Macabros 021: Abraxas Fluch des Magiers
durchführte.
Ein Mensch hob die Anziehungskraft der Erde auf und wurde am
nächtlichen Himmel über den ausgedehnten Wäldern zu
einem zerfließenden, formlosen Schatten, der eins wurde mit den
Wolken.
Gablisczeks Lippen bildeten einen schmalen, harten Strich in
seinem Gesicht.
»Er hält keine Ruhe«, murmelte er kühl.
»Der Zerfall wird schneller eintreten, als er erwartet. Er
schont sich nicht mehr, verbraucht seine Kräfte im
Übermaß und verbrennt sich. Nur zu, Karel Stokan. Etwas
Besseres kann mir gar nicht passieren. Noch ehe diese Nacht vergeht,
wirst du erneut zu dem magische Kräfte verleihenden Trank
greifen müssen. Und es wird abermals dein Herzblut kosten. Das
wird dein Ende und deine Einkehr in die Stadt der Toten bedeuten
– und ich werde hier zurückbleiben.«
*
Abraxas in unbekannter Umgebung?
Björn dachte verzweifelt darüber nach, was er tun
könne, um den Dingen zuvorzukommen, die sich nach hier mit
ungeahnter Schnelligkeit entwickelten.
Die Bilder waren nur Fetzen, nur Denkanstöße. Es kam
darauf an, was er daraus machte.
Menschen waren gestorben, zog er das Resümee. Der Tod des
Hausmeisters, der Tod eines Unbekannten kurz darauf im Zimmer eines
Striptease-Girls, das auf rätselhafte Weise verschwunden
war.
Zeugen waren vernommen worden. Sie hatten von Schatten gesprochen,
die sich wie selbständige Lebewesen von dem betreffenden Haus
lösten und am nächtlichen Himmel verschwanden.
Schatten, Feuer und Schatten – das Lieblingselement und die
Lieblingsform, mit denen Abraxas so gern arbeitete.
Der zusammengeschrumpfte Mensch im Zimmer war deshalb so geworden,
weil – wie Scotland Yard vermutete – eine ungeheure Glut
auf seinen Körper eingewirkt hatte.
Eine Spur, die auf den rachedurstigen Abraxas wies.
Er mußte ihn finden, koste es, was es wolle. Sein Instinkt
warnte ihn vor einer Gefahr, die plötzlich ganz nahe war.
Björn sah noch, wie klar und deutlich ein neues Bild aus den
dunklen Nebeln im Innern der Kugel stieg.
Es schien, als ob eine Kamera an einem Ballon hinge und eine
Luftaufnahme von dem Anwesen mache: dichtbewaldete Umgebung, im
Umkreis von einer Meile kein anderes Haus, keine Hütte, kein
Mensch.
Ein Straßenschild sollte ein entscheidender Hinweis sein.
Aber Hellmark konnte sich nicht mehr voll darauf konzentrieren.
Ein Schatten berührte ihn und fiel durchs Fenster.
Im ersten Moment schien es, als ob die volle Mondscheibe hinter
einer bizarren Wolke verschwände. Aber dieser Schatten hatte
Kraft. Es war wie eine Riesenfaust, die ihn zu Boden schleuderte.
Ein gewaltiges Dröhnen und Lachen erfüllte
plötzlich die Luft.
Das Fenster flog auf, als drücke eine heftige Windbö es
ein. Scheiben klirrten. Glas splitterte.
Instinktiv warf Björn Hellmark sich zur Seite.
Der Spuk dauerte nur einen Moment. Die Kraft, die eigentlich ihn
treffen sollte, traf die Kristallkugel auf dem Tisch.
Sie kippte mitsamt dem Ständer um.
Es gab einen harten, hellen Knall, als würde jemand eine
Glühbirne zum Zerspringen bringen.
Der Schatten über der Kugel! Der Schatten und der Wind rissen
sie einfach mit sich.
Hellmark zögerte eine Zehntelsekunde zu lange.
Die Kristallkugel zerplatzte, und die Splitter flogen durch die
Luft und schwebten wie in einer Raumkapsel herum, in der die
Schwerkraft der Erde aufgehoben war.
Hellmarks Herzschlag stockte.
Die unersetzliche Kristallkugel Ranis, die Kugel, in der man
zukünftige Ereignisse sehen konnte, gab es nicht mehr – Sie
war zerstört…
*
Ein triumphierendes, häßliches Lachen drang an seine
Ohren.
Es kam durchs Fenster.
Björn warf den Kopf herum und sprang auf die Beine. Er sah
eine Gestalt vor dem Fenster.
Abraxas, der Magier!
Sein finsteres Gesicht hing groß vor Hellmark in der
Luft.
Die Arme waren ausgestreckt, und von ihnen gingen die Schatten
aus, die nun wieder mit dem Körper des Magiers verschmolzen.
Björn machte einen Satz über das Bett hinweg. Neben
diesem lag der Kasten mit dem Schwert des Toten Gottes.
Abraxas suchte die Konfrontation, und Hellmark, der Mann, der den
Dämonen und ihren Hilfskräften auf der Erde den Kampf
angesagt hatte, stellte sich dieser.
Er hatte das Gespräch mit Abraxas gesucht, aber die
Umstände hatten ihn bisher daran gehindert, dies in die Tat
umzusetzen.
In der Zwischenzeit mußte sich Weiteres ereignet haben,
daß der rätselhafte Magier sich entschlossen hatte, hier
aufzutauchen.
Er mußte auf ihm unerklärliche Weise entdeckt
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