecklichen Mittel. Er hatte
vorher nicht erwartet, daß er es so oft tun würde. Aber es
war wie ein Rauschmittel. Er brauchte es, er war abhängig davon
geworden wie der Fixer von der Heroinspritze.
    Sein Herzschlag beruhigte sich wieder. Abraxas blickte mit klaren
Augen auf die Pflanze, die wie ein Schwamm die drei Blutstropfen
aufgesogen hatte.
    Er warf einen schnellen Blick auf die Kerze, die rechts vor ihm
stand. Er machte eine beschwörende Geste, wie man sie oft bei
ihm auf der Bühne sah.
    Er war außerstande, einen Funken entstehen zu lassen, um den
Docht zu entflammen. Er war in dieser Sekunde ein Mensch wie jeder
andere, unfähig, etwas Besonderes aus dem Nichts heraus
entstehen zu lassen.
    Gebannt starrte er auf die Pflanze.
    Abraxas hielt den Atem an.
    Würde sie…? Einen quälenden Gedanken spann er nicht
weiter. Er sah es.
    Das Grün wurde dunkler. Es war, als ob die Pflanze, die grau,
welk und unansehnlich gewesen, plötzlich von geheimnisvollen
Säften durchpulst würde.
    Die ineinander verschlungenen Stengel wurden praller, die welken
Blätter entfalteten sich, drei dicke Knospen drehten sich
spiralförmig nach außen, wurden flammendrot und sprangen
auf.
    Ein

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