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Macabros 021: Abraxas Fluch des Magiers

Macabros 021: Abraxas Fluch des Magiers

Titel: Macabros 021: Abraxas Fluch des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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ungeheuerliches Glühen brach aus ihnen hervor, als
hätte jemand eine winzige, lichtstarke Lampe
angezündet.
    Der rote Widerschein spiegelte sich auf dem eingefallenen,
müden Gesicht des Magiers. Das rote Licht schuf hektische
Flecken auf seiner Haut.
    Die Pflanze erblühte in einer wilden, einmaligen
Schönheit, deren Reiz sich kein Betrachter hätte entziehen
können.
    Wie in Trance starrte Abraxas auf die Blüten, die zu leben
schienen, Blüten, die durch sein Herzblut entstanden waren.
    Die Schönheit der Blüten währte nur eine einzige
Minute lang. Dann schlossen sie sich wieder und schrumpften ein. Die
prallen Stengel wurden wieder dünn, hart und strohig, und alles
war wieder so wie zuvor.
    Aber dieser Eindruck täuschte.
    Es war mehr geschehen, viel mehr. Abraxas alias Karel Stokan war
einen Schritt weitergegangen. Einen großen Schritt auf das
Verderben zu.
    Aber daran wollte er jetzt nicht denken. Dankbar registrierte er
die wieder erstarkenden Kräfte. Er fühlte sich frisch.
Spannkraft kehrte in ihn zurück, seine Gesichtshaut
glättete sich, und die Runzeln, die noch eben sehr deutlich zu
sehen gewesen waren, wurden weniger.
    Er betastete sein Kinn, seine Wangen und seine Stirn. Für
einen Atemzug lang stand sein Herz still, und er hatte Angst davor,
sich im Spiegel zu betrachten.
    Der Zauber funktionierte noch, aber er wurde doch schwächer.
Die Wirkung war nicht mehr so durchgreifend, und es schien, als
hätte sein Körper sich daran gewöhnt, wie man sich an
eine Droge gewöhnte, von der man dann immer höhere Dosen
nehmen mußte, um eine annähernd gleiche Wirkung zu
erzielen.
    Aber hier waren ihm Grenzen gesetzt. Er konnte den Einsatz nicht
erhöhen. Er würde nichts bringen. Es lag ganz bei ihm, wie
oft er das Elixier brauchte. Geben und nehmen waren genau aufeinander
abgestimmt. Er konnte nur das nehmen, was er gab.
    Je mehr er aber gab, desto schwächer wurde er.
    Das war der Preis, der vereinbart worden war.
    Die Wirkung war nicht mehr so durchgreifend. Er verlor
Kräfte, nahm aber weniger entgegen.
    Abraxas atmete tief durch.
    Als müsse er sich selbst bestätigen, hob er leicht die
rechte Hand. Ein Funken sprühte, als käme er aus seinem
Mittelfinger. Die Kerze begann zu flackern.
    »Wunderbar. Es funktioniert immer noch«, sagte eine
spöttische Stimme aus dem Halbdunkel.
    Abraxas blickte gar nicht auf. Der Mann namens Gablisczek –
vor aller Welt sein Sekretär – war in Wirklichkeit ein
Scheusal, ein Quälgeist, der ihn ständig daran erinnern
sollte, worauf er sich eingelassen hatte, nachdem er den Eingang in
die Stadt und den Tempel der Toten gefunden. Dort hatte er das
Geheimnis der Magie entdeckt und sich angeeignet. Aber er war mit dem
Erreichten nicht zufrieden gewesen. Es genügte ihm nicht, nur
Dinge vorzugaukeln, er wollte, daß sie wirklich wären.
    Er war ein zweites Mal dorthin gegangen. Ein einsamer Wanderer
zwischen den Zeiten, den Welten des Diesseits und des Jenseits, und
hatte den dort herrschenden Mächten das Geheimnis abgetrotzt. Er
hatte Gablisczek mitnehmen müssen. Als Diener, als Bewacher.
Gablisczek war eine lebende Leiche. Er war nicht tot, er lebte aber
auch nicht. Ein Untoter.
    »Es wird nicht mehr lange gehen.« Gablisczek erhob sich
aus dem Korbstuhl, in dem er die ganze Zeit über gesessen hatte.
»Ich kann es kaum erwarten.«
    Abraxas warf seinem angeblichen Sekretär einen bösen
Blick zu. Wie er diesen Mann haßte! Er hätte ihn
töten können, aber das ging nicht. Er war mit ihm auf
Gedeih und Verderb verbunden, von ihm abhängig. Solange Jutta
und Ruchena noch lebten, hatte er diese Bedrückung noch
ausgehalten, aber nun wurde ihm die ständige Gegenwart dieses
Abgesandten aus dem Reich der Toten zur Last und zur Qual.
    Er sah keinen Sinn mehr. Sinn seines Lebens waren Jutta und die
Kleine gewesen. Wenn sie gewußt hätten, worauf er sich
seinerzeit eingelassen hatte, um ihr Leben zu erhalten!
    »Noch ist es nicht soweit. Noch bin ich der Herr«,
preßte Abraxas zwischen den Zähnen hervor, und es klang,
als ob eine Raubkatze fauchte. »Du wirst mir
gehorchen.«
    Gablisczek grinste. In seinen dunklen Augen glitzerte ein kaltes
Licht. »Bald wird das Spiel andersrum gehen, mit umgekehrten
Rollen. Der Herr wird der Diener, es geht rapide bergab. Ich
hätte mir nicht träumen lassen, daß es so schnell
geht. Wie lange noch, Stokan? Eine Woche – einen Monat? Oder
– nur noch einen Tag? Sie verschleudern ihre Kräfte. Mir
kann es recht sein. Sie

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